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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

11. 1. 2012 - 18:18

Frischzellenkur für Olympia?

Die ersten Winter Youth Olympic Games sollen der olympischen Bewegung neues Leben einhauchen. Doch an diesem Vorhaben gibt es auch viel Kritik.

Diesen Freitag wird im Innsbrucker Bergisel-Stadion vor 15.000 BesucherInnen zum dritten Mal das olympische Feuer entzündet. Galt die Zeremonie 1964 und 1976 noch Olympischen Winterspielen, wird sie diesmal für die Winter Youth Olympic Games (YOG) durchgeführt. Knapp über 1.000 AthletInnen, alle zwischen 15 und 18 Jahre alt, nehmen daran teil. In zehn Tagen werden sie 63 Medaillenbewerbe unter sich austragen.

Olympische Spiele mit Milliardenumsätzen

Dass zum dritten Mal Olympische Spiele in Innsbruck stattfinden ist eine Marketingphrase. Zwei Mal hat die Innsbrucker Bevölkerung in Referenden eine weitere Bewerbung für die Spiele abgelehnt, die InnsbruckerInnen fürchten die Kosten. Mit Sotschi in Russland und Pyeongchang Südkorea haben dann auch ohnehin sogenannte "Wachstumsmärkte" den Zuschlag für die Spiele der Erwachsenen bekommen.

Olympische Spiele sind ein Milliardengeschäft für das Internationale Kommitte (IOC) und die weltweiten Fernsehstationen. Für Veranstalter und Sponsoren bringen die Spiele ein positives Image und viel Werbung, die allerdings mit immensen Geldern erkauft werden.

Olympische Ringe und Jugendliche

Innsbruck 2012 GmbH

Einschaltzahlen sinken

Genau dieser Werbewert ist in Gefahr, denn immer weniger jugendliche Zuschauer sind an den Übertragungen der Spiele interessiert. Die klassischen Sportarten, die seit Jahrzehnten, wenn nicht schon seit den erste Olympischen Spielen 1896 im Programm sind, ziehen immer weniger Jugendliche vor den Fernsehschirm, geschweige denn motivieren sie selber zum Sporttreiben.

Diesem Trend wollte Jacques Rogge, Präsident des IOC, gegensteuern, als er die Einführung von Olympischen Jugendspielen vorschlug. Sie sollten mehrere Probleme mit einem Schlag erledigen. Erstens sollten sie junge Menschen zum Sportmachen animiert und so den Sportverbänden der klassischen Disziplinen Nachwuchs garantieren und zweitens sollten sie Olympia wieder attraktiv machen.

Diese Argumentation überzeugt aber nicht alle. So gibt es etwa Bedenken bezüglich der Gesundheit der Jugendlichen. Es wird befürchtet, dass die YOG zu einer Vorverlagerung des Leistungssports führen, mit all seinen Konsequenzen von gesundheitsschädlichem Training bis hin zu Doping.

YOG als Experimentierfeld

Doch der IOC hält an den YOGs fest, sollen sie doch auch als Experimentierfeld für die Spiele der Erwachsenen dienen. Bei den ersten YOG-Sommerspielen in Singapur 2010 wurde etwa "3-Mann-Basketball", ähnlich Streetball, in die Wettbewerbe aufgenommen, ein Bewerb, der dann 2016 bei den Erwachsenen Premiere feiern könnte. Auch bei den YOG in Innsbruck wird es neue Formate geben, Slopestyle für Snowboard, Halfpipe für Ski. Dazu geschlechterübergreifende Bewerbe sowie gemischte Teambewerbe, wo AthletInnen aus verschiedenen Nationen zusammengespannt werden.

Vom Werbewert, Zuschauerzahlen oder Reichweite können YOG natürlich nicht mit ihrer großen Schwester mithalten, deshalb hat das IOC die Bewerberstädte auch zur Sparsamkeit angehalten. Die Zahl der AthletInnen wurde für Sommerspiele auf 3.500 AthletInnen beschränkt, für Winterspiele auf 1.000. Außerdem sollten die Austragungsorte keine neuen Sportstädten bauen. Trotzdem kostete die erste Auflage der YOG in Singapur über 300 Millionen Euro. In Innsbruck sind die Spiele eine Nummer kleiner. Einzig die Schisprunganlage in Seefeld wurde modernisiert, die anderen Anlagen waren bereits vorhanden.

Kritik an Kosten

Die veranschlagten Kosten betragen dennoch 23,7 Millionen Euro, anfangs war man noch von 15 Millionen ausgegangen. "Eine sündteure Fehlentscheidung, kritisiert etwa der Innsbrucker Gemeinderat Martin Hof von den Grünen, denn gleichzeitig wurden die Förderungen für die städtischen Sportvereine reduziert. "Die Spiele sind schlecht für die SportlerInnen, bringen kaum Werbewert, bringen dem Breitensport nichts und sollen nur die Regierung vor der Innsbruck-Wahl ins Fernsehen bringen."

Die Stadt Innsbruck ist ein gebranntes Kind bezüglich Großveranstaltungen, zumindest im neuen Jahrtausend. Das Budget der EURO08 wurde um einige Millionen überzogen, für die die Stadt bzw. die SteuerzahlerInnen aufkommen mussten, und an die Winter-Universiade 2005 kann sich wohl kaum noch wer erinnern. Sie ist nahezu spurlos an den InnsbruckerInnen vorbeigegangen, war weder in der Stadt, noch medial deutlich wahrnehmbar.

Zuseher an der Bande im Eislaufstadion bei den Olympischen Jugendspielen 2012 in Innsbruck

Liao Yujie/Xinhua/IOC

Wird bei den YOG alles anders?

Es gibt ein tägliches Musikprogramm auf der Maria-Theresienstraße, FM4 präsentiert am 19. Jänner Tanz Baby! und Kommande Elefant, am 20. Jänner Kaizers Orchestra. Genauere Informationen demnächst auf dieser Seite!

Bei den YOG 2012 soll sich das ändern. Im Gemeinderat wurde ein begleitender Ausschuss eingerichtet, um die laufenden Kosten der Spiele zu kontrollieren. Um in der Stadt sichtbar zu sein, werden die Siegerehrungen in Innsbrucks Zentrum, auf der Maria-Theresien-Straße, abgehalten. Außerdem gibt es ein offenes Kultur- und Bildungsprogramm und Gratis-Konzerte am Abend.

Die wichtigste Maßnahme um die Veranstaltung nachhaltig im Bewusstsein der Menschen zu verankern, bleiben aber die Wettkämpfe und die SportlerInnen. Der Zutritt zu den Veranstaltungsorten ist frei, wenngleich man sich für die meisten Veranstaltungen anmelden muss. Einige tausend Tickets wurden schon verteilt.

Ob der olympische Funke schließlich auf das Publikum und die Stadt überspringt, wird sich nächste Woche weisen. Einen großen Anteil daran werden sicher die jungen AthletInnen haben.