Erstellt am: 10. 1. 2012 - 17:32 Uhr
FemPower 2012
Natalie Lottesberger war jahrelang in der Pflege tätig. 2004 machte sie sich selbstständig und hat eine Pflegedienstleistungsfirma Care-Ring gegründet. 2010 hat diese einen FemPower-Bonus für die Entwicklung eines elektronischen Datensystems bekommen, das die Organisation der Pflege erleichtert. Mittlerweile sogar mit einem so genannten CarePad, einem Android-System zur Eingabe dieser Daten. Pflegeorganisation 2.0, wenn man so will.
Auch Jennifer Hetzl bzw. ihre Firma Theobroma Systems hat eine FemPower-Förderung für ihr Forschungsprojekt bekommen. Sie entwickelt SmartGrids für Haushalte. Dabei geht es darum den Stromverbrauch aller elektronischen Geräte in einem Haushalt zusammenzuschalten, einsehen zu können und im Idealfall Strom zu sparen.
ZIT
Frauenanteil in der Forschung
Mit ihren Innovationsprojekten sind Natalie Lottersberger und Jennifer Hetzl zwei von wenigen: In der betrieblichen Forschung und Entwicklung beträgt der Frauenanteil österreichweit nur 16 Prozent. Das liegt einerseits unter dem EU-Schnitt von 23 Prozent und andererseits weit unter der Anzahl der Absolventinnen von technischen oder naturwissenschaftlichen Studien. In Wien konnte der Frauenanteil in der Forschung in den letzten Jahren immerhin von 17 auf 21 Prozent angehoben werden. Unter anderem, indem man einen Forschungspreis geschaffen hat, der sich speziell an Frauen richtet: FemPower.
Genaue Anforderungen udn Einreichmodalitäten gibt es hier
Dieser Preis wird seit 2004 von der Technologieagentur ZIT der Stadt Wien ausgeschrieben. Gefördert werden Forschungsprojekte in Wien, an denen Frauen maßgeblich beteiligt sind. Insgesamt gibt es zwei Millionen Euro, ein Projekt kann mit maximal 500.000 Euro gefördert werden. Ausschlaggebend für den Zuschlag ist neben der Qualität des Projekts, dass das Forschungsunternehmen von einer Frau geleitet wird oder dass Frauen substanziell an dem Projekt mitarbeiten oder dass es Gender Mainstreaming Inhalte hat.
Vorbilder schaffen
Seit 2004 gibt es FemPower und der Preis bewirkt einiges, ist Initiatorin Eva Czernohorsky überzeugt: "Seit vier Jahren machen wir Gender Monitoring, wo wir bei den Projekten, die wir gefördert haben, ganz genau schauen, wer hat dort mitgearbeitet, wie viele Stunden und zu welchem Gehalt. Und während bei allen Förderwettbewerben, die wir (das ZIT Anm.) jemals veranstaltet haben, der Frauenanteil bei 25 Prozent liegt, liegt er bei den FemPower Calls bei 75 Prozent. Ich glaube der Anteil der Projektleiterinnen lag bei den FemPower Calls bei über 95 Prozent. Da sieht man, dass es hochqualifizierte Frauen gibt, die das auch können."
ZIT
Denn ein Grund, dass es wenig Frauen in Forschung und Technologie gibt, ist immer noch das Fehlen von Role Models. Das soll sich durch FemPower ändern: "Hier hat man gesehen, es gibt sehr gute Frauen, die auch sehr viele gute Projekte gemacht haben. Und ich glaube Vorbilder sind in diesem Thema immer ganz wichtig, dass man einfach andere Frauen sieht, die es schon geschafft haben."
Ähnlich sieht das Jennifer Hetzl. Oft genug begegnet ihr das Vorurteil, als Frau sei sie weniger gut in Naturwissenschaften oder Technik. Von KollegInnen, KundInnen oder in der Verwandtschaft. "Da muss man einfach die Geduld haben das auszudiskutieren, zu erklären was man macht und dass man Spaß dabei hat", sagt sie. Nur weil sie eine Frau ist, muss sie nicht gefördert werden, findet sie: "Aber solange die Situation so ist, dass wir in der Technik so ein Ungleichgewicht haben, sind solche Maßnahmen wichtig, weil man dadurch ein Bewusstsein schafft."