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10. 1. 2012 - 14:55

Update zum Atomstrom-Check

Wieviel Atomstrom gibt es in Österreich? Greenpeace und GLOBAL 2000 haben die Energieversorgungs-Unternehmen nach vier Monaten erneut geprüft. Die Bilanz ist etwas erfreulicher als im Herbst.

Immer mehr österreichische Energieversorger steigen aus dem Geschäft mit Atomstrom aus. Das ist der erfreuliche Trend, den das Atomstrom-Check-Update von Greenpeace und GLOBAL 2000 zeigt.

Im September 2011, als der vorige Atomstrom-Check veröffentlicht wurde, lag der Anteil des Atomstroms im österreichischen Netz noch bei sieben Prozent. Jetzt sind es vier Prozent, sagt Jurrien Westerhof von Greenpeace: „Auch wenn das eine positive Entwicklung ist: Wir müssen uns bewusst sein, dass diese vier Prozent Atomstrom, die es in Österreich immer noch gibt, dafür reichen, um alle 15 Jahre ein Atomkraftwerk zu finanzieren. Mit Fukushima im Hinterkopf glaube ich, es ist an der Zeit, dass auch diese vier Prozent verschwinden.“

GLOBAL 2000

Zehn von zwölf Energieversorgern in Österreich sind nun atomstromfrei. Neben den beiden Ökostrom-Anbietern AAE Naturstrom und Ökostrom AG sind das BEWAG, Wien Energie, EVN, Salzburg AG und Energie Steiermark und seit neuestem auch Energie AG Oberösterreich, TIWAG und Vorarlberger Kraftwerke (VKW).

Im September 2011 floss noch bei fünf österreichischen Energieversorgern Atomstrom, jetzt sind es noch zwei: Bei der Kärntner KELAG stammen 23 Prozent des Stroms aus Atomkraftwerken. Bei der Wiener Verbund AG sind es 16 Prozent. Zwar werbe der Verbund häufig mit Wasserkraft, sagt Reinhard Uhrig von Global 2000, doch er habe eine Tochterfirma namens Verbund Power AG, die mit großen Mengen von Atomstrom handle.

Nicht immer seien die Lieferungen des Stroms in Europa leicht nachzuvollziehen: "Große Mengen heimischen Grünstroms werden exportiert - inbesondere nach Deutschland. Dort werdern sie sehr profitabel an die deutschen Ökostrom-Lieferanten verkauft. Dafür werden große Mengen Graustrom mit verstecktem Atomstrom nach Österreich importiert und an die Industrie abgegeben. Das führt dazu, dass die Haushaltskunden glauben, dass sie sauberen Strom beziehen, was auch der Fall ist, während trotzdem große Mengen an Atomstrom nach Österreich hereingebracht werden." Greenpeace und Global 2000 fordern ein Verbot von Strom unbekannter Herkunft: "Eine gesetzliche Regelung, die die Abgabe von Graustrom an Endkunden verbietet, und darüberhinaus ein Importstop von Atomstrom."

GLOBAL 2000

Diese Forderungen werden die Umwelt-Organisationen auch beim nächsten Anti-Atom-Gipfel der Bundesregierung erheben. Er findet am 16. Jänner statt. Die Regierung hat schon letztes Jahr Bereitschaft zur Änderung des Elektrizitätswirtschafts und -organisations-Gesetzes (ElWOG) signalisiert - allerdings bedarf es dazu einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament.

Die Österreicherinnen und Österreicher wären offenbar dafür: Laut einer Umfrage des Market-Instituts wollen 80 Prozent der Bevölkerung ein Verbot des Handels mit Atomstrom.