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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

8. 1. 2012 - 17:40

Games-Vorschau 2012

Vollgepackt mit schönen Spielen.

Weihnachten ist vorbei und damit für viele auch die Zeit, sich mehrere Stunden am Stück dem Lieblingsspiel zu widmen oder sich durch den Stapel der Veröffentlichungen des Vorjahres zu wühlen. Doch es gibt keine Entwarnung: In Sachen interaktiver Unterhaltung wird sich in den nächsten zwölf Monaten erneut viel bewegen. Freund/innen von dicken digitalen Waffen kommen dabei ebenso auf ihre Kosten wie Dämonenjäger und jene, die subtile Feinheiten und ungewöhnliche Spielmechaniken in Videospielen schätzen. Neue Hardware gibt's obendrauf.

Hochgerüsteter Handheld

Im Februar wird bei uns erst mal ein Spielgerät erscheinen, und zwar die japanische PlayStation Vita. Der Nachfolger der PSP ist ein technisches Wunderwerk und bietet unter anderem zwei Touchscreens, einer vorne, und einer auf der Rückseite des Gerätes. Ob die Vita die alte Schule der tragbaren Konsolen zurückbringen wird oder wir doch lieber beim liebgewonnenen Tablet bleiben, wird sich in den nächsten Monaten weisen.

Was Wohnzimmer-Hardware betrifft, ist bis auf die bereits im Vorjahr angekündigte Wii U von Nintendo (erscheint irgendwann zwischen Juni und Dezember) noch alles im Ungewissen. Man darf aber damit rechnen, dass es Mitte des Jahres auch von Sony und Microsoft erste Ankündigungen für die nächsten Konsolengeneration geben wird.

Die tragbare Videospielkonsole PlayStation Vita von hinten.

Sony PlayStation

PlayStation Vita von hinten

Worauf wir schon lange warten

In einigen Wochen kommt ein japanisches Spiel heraus, das in seinem Heimatland bereits vor einem Jahr erschienen ist. Es heißt "Catherine" und erzählt die surreale Geschichte eines jungen Typen, der kurz vor der Heirat seiner Freundin kalte Füße bekommt. Dann läuft ihm auch noch eine attraktive, fremde Frau über den Weg, und quasi als Strafe muss er fortan in seinen Träumen immer in einer Art Hölle für notgeile Männer schmoren. "Catherine" ist vom Team, das auch für die "Persona"-Serie verantwortlich ist, dementsprechend ist mit viel narrativen, visuellen und auch spielerischen Überraschungen zu rechnen.

Ebenfalls aus Japan, und auch schon lange überfällig ist Fumito Uedas ("ICO", "Shadow of the Colossus") episches Riesenwesenspiel "The Last Guardian". Leider gibt es immer noch keinen Veröffentlichungstermin, bis Ende des Jahres sollte es sich diesmal aber ausgehen.

Ein Bildschirmfoto aus dem Videospiel "Catherine": Catherine umarmt mit verführerischem Blick den verblüfften Titelhelden Vincent.

Atlus

"Catherine"

Blizzard's

Einige Spielefans haben es ja schon nahezu aufgegeben, sich die vielen neuen Computerspiele-Veröffentlichungen anzusehen. Stattdessen konzentrieren sie sich nur noch auf den Output von Blizzard Entertainment. Kein Wunder, denn auch wer nur "World of WarCraft", "StarCraft" und "Diablo" spielt, hat bereits alle Hände voll zu tun. 2012 erscheint endlich der dritte Teil des Monsterwegklickfestes "Diablo 3", und wenn alles glatt läuft, gibt es Ende des Jahres auch die Zerg-Kampagne des Strategieschwergewichtes "StarCraft II".

Einer gegen alle

Der einsame Weltenretter wird uns auch 2012 stets begleiten. Aus den Einzelkämpfern herausstechen werden vor allem der Bullet-Time-König Max Payne in "Max Payne 3" und Taschenlampenexperte Alan Wake in "Alan Wake's American Nightmare". Lange in der Entwicklung war das Weltuntergangsspiel "I Am Alive", und Hack-and-Slay-Freunde polieren schon ihre Controller für die Ankunft von "Ninja Gaiden 3".

Max Payne

Max Payne

Unabhängig und ungewöhnlich

So Indie, dass es fast schon wehtut, ist "FEZ": ein pixeliges Jump'n'Run mit einem entzückend aussehenden Tier mit großem, weißen Kopf als Titelhelden. Die Besonderheit in seiner Welt ist, dass man sie von der flachen, zweidimensionalen Ansicht fließend in einen dreidimensionalen Tiefenraum wandeln kann. Und nicht nur das: Wenn man weiterdreht, ist man irgendwann hinter der vormaligen Vorderseite angekommen. "FEZ" ist auch schon lange in der Entwicklung, 2012 ist es aber definitiv soweit.

Noch verblüffender als die blockigen Umgebungen in "FEZ" sind die poetisch anmutenden Landschaften in "The Witness". Es handelt sich um das neue Spiel vom Gameplay-Experimentierer Jonathan Blow ("Braid"). Blow schafft immer eine schlaue Arbeitsaufteilung: Während er sich um Game Design und Programmierung kümmert, heuert er Künstler und Designer an, die parallel dazu am visuellen Stil des jeweiligen Spiels arbeiten. Dieses Mal sind (Landschafts-)Architekten engagiert worden. Spielerisch geht es um nicht-lineares Rätsellösen. Manche Aufgaben sollen laut Blow so schwer sein, dass man sie vielleicht auch gar nicht lösen können wird.

Ein pittoreske Landschaft aus dem Computerspiel "The Witness".

Jonathan Blow

"The Witness"

Sudas Seltsamkeiten

Der japanische Spiele-Designer Goichi Suda, oder auch Suda51, wie er sich gerne nennt, scheint niemals müde zu werden. Er veröffentlicht mit seiner Entwicklerfirma Grasshopper Entertainment jährlich ein bis zwei neue von ihm dirigierte Autorenspiele. Suda ist besessen davon, übertrieben coole Rock'n'Roll-Games abzuliefern: Süffisante Helden, überzeichnete Gewalt, Anime-Ästhetik, Cowboy-Atmosphäre, skurriler Sex. Leider schießt das ganze manchmal etwas übers Ziel hinaus. Für 2012 wird uns Suda51, der spielerisch vieles ausprobieren möchte, mit dem bizarren Lolita-Kettensägenmassaker "Lollipop Chainsaw" überraschen. Zusätzlich wird es den Sidescroller "Black Knight Sword" als Runterladespiel geben, das vom Aussehen her ein bisschen an Monty Python erinnert.

Nicht von Goichi Suda, aber zu ihm passend ist "NeverDead", das einen erfrischenden Twist zu den ewig gleich Zombiespielen bringt. Spieler und Spielerin steuern den Dämonenjäger Bryce, der zur Unsterblichkeit verdammt ist. Das heißt aber nicht, dass er von seinen Feinden nicht in Teile geteilt werden kann. So rollt man im Spiel oft mal als Kopf herum und muss seine restlichen Körperteile suchen.

Ein Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "NeverDead": Der Kopf des Dämonjägers Bryce liegt am Boden und beobachtet ein seltsames Wesen mit Stacheln und großem Mund.

Konami

"NeverDead"

In der Luft und im Geheimen

Zu den von der Spielepresse oft zitierten "Ausnahmespielen" wird im kommenden Jahre garantiert "BioShock Infinite" zählen. Es ist jener interaktive Blockbuster, auf den sich nicht nur eingeschworene Gamer freuen. Diesmal erforschen wir nicht länger die Unterwasser-Welt Rapture, sondern quasi das Gegenteil: den Himmel und die fliegende Stadt Columbia. Erstmals in der Serie gibt es eine weibliche Heldin namens Elizabeth. Wir spielen allerdings wieder einen Mann, der dem Wesen und Walten der mysteriösen Frau auf den Grund gehen muss.

Wer lieber online und zu mehrt spielt, als sich Solo-Kampagnen hinzugeben, darf sich auf "The Secret World" freuen. Dieses Online-Rollenspiel wählt kein Kriegs- oder Fantasy-Setting, sondern lässt stattdessen drei Geheimbünde in der Gegenwart gegeneinander antreten. Der realistische Anspruch geht aber natürlich nicht so weit, dass keine Monster und übersinnlichen Wesen vorkommen würden.

Die drei Geheimbünde aus dem Computerspiel "The Secret World" werden in Form von Charakteren symbolisiert.

Funcom / EA

"The Secret World"

Entzückende Kleinode

Casual-Games, Smartphone-Spiele und die Tablet-Revolution haben auch dem Mainstream bewiesen, dass hochgestochene Grafik und komplexe Technik nicht die Essenz guter Videospiele sind. Gut so, denn das ermutigt kleine Entwicklerstudios mit guten Ideen und besonderem künstlerischen Anspruch. Gleichzeitig setzen auch große Firmen wieder auf handgezeichnete und ungewöhnlich animierte Spiele - etwa das japanische Studio Ghibli, das mit "Ni no Kuni" sein erstes Videospiel überhaupt beauftragt hat. In Japan ist das Rollenspiel bereits erschienen, bei uns ist es im März so weit.

Ebenso liebevoll animiert wie die Charaktere aus "Ni no Kuni" und zusätzlich quietschlebendig sind die fünf Freunde aus "Botanicula", dem neuen Spiel der tschechischen *"Machinarium"-Entwickler. Es sind kleine Wesen, die in einem Baum leben, der leider von Parasiten befallen ist. Bis sie ihn gerettet haben, gibt es herausfordernde Rätsel im Mikrokosmos zu lösen.

Aus den 90ern rübergerettet

Wer vor zwanzig Jahren Jugendlicher war und 2012 Nostalgie nötig hat, wird von der Games-Industrie ebenfalls gut bedient. Ausnahmsweise gibt es aber keine neuen Marios und Zeldas, sondern düstere Strategieklassiker: Die Dystopie "Syndicate" wird neu aufgelegt, ebenso wie der Alienlandungs-Taktiktitel "XCOM".

Planetside, Prototype, Prey

Wer noch nicht genug hat, kann sich kommenden Fortsetzungen folgender Spiele widmen: "Borderlands" (2), "Planetside" (2), "Mass Effect" (3), "Prototype" (2), "Prey" (2), "GTA" (5) "Joe Danger" (2), "Tomb Raider" (Entwickler haben den Überblick verloren).

Vermutlich auch gut: "Dragon's Dogma" (japanische Antwort auf "Skyrim"), "Asura's Wrath" (das diesjährige "God of War"), "Binary Domain" ("Terminator" ohne Lizenz), "Anarchy Reigns" (Mehrspieler-Faustkampf).

Eine gezeichnete und verdreckte Lara Croft aus dem Computerspiel "Tomb Raider" vor einem untergehenden Schiff. Darüber fegt ein Gewitter.

Crystal Dynamics / Square Enix

"Tomb Raider"

Frohes Spielen 2012!