Erstellt am: 5. 1. 2012 - 17:09 Uhr
Something For The Weekend
Ab sofort werden hier an dieser Stelle wieder regelmäßig und jede Woche Party-Empfehlungen und möglicherweise ein, zwei universellere Gedanken zum primär, aber nicht ausschließlich elektronisch justierten Nachtleben stattfinden. Welcher DJ hat den doofsten Rider, welche Security den feinsten Tonfall? Hat Richie Hawtin endlich die Technologie zum Beamen ohne nerviges Ruckeln entwickelt? Nicht alles, aber doch Einiges wird geklärt werden, wenn wir versuchen herauszufinden, warum und vor allem wie der Hedonismus in die Welt kommt. Wir waren sogar schon in der Grellen Forelle, Top-Thema des ausklingenden vergangenen Jahres, und haben der jetzt schon mythen-umrankten No-Guestlist-Politik des neuen Wiener Clubs nachgespürt. Dazu demnächst mehr.
They came to dance, but ended up getting an education.
(Slogan für den Film "Thank God it's Friday")
Freitag

Carl Craig
Für die ausgiebigere Erkundung der Location inklusive wahrhaftem Legenden-Watching bietet sich kommender Freitag an. Da wird nämlich in der Grellen Forelle unter dem, naja, Motto "Grelle Nacht" Carl Craig die Musikabspielgeräte bedienen. Detroit-Urgestein der mindestens ersteinhalbten Generation, längst schon auch - und zu Recht - in der champagnerseligen Top-Business Class der DJ-Superstar-Elite angekommen. Mit seinem Label Planet E konzentriert er sich vornehmlich auf die Veröffentlichung eigener Produktionen, als Remixer hat Carl Craig schon so ziemlich alles und jeden zwischen Homie Theo Parrish, dem Minimal-Dub von Rhythm & Sound, Cut Copy, die Junior Boys und die großen Krautmagier Delia and Gavin veredelt. Schon alleine dafür wollen wir ihn nicht vergessen.

Jeans Team
Da man aber tendenziell ohnehin zu cool dafür ist, vor 2 Uhr den Techno-Dancefloor zu benetzen, sollte für den früheren Freitag Abend das Pflicht-Ausgeh-Event der Woche - wäre es nicht so ein hässliches, schon für jede zweite Furunkel-Salbe missbrauchtes Wort, wäre man fast versucht zu sagen: "Kult" - auf dem Programm stehen. In der Wiener Brut wird die famose, sich ausdrücklich als queer begreifende Partyreihe Candy Club ihre - übrigens nahezu zeitgleich ebenfalls in Berlin und München abgehaltenenen - Geburtstagsfeierlichkeiten begehen. Wobei "begehen" in diesem Zusammenhang ein wohl unpassendes Prädikat ist. Es regieren Konfetti und Party-Hut. Auf die Plattenteller kommt beim Candy Club stets eine gut durchgeschüttelte Wundertüte Party-Musik, die noch am ehesten von der Klammer "Pop, Subdivision Elektro-Pop mit dezentem Indie-Touch" zusammengehalten werden kann.
Vor allem aber haben sich die Macher des Candy Clubs für ihren Geburtstag ein exquisites Live-Programm ausgedacht: Vier recht unterschiedliche Bands werden auftreten - Tubbe aus München, die hot boys von Sizarr aus Heidelberg, die Animal-Collective-haftes Gerassel, Geklopfe und Maschinen-Summen clubtauglich deuten, das großartige englische Quartett Veronica Falls mit wunderhübsch polterndem Gitarren-Pop und das Jeans Team. Das Jeans Team. Wer es noch nicht weiß: Das Jeans Team ist live meist ein alle Sinneswahrnehmungen überforderndes Schauspiel der goldensten Sorte. Mit ihm Gepäck: Die aktuelle Single "Bomberjäckchen", die so klingt wie es der Titel verheißt, und wohl noch einige Stücke vom demnächst erscheinenden neuen Album des Berliner Duos mehr.

Bok Bok
Samstag
Stop the Presses: Das Konzert von Stereo Total, das anlässlich der 20-Jahre-Feierlichkeiten des feinen Kölner Pop-Magazines INTRO am Samstag in der Wiener Pratersauna stattfinden sollte, ist abgesagt worden.
Zum Glück aber gibt es The Loud Minority. Das immergute Veranstalter-Kollektiv hat für seine Party ebendort, in der Pratersauna, wieder einmal ein speziellfettes Booking an Land gezogen. Die Hauptacts des Abends sind zweimal hottestes englisches Hype-Material der Stunde: Untold, einer der Produzenten des letzten Jahres, zuhause bei Labels wie Hessle Audio und R & S sowie Boss bei Hemlock, sowie Bok Bok, Co-Chef der Veranstaltungsreihe und des Labels Night Slugs, ebenfalls das Trendbarometer sprengend. Zu Recht. Die Losung heißt hier "Bass/House". Und sicher auch irgendetwas mit "Post-". Unerhörte Musik aus noch unverwandten Worten.
Zudem, wir wollen es nicht vergessen, findet am Samstag in der Postgarage Graz, im Conrad Sohm Dornbirn und in Wien, im Flex, Folgendes statt: 2011on45.
In the evening the real me comes alive,
I can feel it,
In the evening
Something happens that I can't describe,
But it helps me to survive
(Sheryl Lee Ralph, "In the Evening")