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Alexandra Augustin

West Coast, wahnwitzige Künste und berauschende Erlebnisse. Steht mit der FM4 Morningshow auf.

3. 1. 2012 - 15:19

Die FM4 Soundpark Band des Monats: Susana Sawoff

Alles neu: Von feministischen Kampfansagen und grindigen Backstageräumen hin zum Jazz. Susana Sawoff, eine der Sawoff Shotgun-Schwestern macht nun solo Musik, die ganz anders klingt.

Zuckender Elektropop mit feministischem Anspruch. Gegen den Zwang, als Frau immer perfekt sein zu müssen. Gut aussehen, hübsch gekleidet sein, der Körpernorm entsprechen müssen. Beim musikalischen Dreimäderlhaus Sawoff Shotgun gibt's Drei-Minuten-Kampfansagen, zu denen man lässig seinen Hintern schütteln darf, egal wie groß der sein mag.

Doch so punktgenau der gemeinsame politische und musikalische Nenner der drei Schwestern sitzen mag, so komplex sind auch die sonstigen eigenen Interessen von Sonia, Monica und Susana.

Und Susana Sawoff hat nun ohne ihre Schwestern ein Solodebüt veröffentlicht, das ganz anders klingt, als man es vielleicht vermutet hätte.

Susana Sawoff

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Als Tochter eines musikalischen Universitätsprofessors aus Australien und einer Spanierin war ihr Musikuniversum immer schon ein großes. Beatles und spanische Folklore, Musik aus verschiedensten Kulturkreisen und Epochen. Und dazwischen ist wohl auch die eine oder andere Jazzplatte gelaufen. Denn Susanas Erstling "Wrapped Up in a Little Sigh" ist eine jazzige Scheibe geworden.

Ein kleiner Seufzer im Titel, Songnamen wie "Blow Up Your Love", "I'll still miss you" oder "A Lost Cause": Wer im Debütalbum eine melancholische Note vermutet, liegt richtig. Zwölf sanftmütige Stücke sind es geworden, alle getragen von Susanas eingängiger Stimme und einer Klaviermelodie, die auf dem Album allgegenwärtig ist. Genauso wie das Schlagzeug, das eine feine Jazznote in die Lieder spickt.

Lieder über Enttäuschungen, Sehnsüchte und zerbrochene Liebe(n) reichen sich auf "Wrapped Up in a Little Sigh" die Hand. Lieder, die, wie Susana erzählt, "einfach so passiert" sind.

Susana Sawoff

Susana Sawoff

"Ich spiele Klavier, um mich selbst zu beruhigen", erzählt sie, fast ein wenig schüchtern. Die zwölf Lieder auf dem Debüt sind in den letzten zweieinhalb Jahren daher ganz intuitiv entstanden. "Ich schreibe die Songs am Klavier und dementsprechend sind sie eben introvertierter und leiser als bei meiner Band Sawoff Shotgun. Aber diese Musik entspricht meinem Charakter. Ich mag die Hysterie und das Herumhüpfen in pinken Duracell-Hasenkostümen auf der Bühne mit Sawoff Shotgun sehr. Aber ich glaube, das Album jetzt, das bin ich doch mehr 'Ich'."

Live vor Publikum gespielt hat sie ihre Lieder noch so gut wie gar nie, aus Schüchternheit, wie sie erzählt. Ein einziges Konzert in einem Jazzclub gab es vor Kurzem. Aber: Ein Schritt nach dem anderen eben, denn mit diesem Album betritt Susana Sawoff nicht nur stilistisch völliges Neuland. Auch, was die musikalische Positionierung im Alltag betrifft, die Eroberung einer neuen ZuhörerInnenschaft, das Spielen in ungewohnten Umgebungen - darauf muss man sich erst einmal einstellen.

Susana Sawoff

Susana Sawoff

Statt grindigem Backstagebereich im Club gibt's nun verrauchte kleine Jazzkeller, wo das Publikum - statt mit einem Bier in der Hand verschwitzt herumzuhüpfen - ganz ruhig und besonnen im Samtsessel sitzt und an einem Glas Rotwein nippt. Schreiende Teenies vs. Sitzpublikum. Eine komplette Neuorientierung ist das.

Susana Sawoff Live:
26.1. Orpheum Graz

Aufgenommen hat Susana Sawoff ihr Album übrigens auch im kleinen, vertrauten Rahmen. Mit bekannten Musikern, Produzenten und Freunden. Nur vier Tage haben die Aufnahmen gedauert und auch bekannte Gesichter wie Helgi Jonsson haben die Musikerin unterstützt: Der Musiker aus Island und Freund von Susana, der vorher bei Sigur Rós mit an Board war, hat Susana in Reykjavík für ihr Lied "Blow Up Our Love" die Bläsersektionen eingespielt und flux per MP3 geschickt.

"Wrapped Up in a Little Sigh" gibt's auf iTunes. In physischer Form ist das Album auf Sevenahalf Records erschienen.

An "Auf Wrapped Up in A Little Sigh" finden Freunde von souligem, poppigem Jazz - im guten Sinne - sicher ihren Gefallen. Nina Simone und Erykah Badu kommen einem beim Hören in den Sinn.

Der neue Stil steht Susana gut. Vielleicht ist sie erwachsen geworden, wenn man das so nennen kann. Aber keine Sorge an alle Sawoff Shotgun Fans: Hüpfende, pinke Plüschhasen gibt's trotzdem weiterhin. Kämpferische, feministische Parolen und nachdenkliche, leise Töne und Zwischenräume: Das geht sich alles locker aus. Wieso auch nicht.