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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

30. 12. 2011 - 11:41

Games 2011: Ein Dickicht an Spielen

Neue Nintendo-Konsolen, E-Sport als Bar-Unterhaltung und heroisches Drachentöten. Aber da war noch viel mehr.

Zu wenig freie Zeit steht zu vielen guten Spielen gegenüber. Wer nicht nur gerne fortgeht, liest und ins Kino geht, sondern auch gelungene Videospiele zu schätzen weiß, braucht vor allem ein durchdachtes Zeitbudget und muss sich regelmäßig der Qual der Wahl stellen: Welchem Game widme ich meine Zeit, welchen Titel will ich unbedingt spielen?

Zeitmanagement in Bezug auf Videospiele ist 2011 besonders virulent geworden, denn die unterschiedlichen Stränge und Nischen, die sich im Jahr zuvor noch frisch geformt hatten, wurden im vergangenen Jahr einzementiert. Da sind Triple-A-Games, Bewegungsspiele, MMOs, Simulatoren, Facebook-Apps, Browser-Spiele und der nicht endende Strom an neuen Smartphone- und Tablet-Titeln, die oft über eine verblüffend hohe Produktionsqualität und spielerische Brillanz verfügen. Auch die FM4-Digital-Underground-Redaktion hat natürlich nicht jedes Game aus 2011 gespielt, aber doch viele davon. Eine Auswahl gibt es hier im Rückblick.

In die Tiefe des Raumes

Ein aufgeklappter Nintendo 3DS. Auf dem oberen Bildschirm sind zwei Mii-Charaktere zu sehen. Der rechte (weiblich) sagt: "Ich bin tantejutta! Meine Heimat: Wien".

ORF.at/Nadja Igler

Das Frühjahr 2011 beginnt mit neuer Hardware: Der Nintendo 3DS ist die erste Konsole, die 3D-Tiefeneffekte ohne spezielle Brille möglich macht. Das funktioniert ganz gut, ist aber auch kein Kaufgrund. Und weil zum Start weder ein neues "Zelda" noch ein frischer "Super Mario" bei den ersten Titeln dabei sind, interessieren sich für den 3DS vorerst auch nur wenige. [mehr]

Es zeichnet sich ab, dass die spezialisierten Games-Konsolen für unterwegs ein Identitätsproblem haben und wegen der Konkurrenz in Form von Smartphones und Tablets zunehmend in Bedrängnis geraten. Das beweist unter anderen das philosophisch wertvolle iPad-Game "Superbrothers: Sword & Sworcery EP" des kanadischen Grafikkünstlers Craig D. Adams. Wir lenken dabei eine pixelige Heldin durch eine mysteriös-fantasievolle Landschaft, treten dabei aber eigentlich eine Reise ins eigene Unterbewusstsein an. [mehr]

Die weibliche Heldin von "Superbrothers: Sword & Sworcery EP" steht auf einem Steinpodest und streckt ihr Schwert in die Luft.

Superbrothers

"Superbrothers: Sword & Sworcery EP"

"Portal 2" spielt ebenfalls mit unserer Psyche. Die umfangreiche Fortsetzung des Puzzle-Ego-Shooter aus 2007, erzählt die Science-Fiction-Geschichte von den Testkammern und der durchgedrehten künstlichen Intelligenz GlaDOS weiter. Das Spiel wird mit jubelnden Rezensionen bedacht, in denen auch das brillante Voice-Acting des britischen Sprechers Stephen Merchant hervorgehoben wird. [mehr]

Das Tablet zur Konsole

Im Juni macht Nintendo schon wieder auf sich aufmerksam: Bei der internationalen Fachmesse E3 in Los Angeles wird der Nachfolger der Wii-Konsole bekanntgegeben. Die Wii U ist eine High-Definition-Erweiterung der Wii, besitzt aber einen ungewöhnlichen Controller, der einen berührungssensitiven Bildschirm integriert hat, also auch ein Tablet-Computer ist.

Gar nichts mit neumodischen Steuergeräten will der Duke zu tun haben. Nach über zwölfjähriger Entwicklungszeit erscheint im Juni der längste Running Gag der Videospielgeschichte: Der First-Person-Shooter "Duke Nukem Forever". Das Gameplay gemahnt an die 90er Jahre, der pubertäre Humor sorgt für künstliche Empörung bei den Kritikern - als ob die nicht gewusst hätten, welche Art von Witz hinter der Titelfigur steckt. Die Fans von damals erinnern sich an ihre Jugend und finden den Duke immer noch lustig. [mehr]

Ein Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Duke Nukem Forever": Der Duke steht auf einem stationären Maschinengewehr und feuert auf das Alienmutterschiff.

2K Games

"Duke Nukem Forever"

Falsch herum monetarisiert

Im Sommer macht sich die isländische Firma CCP viele Feinde in der Spielergemeinschaft ihres Weltraum-Online-Rollenspiels "EVE Online". Es wird ein Shop im Spiel eingeführt, in dem man diverse Gegenstände für "EVE" kaufen kann. Die Community befürchtet dadurch den ersten Schritt hin zu einem versteckten Bezahlmodell, wo jene, die mehr Geld ausgeben, sich spielerische Vorteile erkaufen könnten. Nach emsiger Beratung zieht der Entwickler seinen Vorstoß wieder zurück, um nicht noch mehr zahlende Abo-Kunden zu verlieren. [mehr]

Fast zur gleichen Zeit kehrt ein französischer Designer in die Games-Industrie zurück, der zuletzt vor zwölf Jahren mit einem neuen Spiel am Start war: Eric Chahi hat, inspiriert von seiner ausgiebigen Erholungs- und Reisepause, ein Game der Gezeiten vorgelegt. Bei "From Dust" formen wir Landschaften und arrangieren die Elemente. [mehr]

Ein Bildschirmfoto aus dem Videospiel "From Dust": Eine begrünte Insel in einer Totalaufnahme.

Ubisoft

"From Dust"

Keine Rückkehr, aber ein Seitenwechsel findet für den ehemaligen US-amerikanischen Games-Journalisten Greg Kasavin statt. Er veröffentlicht im Juli mit seinem Studio Supergiant Games sein hübsch gezeichnetes Hack'n'Slay "Bastion", das auf schwebenden Landschaften im Himmel spielt und uns einen aus bunten Steinen gebauten Weg hoch oben in der Luft pflastert. Bemerkenswert ist die brummige Erzählerstimme, deren Besitzer auf Anfrage sogar mitgeholfen hat, ein Hochzeitspaar in "Bastion"-Manier zu trauen.

E-Sport für alle

Im September reichen Computerspiele von der digitalen in die physische Welt hinein. Die internationale "BarCraft"-Bewegung, bei der Profi-Matches des Spiels "StarCraft II" in Bars gezeigt werden - Public Viewing also - setzt in Wien verhältnismäßig früh ein und ist dort seither auch ziemlich erfolgreich. Das beweist, dass Videospiele auch als Zusehersport abseits kleiner Nischen funktionieren können. [mehr]

Ein Banner auf einer "StarCraft II"-Veranstaltung, das jemand hochhält und auf dem steht "Servus BarCraft Vienna".

BarCraft Vienna

Gegen Jahresende werden die Games-Veröffentlichungen wie gewohnt wieder besonders zahlreich. Kurz vor Weihnachten startet mit "Star Wars: The Old Republic" ein lange erwartetes Online-Rollenspiel, das hinsichtlich Popularität dem ewigen Platzhirsch "World of Warcraft" wirklich gefährlich werden könnte. Nintendo bringt für seinen 3DS endlich neue "Zelda"- und "Super Mario"-Spiele auf den Markt, und Rollenspiel-Riese Bethesda veröffentlicht jenes Game, das viele - auch ihr! - als ihr persönliches Lieblingsspiel des Jahres 2011 bezeichnen: "The Elder Scrolls V: Skyrim".