Erstellt am: 23. 12. 2011 - 06:00 Uhr
Ding Dong
Johann Amos Comenii
Nein, echt, besonders im Kaufhaus. Während es zart zirpt und klingelingt, kann ich dort trotz dicker Jacke locker zwei Stunden lang, sagen wir mal, Bücher aussuchen. Und auch die Verkäufer gleiten dahin wie auf Valium, ein wattiges Lächeln um die Lippen.
Draußen tobt der Kampf, Bücher mit geknickten Seiten stapeln sich in uneinsehbaren Winkeln hinter dem Aufzug. Vor der Kasse pochen alle auf ihr Recht: die einen auf das, sich einfach einmal in Ruhe eine Dreiviertelstunde anstellen zu können; die anderen darauf, genau quer durch die Schlange zu den Stieg-Larsson-Krimis durchzustoßen. Picassos Guernica sozusagen Hilfsausdruck. Doch drinnen rieselt der Schnee, in den Herzen der Verkäufer, und sie bleiben ruhig.
Richtig, aber falsch.
Das klappt allerdings nur mit guten Weihnachtsliedern. Nicht zu viel Percussion, keine Kinder.
Themen dürfen sein: Schnee, Nacht, Kerzen, Stille.
dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt
Mein Name ist Gerlinde Lang, und ich hasse Weihnachtslieder
Die schlechten Weihnachtslieder. Die voll auf den Rührseligkeitspudding klatschen und uns vollschütten wollen mit Tränen aus brennheißem Kerzenwachs. Die, bei denen Weihnachten nur die Kulisse macht. Die, zusammengefasst, ungefähr folgendes erzählen:
- z.B. Last Christmas: Du Sau hast mit mir Schluss gemacht und das auch noch zu Weihnachten, Sau, elendige. Sau!
- oder Driving Home for Christmas: Ich bin ein Trucker, ich bin ein Trucker, ich bin auch zu Weihnachten ein Trucker.
Es geht übrigens auch, wenn man "Trucker" durch "R'n'B-Prinzessin mit sehr lauter Stimme und tollem Produzententeam" ersetzt.
Und schließlich: Et tu, Santa Baby.
- Rauchfangmetaphern sind für mich kein Proble-hem, lieber Weihnachtsmann und liebes sexy Bethlehem.
hansjuergenhufeisen.wordpress.com
Davon abgesehen habe ich erst gestern zwei mir völlig neue Weihnachtslieder kennengelernt. Das schlimme auf Radio Burgenland, es war unglaublich depressiv. Die Kinder wohnen nicht mehr zuhause, und Mutter ist auch schon lange tot. Doch nach drei Strophen bringt Generation "Alleine" die Lösung: Einfach selbst Zimtsterne backen und den Geschwistern schicken.
Aha.
Das gute hieß: "Was tuat denn der Ochs im Kripperl drin?"
Allein der Titel. Ha!