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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

18. 12. 2011 - 14:42

Moving Christmas

Bewegende Videospiele zur Vorweihnachtszeit - als ob Einkaufssamstage nicht schon genug Workout wären. Ein Überlick an Neuigkeiten für PlayStation Move und Xbox Kinect.

Ein Sturmtief geht um in Europa, Weihnachten steht vor der Tür und die Einkaufssamstage zur Packerlbeschafftung rauben uns den letzten Nerv. Da freut man sich, wenn man sich wenigstens zu Hause gemütlich auf die Couch werfen kann und einfach mal alle Gliedmaßen von sich strecken darf. Konsequenter ist es aber, wenn man auch da ein bisschen schwitzt. Oder sich für die Zeit danach rüstet. Denn während und nach den Weihnachtsfeiertagen wird wieder Ruhe einkehren - und was dann?

Hilfe kommt in Form neuer Videospiele und da sind vor allem jene besonders feiertagstauglich, bei denen man sich bewegt - man will sich ja die vielen Windringerl und Schokosterne auch wieder wegtrainieren. Außerdem lockt man Tanten, Onkel, Großeltern und Nichten mit einem Tanzspiel eher an als mit dem neuen DLC für "Battlefield 3". Gut ein Jahr nach der Markteinführung der Bewegungstechnologien Xbox Kinect und PlayStation Move haben die beiden Videospielproduzenten nun wieder neues Futter vorgelegt. Hier ist das Ergebnis von zwei Tagen und Nächten, in denen neues Material gesichtet, gespielt und verglichen wurde.

"Kinect Sports: Season Two" (Kinect)

Tennis, Schifahren, Golf - Sportspielsammlungen, bei denen man nicht Knöpfchen drückt sondern seinen Körper bewegt, sind ein alter Hut - das kennen wir von der fünf Jahre alten Wii. Mit Xbox Kinect wird seit Ende letzten Jahres aber unser ganzer Körper und auch unsere Stimme gemessen, und das macht die Steuerung wesentlich intuitiver als noch vor fünf Jahren. Der zweite Teil von "Kinect Sports" bietet neben den eingangs genannten Sportarten auch die beiden Nicht-Europäer Baseball und American Football. Auch dabei: das verhältnismäßig gemütliche Darts. Dabei winkeln wir den Arm im 90-Grad-Winkel an und schwingen den virtuellen Pfeil. Die Sammlung ist kein kolossaler Wurf, aber sehr solide - kein Wunder, es steht ja die bekannte britische Games-Firma Rare dahinter.

"After Hours Athlete" (Move)

Darts spielen kann man auch auf der PlayStation, in einer Pub-Games-Sammlung namens "After Hours Athlete". Im Vergleich zum Kinect-Darts geht es hier etwas ernster und detailverliebter zur Sache. Das ist nicht verwunderlich, liegt hier eine Sammlung dreier (älterer) Einzelspiele vor, die in ein Paket zusammengeschnürt worden sind. Neben "Top Darts" sind das "Hustle Kings" (Billards) und "High Velocity Bowling". Die Titel haben eine verblüffende Tiefe, als Partyspiel ist das ganze aber nicht so geeignet - vor allem, weil man nicht fließend zwischen den Disziplinen wechseln kann.

Drei Dartpfeile auf einem Dart-Board.

Sony PlayStation

"Just Dance 3" (Kinect, Move, Wii). Testversion: Kinect

Wesentlich mehr Kalorien als im Pub verbraucht man beim neuen Tanzspiel von Ubisoft, das für alle drei Bewegungssysteme erschienen ist. Eine Multisystem-Entwicklung ist ja immer etwas problematisch, weil die Programmierung der unterschiedlichen Technologien nicht die gleiche Präzision haben kann als wenn man sich auf ein Gerät konzentriert. Der Name "Just Dance" ist auch in Teil 3 wieder Programm: einfach drauflos tanzen. Man folgt der jeweiligen Choreografie am Bildschirm und sammelt Punkte. Der Wettbewerb ist hier aber nicht wirklich wichtig, was zählt, ist Spaß an der Bewegung. "Just Dance 3" kann man auch zu zweit und sogar zu viert spielen. Und, besonders lustig: Man kann seine eigenen Choreografien aufnehmen und Online stellen. Ich persönlich kann mit der Serie wenig anfangen, weil wenig Bezug vom Spiel zum Spieler besteht. Es gibt kein Tutorial, wie man die einzelnen Schritte lernt und ich habe generell das Gefühl, dass es dem Spiel egal ist, ob ich überhaupt etwas richtig mache oder nicht. Wenn es eh nur um den Spaß am Tanzen geht, kann man doch gleich in den Lieblingsclub gehen. Okay, der hat nicht immer offen.

"Dance Central 2" (Kinect)

Cooler und professioneller ist "Dance Central 2", das exklusiv für Kinect entwickelt worden ist und vom Expertenstudio für Musikspiele kommt: Harmonix. Hier werden die Bewegungen präziser gemessen und es gibt für jeden Song eine eigene Tanzschule, wo man die Schritte lernen und üben kann. Das funktioniert gut und verlangt einem einiges ab. Die Lieder können nicht nur nach Alphabet sowohl auch nach Typ und Schwierigkeit sortiert werden. Statt in Neonfarben leuchtende Avatare wie in der "Just Dance"-Serie gibt es hier schick designte Spielfiguren zwischen denen man wählen kann und die auch in eigenen Dance-Crews gegeneinander antreten können. Musikalisch eröffnet sich eine breite Palette an Popsongs. Hauptsächlich tanzen wir, wie gewohnt, zu Chartsmusik von damals und heute.

Zwei Crews aus "Dance Central 2" stehen sich gegenüber.

Harmonix

"Eurosport Winter Stars" (Kinect, Move, Wii). Testversion: Move

Wenn es einen Preis für die hässlichsten Videospiel-Charaktermodelle des Jahres gäbe, "Eurosport Winter Stars" und sein Hamburger Entwickler 49Games würde ihn 2011 gewinnen. Ich erwähne das deshalb, weil das Game seine Figuren andauernd in Nahaufnahme präsentiert, denn: Es gibt einen Kampagnenmodus! Dabei müssen wir ein geschasstes Team an Wintersportler/innen von einem kollektiven Tief zurück in die vorderen Ranglistenplätze begleiten. Die Disziplinen sind reichhaltig: Neben dem naheliegenden Downhill-Schifahren gibt es auch Biathlon und Schifliegen, und auch für Computerspiele ungewöhnlichere Sportarten wie Curling oder Eiskunstlauf. Die Steuerung ist mit Move etwas umständlich, es gibt zu viele Parameter, die dann aber wieder nicht allzu präzise gemessen werden. Alternativ kann man auch mit dem normalen Controller spielen, was in der Xbox-Version angeblich nicht erlaubt ist.

Eine Eiskunstläuferin aus dem Spiel "Eurosport Winter Stars". Die rechte Hand hält gerade das linke, nach hinten ausgestreckte Bein.

49Games / Deep Silver

"Raving Rabbids: Alive & Kicking" (Kinect)

Kein halbes Jahr vergeht, ohne ein neues Raving-Rabbids-Spiel. Der aktuelle Teil der dämlichen weißen Hasen - die sich dieses Mal unkontrolliert vermehren und die Stadt überfluten - ist exklusiv für Kinect entwickelt worden. Es ist eine Sammlung an Minispielchen, circa 30 Stück, bei denen man sich in unterschiedlicher Weise gegen die Hasenplage wehren muss. Das passiert zum Beispiel, in dem wir die Viecher durch lautes Gitarrespielen verjagen oder ihnen als schlagkräftiger Schaffner beim Zugfahren eines überbraten. Wirklich zu Schaden kommen die vielen Hasen natürlich nicht. Kein großer Wurf, aber nett, als Partyspiel sowieso.

"Start The Party! Save The World" (Move)

Ähnlich doof wie die Rabbids, aber eher nervig ist eine aktuelle Mini-Games-Sammlung für PlayStation Move. Die hat den wunderbar einfallslosen, dafür sperrigen Namen "Start The Party! Save The World". Wir müssen Doktor Schrecklichs Aliens und Flugsaurier bekämpfen und vor allem viel schütteln, schlagen und durch die Gegend fuchteln – „Hau den Lukas“ und so weiter. Das fühlt sich an wie die ersten Spiele für die EyeToy-Kamera, die vor knapp zehn Jahren erschienen sind. Damals war es wenigstens in technischer Hinsicht interessant. Heute kann Doktor Schrecklich in seinem digitalen Loch bleiben.

"Move Mind Benders" (Move)

Wesentlich erfreulicher ist eine andere Spielesammlung für PlayStation Move. In "Move Mind Benders" sind nicht dutzende belanglose 08/15-Spielchen drinnen, sondern drei vollwertige Titel, die bereits in den letzten zwei Jahren als Download für PlayStation Network einzeln erschienen sind. Jetzt gibt es "Lemmings", "echochrome ii" und "Tumble" in einem Paket. "Lemmings" ist eine von ganz vielen Neuauflagen des Wuschelkopfwesen-Navigier-Spieles aus 1991. "echochrome ii" (Bild unten) hatte ich vorher noch nicht gespielt gehabt und ich wurde positiv überrascht: Es besitzt eine andere Spielmechanik als das Original. Jetzt müssen wir mit dem Move-Controller die Schatten der 3D-Level verändern, denn nur dort bewegt sich unsere Holzpuppe dieses Mal. "Tumble" ist auch super, es ist eine Art Holzklötzchen legen für Erwachsene - ein erweitertes und eleganteres "Boom Blox" (Wii), wer sich daran noch erinnert.

Eine abstrakte, dreidimensionale Darstellung von geometrischen Figuren, deren Schatten sehr gut erkennbar ist.

Sony PlayStation

"Medieval Moves" (Move)

Und noch mal PlayStation Move: "Medieval Moves" ist ausnahmsweise keine Spielesammlung, sondern ein sympathisches Fantasy-Abenteuer für Kinder - voll gepackt mit Skeletten, guten Geistern und bösen Zauberern. Der Move-Controller wird zum Schwert und Schild, und zu Pfeil und Bogen. Unser Held bewegt sich auf Schienen, wir können uns also ganz auf das Verteidigen und Ausschalten der Feinde kümmern.

"Sesame Street: Once Upon A Monster" (Kinect)

Wenn der Nachwuchs noch klein ist, hat Xbox Kinect wieder die Nase vorn. Denn dafür ist kürzlich das entzückende Sesamstraßen-Spiel "Once Upon A Monster" vom renommierten US-amerikanischen Studio Double Fine ("Psychonauts", "Brütal Legend") erschienen. Dabei muss man Elmo und dem Krümelmonster helfen, eine Party auszurichten oder eine Wiese von Müll und Unkraut zu säubern. Aufpassen, dass man nicht nachts heimlich ohne den Kindleins weiterspielt!

Das Krümelmonster und Elmo aus der Sesamstraße treffen ein rundes, pinkes Monster mit großen Augen und großen Zähnen.

Double Fine / Warner Bros. / Sesame Workshop