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Elisabeth Scharang

Geschichten über besondere Menschen und Gedankenschrott, der für Freunde bestimmt ist.

8. 12. 2011 - 06:00

Von Nacharbeitern und Spekulanten

Der ZiB2 Anchorman Armin Wolf in einem Doppelzimmer Spezial. Zum Nachhören!

Ob ihn manchmal ein Gast im ZiB 2-Studio überrasche, frage ich Armin Wolf. Er überlegt. Es kann also nicht sehr oft vorgekommen sein. Ich erinnere Armin Wolf an Karl Heinz Grasser, der am Ende eines Live-Gesprächs sich mit dem köstlichen Satz verabschiedete: "Sie sind mir abgegangen, Herr Wolf", und sich damit auf Wolfs Rückkehr aus der Bildungskarenz bezog. Ja, das sei tatsächlich einer der wenigen Überraschungsmomente gewesen, erinnert sich der News-Moderator. Und man könne ja schließlich nicht vor laufender Kamera sagen: Ich habe Sie nicht vermisst, Herr Grasser.

Armin Wolf ist mehr als ein ZiB-Präsentator, er IST diese Sendung. Er twittert, um mehr junge Menschen an die ZiB2 und deren Inhalte zu binden und er ist nicht ins FM4 Studio gekommen, weil er seinen Bekanntheitsgrad abtesten möchte. Er hat ein Anliegen und das heißt: Politik und Information unters Volk bringen.

TV: gutes Unterhaltungs-, aber schlechtes Informationsmedium

Mit nur sieben RedakteurInnen sei die ZiB2 eine "Pimperlveranstaltung im Gegensatz zu vergleichbaren Sendungen im deutschsprachigen Raum", klagt Wolf über die Arbeitsverhältnisse in der TV-News-Redaktion. Er gibt damit die Antwort auf meine Frage, wer eigentlich entscheide, was eine Nachricht ist? Und ob er es nicht notwendig finde, selbst Hintergrundberichterstattung zu betreiben anstatt mit den Bildern der Nachrichtenagenturen zu arbeiten?

"Ich bin ein Neil Postman-Anhänger. Ich halte das Fernsehen für ein gutes Unterhaltungs- und für ein schlechtes Informationsmedium. Zum Beispiel Beiträge über EU-Politik; aus Brüssel bekommt man Korrespondentenmaterial von Menschen in grauen Anzügen, die in graue Häuser gehen und oftmals in einer Fremdsprache ein Interview geben. Wir sehen in unseren Quoten-Messungen, dass genau zu diesem Zeitpunkt viele aus- oder umschalten. EU-Berichterstattung im Fernsehen ist bisher gescheitert."

Eigentlich Hausmeister

Dass Armin Wolf sich in der Tradition von Robert Hochner zu einem der wichtigsten politischen Journalisten des Landes entwickelt hat, verdankt er seiner Großmutter. Wolfs Vater war der Meinung, dass der Sohn eines Hausmeisters ab seinem 16. Lebensjahr arbeiten gehen soll. Die Großmutter hat jedoch eine Ausbildung mit Matura in der Handelsakademie forciert. Sie stellte in Aussicht, dass der Bub einmal Bankbeamter werden könne und damit um einiges mehr verdienen werde als Hausmeister. Das überzeugte Wolfs Vater. Der Journalismus kam, wie so oft im Leben, als scheinbarer Zufall in die Quere: in Form des Tiroler Landesstudios in Innsbruck, das sich direkt neben der Handelsakademie befindet und wo alles mit einem Nebenjob begann.

Tipp

In einem Doppelzimmer Spezial am 8.12. von 13 bis 15 Uhr erzähl Armin Wolf, warum er gerne Wissenschaftler geworden wäre, ob er je einen Wechsel in die Politik erwogen hat und wie viele Bücher mit ihm in die Antarktis gereist sind.

Zum Nachhören

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Das Gespräch mit Armin Wolf gibt es auch im FM4 Interview Podcast zum Nachhören.