Erstellt am: 4. 12. 2011 - 12:34 Uhr
Song Zum Sonntag: Kate Bush
drifting, twisting, whiteout, blackbird braille, Wenceslasaire, avalanche, swans-a-melting, deamondi-pavlova, eiderfalls , Santanyeroofdikov, stellatundra, hunter's dream, faloop'njoompoola ... das sind gerade die ersten 13 Wörter für Schnee, die Kate Bush für diese Nummer zusammengetragen hat. Tonlos zählt sie durch, dazu spricht Stephen Fry die 50 Wörter, dazu trommelt die 66jährige Studiolegende Legende Steve Gadd und spielt der 73jährige Folkie Danny Thompson einen sehr nach einer Talking Heads/ Peter Gabriel ca.1981 klingenden basic Track. Alle paar Augenblicke folgt ein Refrain, der zur Geduld mahnt: "Geht schon, es sind nur noch 44 (33, 22) mehr, nicht nur die Eskimos... ". Hier unterliegt Kate Bush einem widerlegten Irrtum.
- Der Song zum Sonntag auf FM4
- Kate Bush zuhause
- die "50 Wörter für Schnee"
- Über Kate Bush macht sich auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar in der Presse am Sonntag seine Gedanken.
Den Inuit, wie sie sich selbst nennen, wird nachgesagt, sie hätten mehr Worte für Schnee als jede andere Sprachgruppe. Dies beruht auf einem linguistischen Missverständnis: Die Inuit-Sprachen - wie sehr viele amerikanische Sprachen - sind so genannte "polysynthetische" Sprachen, das heißt, die Sätze werden aus Silben zusammengesetzt, die dann wieder ein Wort ergeben. Vereinfacht ausgedrückt: "jetzt gerade fallender Schnee", "Schnee der auf den Bäumen liegt", "Schnee der seit gestern liegt", "schwerer, nasser Schnee", "schnee, der gerade zu schmelzen beginnt " etc. sind in den verschiedenen Inuit-Sprachen jeweils einzelne Worte, Derivate des Wortstamms "Schnee", und würden in einem, sagen wir, deutschen Lexikon als einzelne Einträge gezählt. So könnte man sagen, die Inuit haben so viele Wörter für Schnee, wie es in nicht-polysythetischen Sprachen Sätze mit Schnee gibt.
Das "Schnee-Beispiel" wurde in der Berühmten "Sapir Whorf Hypothese" oft dafür verwendet, dass die verschiedenen Sprachen die Lebenswelt der Sprechenden nicht nur reflektieren, sondern auch mitgestalten.