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Michael Fiedler

Politik und Spiele, Kultur und Gegenöffentlichkeit.

28. 11. 2011 - 18:04

Schiedsgerichtet

Ein Schiedsgericht urteilt, die Beteiligten fühlen sich bestätigt, die Situation bleibt unerträglich. Die ewig aktuelle Niederlage des Bildungssystems.

An der Wiener Wirtschaftsuniversität studieren etwa 22.000 StudentInnen. Und auch wenn die AnfängerInnenzahlen seit einigen Jahren rückläufig sind, werden wohl heuer weit mehr als 4.000 Menschen dort ihr Studium beginnen. (Vorangemeldet haben sich 8360 Leute.) Christoph Badelt, Rektor der WU Wien, hat die Republik geklagt. Auf 64,4 Millionen Euro pro Jahr. Weil die WU die Leistungsvereinbarung mit der Republik nicht erfüllen kann, wenn nicht entweder mehr Geld überwiesen wird oder weniger StudentInnen kommen.

Christoph Badelt

APA/HELMUT FOHRINGER

Das Urteil

Badelt hat von dem eingesetzten Schlichtungskommission Recht bekommen - in Form von 6 Millionen Euro pro Jahr. Dabei ist selbst dem Schiedsgericht klar, dass das zu wenig ist. Aber mehr sei einfach nicht da.

Die Reaktionen

Rektor Badelt fühlt sich darin bestätigt, dass an seiner Uni entweder zu viel Studierende inskribiert sind, oder sie zu wenig Geld bekommt. Wissenschaftsminister Töchterle fühlt sich darin bestätigt, dass es dringend Zugangsregelungen braucht.
Die ÖH fühlt sich bestätigt, dass die Unis mehr Geld brauchen.

Die Schlussfolgerungen

Die WU bekommt jetzt ein Zehntel von dem, was sie nach eigenen Angaben braucht. Das Dilemma um die WU steht stellvertretend für das Dilemma vieler österreichischer Unis und eigentlich des gesamten Hochschulsektors. Insgesamt brauchen die Unis nämlich immer noch zwischen 250 und 300 Millionen Euro pro Jahr für die nächsten drei Jahre - nur um den Studienbetrieb aufrecht zu halten. Die könnten sich die Unis selbst holen, wenn das kaputte Gesetz dazu nicht bis Februar repariert wird. Nachdem die SPÖ Studiengebühren absolut ablehnt und die ÖVP sie unbedingt will, wird darüber geschwiegen. Sollten sich die Regierungsparteien doch noch darauf einigen, dass es keinen finanziellen Beitrag der Studierenden braucht, können sie sich vielleicht noch auf Zugangsbeschränkungen einigen. Eine Universitätsmilliarde gibt es jedenfalls nur in Schilling und damit ist das Bekenntnis zu 2% des BIP für die Hochschulen immer noch genau gar nichts wert.

Badelt kann jetzt gegen das Schlichtungsurteil berufen. Vielleicht ist das die einzige Möglichkeit den Staat dazu zu zwingen, endlich ausreichend Geld für die Hochschulen locker zu machen.