Erstellt am: 25. 11. 2011 - 12:15 Uhr
Wir sind hier weil ihr unsere Länder zerstört!
Erinnert sich noch jemand daran, wie vor und nach der Jahrtausendwende die Schmähung "Globalisierungsgegner" kursierte? Als Reaktion auf transnationale Solidarität, als DemonstrantInnen 1999 in Seattle Tränengas ins Gesicht gesprüht bekamen, wurde mittels "Globalisierungsgegner" eine Trennlinie gezogen: auf der einen Seite die Verheißung einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten voller Technik-Utopien, auf der anderen Seite: gewaltsam Wegzuräumende "Gegner", deren Solidarität mit der "dritten" Welt bald unter Terrorverdacht gestellt war. Zehn Jahre später ist dieses Narrativ kaputt. Wir wissen, dass wir einen Globus bewohnen. Der Atlas der Globalisierung wird von Le Monde diplomatique herausgegeben, die attac gegründet haben. Wenn nun von "Globalisierungsgegnern" die Rede wäre, dann entweder von Frontex, die Reisefreiheit brutal behindern oder von anderen Repressionsbehörden, die Informationsfreiheit und Internetzugang einschränken.
Wir rufen auf zur Schaffung eines internationalen Netzes zum Austausch von Informationen und Aktionen für die Rechte aller Migrantinnen und Migranten.
Aufruf von Bamako für den Respekt und die Würde aller MigrantInnen 2006
Diesem Aufruf sind Organisationen aus Afrika und Europa nachgekommen und haben das Netzwerk Afrique-Europa-Interact gegründet.

landofhumanrights.eu
Die zwei Themen, aus denen die Agenda des Netzwerks besteht sind globale Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung.
Im FM4 Jugendzimmer ist heute der antirassistische Aktivist Dieter Behr zu Gast. Er arbeitet seit vielen Jahren über die Zusammenhänge von Agrarpolitik, kapitalistischer Ausbeutung und Migration. Zu Beginn dieses Jahres hat er an der Karawane für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung teilgenommen. Während in Tunesien und Ägypten Diktatoren gestürzt wurden, kämpfte die Karawane in der nordmalischen Stadt Nioro gegen völkerrechtswidrige Pauschal-Abschiebungen und thematisierte die strukturellen Hintergründe von Flucht und Migration vor Ort.

Laura Maikowski
Dieter Behr ist am 25. November 2011 bei Claus Pirschner im FM4 Jugendzimmer (19-20:15) zu Gast. Unter 0800 226 996 kannst du anrufen, Fragen stellen und mitdiskutieren.
Die Ursachen der Migration benennt Dieter Behr mit ursprünglicher Akkumulation. Die bäuerliche Lebensgrundlage wird zerstört, wodurch Menschen den ruralen Raum verlassen, in der Folge auch aus den städtischen Slums aufbrechen und auf der Suche nach Lebensperspektiven auswandern. In Mali kaufen lybische, europäische oder chinesische Investment-Fonds 10.000 hektarweise fruchtbares Ackerland um damit zu spekulieren oder um profitable Agrartreibstoffe anzubauen. Dieses neokoloniale "landgrabbing" zu thematisieren und zu stoppen gehört zum Kampf der afrikanisch-europäischen Bewegungen, die sich sowohl für Reisefreiheit einsetzen, als auch für das Recht dort unter würdigen Bedingungen zu leben, wo mensch aufwächst.

(cc) WSF