Erstellt am: 21. 11. 2011 - 18:16 Uhr
Schreibzeug raus, jetzt wird gespielt
- My Fantasy Kingdom: Die Fantasywoche auf FM4
Pen&Paper-Games sind eine Mischung aus Gesellschaftsspiel und Rollenspiel. Es gibt einen Spielleiter der die Geschichte erzählt und leitet und Spieler, die jeweils einen Charakter in der Geschichte darstellen. Im Laufe der Geschichte stellt der Spielleiter die Spieler immer wieder vor Entscheidungen oder Probleme, auf die sie reagieren müssen. Über Erfolg oder Misserfolg ihres Handelns entscheiden schließlich die Würfel.
Entstanden sind Pen&Paper-Games in den 1970ern in den USA und eines der ersten und bis heute berühmtesten ist Dungeons&Dragons. Im deutschsprachigen Raum ist außerdem das 1984 entwickelte Spiel Das Schwarze Auge sehr erfolgreich. Immer noch erscheinen regelmäßig neue Abenteuer-Bücher. In den Büchern findet man nicht nur die Geschichten sondern auch das Regelwerk und nähere Informationen zur fiktiven Welt, in der das Spiel angesiedelt ist. Das kann ein mittelalterliches Setting sein, in dem Drachen mit Schwertern erlegt werden oder aber andere Settings wie das von Finsterland.
Kein finster Land in unser Zeit
finsterland
Finsterland spielt in einer Welt, die dem Europa des 19. Jahrhunderts ähnelt - Nachkriegsatmosphäre, Industrialisierung und ein starker Glaube an Fortschritt und Technik. Hier bewegt sich Finsterland eher in Richtung Steampunk. So gibt es neben Soldaten, Veteranen und Detektiven auch Magier, wilde Kreaturen oder Machinatoren:
„Machinatoren sind Menschen, die teilweise Maschinen geworden sind. Die meisten Machinatoren bekamen ihre Prothesen wegen Unfällen, manche ersetzen ihr Fleisch freiwillig durch Maschinen.“
Außerdem gibt es Boschmonster, Totmacher, Salamandermenschen, Trolle, … Stoff für eine Menge fantastischer Geschichten also. Nur dass es hier, im Gegensatz zu Dungeons and Dragons, keine Schwerter und Ritterrüstungen, sondern Automobile und Pistolen gibt. Ein wesentlicher Reiz des Steampunks ist diese Verknüpfung von Technik und Fantasy.
In der Einleitung zu Finsterland haben die Autoren Gregor Eisenwort und Georg Pils eine Liste von Inspirationsquellen angegeben, die so zahlreich wie unterschiedlich sind: von Autoren wie Schnitzler, Jules Verne, Kafka oder Stendhal; über Filme wie „Das Kabinett des Dr. Caligari“ oder „From Hell“ hin zu Comics von Hergé; Kunst von Klimt oder Bosch und Musik von Kurt Weill, den Einstürzenden Neubauten und Mussorgskij.
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Die Schöpfer von Finsterland
Die Macher von Finsterland sind seit Jahren begeisterte Pen&Paper-Spieler. Ihren eigenen Angaben nach sind sie schon länger Rollenspieler, als sie Nicht-Rollenspieler waren. Und wenn man viel spielt, so Gregor, würde man irgendwann automatisch damit anfangen, sich sein eigenes Spiel auszudenken. Im Laufe der Zeit ist so die Geschichte von Finsterland entstanden. Zu Beginn nur zum eigenen Nutzen. Irgendwann waren ihre Konzepte und Charaktere dann soweit ausgereift, dass sie den Entschluss fassten, ihr Spiel auf den Markt zu bringen. Das war allerdings gar nicht so einfach. Georg Pils gründete erst seinen eigenen Verlag, fand dann im Freundeskreis jemanden für das Layout, die Illustrationen und eine leistbare Druckerei. Nach einer Entwicklungszeit von 2003-2008 ist Finsterland nun endlich erschienen und damit das erste österreichische Pen&Paper auf dem Markt.
Gregor forscht eigentlich hauptberuflich an der Med.-Uni Wien und Georg unterreichtet an einer Berufsschule. Das Rollenspiel ist und bleibt also mehr Leidenschaft als Beruf. Leben könnten sie von den Einnahmen durch Finsterland nämlich nicht, aber in Anbetracht der kleinen Zielgruppe sind ihre Verkaufszahlen von über 100 Stück schon ein ziemlicher Erfolg.
Let's Play
Ausgehend von dem Setting und dem Regelwerk aus dem Buch kann man nun entweder selbst eine Geschichte entwerfen oder auf die Einsteigergeschichte im Buch zurückgreifen. Der Spielleiter muss die Geschichte im Vorfeld kennen, um die anderen Spieler hindurch leiten zu können. Er erzählt die Geschichte, übernimmt aber auch Nebenrollen oder Gegner. Immer wieder kommen die Spieler an Stellen der Geschichte, wo sie handeln oder auf etwas reagieren müssen. Dann rollen die Würfel und abhängig von den gewürfelten Zahlenwerten sind ihre Aktionen erfolgreich oder scheitern.
So eine Runde eines Pen&Paper-Games kann einige Stunden dauern, gerne auch mal einen ganzen Tag, oder man spielt auf mehrere Spielesessions verteilt, wodurch sich eine Kampagne auf unbestimmte Zeit erstrecken kann. Wie lange das Spiel dauert, ist im Endeffekt immer Entscheidung des Spielleiters und der Spieler. Ebenso ob der Grundton des Spiels eher gruslig oder witzig sein soll. Ein bisschen wie eine Packung Plastilin, kann ein Pen&Paper zu allem möglichen werden, abhängig von der Fantasie der Spieler.