Erstellt am: 19. 11. 2011 - 19:00 Uhr
FM4 Charts vom 19. November
- Die FM4 Charts vom 19.11.2011
- Brand New – Die Neuvorstellungen der Woche
Nach einem gefühlt ewig-verbummelten (und dann mit Ach und Krach doch noch irgendwie abgeschlossenen) WU-Studium, Jahren der privaten Herum-Poidlerei im Internet und etlichen Gesprächen mit Professoren, Wirtschaftsforschern und Politikerinnen bin ich mir ziemlich sicher, dass es so etwas wie einen „neutralen und objektiven Zugang“ zu Wirtschaftsthemen nur im Labor geben kann. Niemals in der Praxis.
Umso wichtiger ist es aber für die Bürgerinnen, die plötzlich täglich Wirtschaftsnachrichten um die Ohren gehaut bekommen, die Informationen auf Interesse und Inhalt zu prüfen und ein bisschen einordnen zu können.
Deshalb auch der manchmal etwas patscherte Versuch, mittels dieses Blogs (das den Vorteil hat, als Blog per se nicht neutral sein zu müssen) auch Standpunkte und Überlegungen zu bringen, die im Mainstream selten bis nie gehört werden.
Um wieder mal aus dem Atlas der Globalisierung 2010 von Le Mode Diplomatique zu zitieren, wo Bettina Gaus, Korrespondentin der taz schreibt: "Nicht nur ein großer Teil der Öffentlichkeit, sondern auch viele Journalistinnen und Journalisten – die Autorin eingeschlossen – haben sich, oft über viele Berufsjahre hinweg, für Wirtschaftsfragen nur in sehr eingeschränktem Maße interessiert. Das bleibt nicht folgenlos."
Umso wichtiger für Diskussionen und Konfrontationen, wenigstens ein paar Zahlen parat zu haben. Denn nur Zahlen, Daten und Fakten sprechen die Sprache der Wissenschaft – und erlauben, anderslautende Darstellungen als das zu entlarven, was sie sind – interessensgeleitete Propaganda.
Heute möchte ich anlässlich eines Interviews, das ich gestern mit dem Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik der AK-Wien, Dr. Markus Marterbauer, führen durfte, ein Faktum präsentieren, das jene Lügen straft, die behaupten, der überbordende Sozialstaat trage Schuld an den tatsächlich zu hohen Staatsschulden.
Von der Gründung der Eurozone bis zum Beginn der großen Finanzkrise im Jahr 2007 waren sowohl Neuverschuldung als auch Staatsschulden im Verhältnis zum BIP rückläufig. Von 72,8% Schuldenquote bei Gründung sank sie bis 2007 auf 66,1% - ähnliches gilt auch für Österreich.
Diese Zahl zeigt also eindeutig, dass die Versuche, mittels der Bedrohung durch die Schuldenkrise den Sozialstaat zu beschneiden, Ergebnis einer klaren Agenda sind: Nämlich die Kosten der ursprünglichen Krise nicht den Verursachern, sondern der Allgemeinheit umzuhängen. In der Interpretation geht etwa Chomsky so weit, die Staatsschulden als „Massenvernichtungswaffe“ zu bezeichnen – oder besser gesagt das, was mit Hilfe ihrer Bedrohung durchzusetzen versucht wird.
Zu diesem Umstand, dass zahlreiche Politiker und Ökonomen, trotz dieser Zahl anderslautend argumentieren, meinte Markus Marterbauer gestern:
Ich als Wissenschaftler lege großen Wert darauf, dass wir über Daten und Fakten reden. Wir können ganz klar zeigen, dass in Österreich zwar die Sozialausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung – also die Sozialquote – seit den 70er Jahren, wenn wir weit zurückgehen, um etwa 8 Prozent gestiegen sind und völlig parallel dazu ist auch die Abgabenquote gestiegen. Was heißt das? Das heißt, dass der Ausbau des Sozialstaats vollständig über Steuern und Beiträge finanziert wurde, wir haben bis 2007 einen Rückgang der Budgetdefizite und der Staatsschulden gesehen und im Zuge der Finanzkrise sind die Staatsschulden in Österreich um 30 Milliarden Euro gestiegen. Das ist also eine Folge der Finanzkrise und nicht der Unfinanzierbarkeit des Sozialstaats, oder einer sprunghaft gestiegenen Ineffizienz der Verwaltung und dergleichen. Die Verursachung der Staatsschuldenkrise liegt also ziemlich klar auf der Hand.
Und nun noch zur Musik, also den heutigen Charts:
Da gibt's nach Wochen der Konsolidierung diesmal auch einiges an Bewegung in den oberen Ränge:
Mit einer Ausnahme, auf Platz 3 bleiben die Drums auf ihrer Position, Bronze geht also erneut an "How It Ended".
Auf Platz 2 schaffen es die Caged Animals im zweiten Anlauf, und zwar mit einer Nummer, deren Titel so schön ist, dass man ihn gerne tätowieren oder sticken möchte: "Teflon Heart".
Und die Nummer 2 der Vorwoche, Neon Indian mit "Polish Girl", schafft es diesmal, den entscheidenden Sprung an die Spitze zu machen – und ist die neue Nummer 1 von FM Quattro.
Ein feines Wochenende Euch Teflonherzen!
neon indian