Erstellt am: 18. 11. 2011 - 15:17 Uhr
Goodbye Ehrenamtlich, Hello Freiwilligengesetz!
Letztes Jahr, 2010, war zum Beispiel das EU-Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung.
Das nächste Jahr, 2012, widmet sich dem aktiven Altern.
Das heurige Jahr 2011 hat die EU zum Jahr der Freiwilligentätigkeit ausgerufen. Zur Erinnerung: im Freiwilligen-Engagement, da sind wir ÖsterreicherInnen fast schon Europameister: Fast jedeR zweite engagiert sich ehrenamtlich. Die meisten tun das bei Rettungsorganisationen wie dem Roten Kreuz, aber auch Blasmusikkapellen und Briefmarkensammelvereine zählen zu den Freiwilligenorganisationen.
Wir hier auf FM4 haben uns auch mit dem Jahr der Freiwilligenarbeit beschäftigt, allerdings haben wir das Augenmerk auf kleinere Initiativen gelegt: Im Rahmen der Rubrik FM4 Ehrenamtlich haben wir euch jeden Freitag Organisationen vorgestellt, wo Menschen sich unentgeltlich engagieren. Vom Einkaufen gehen für alte Leute übers Sport machen mit Kindern, vom interkulturellen Gärtnern bis zum Fahrrad selbst reparieren, von PfadfinderInnen bis Bergrettung war da alles dabei.
Lisa Rümmele
Freiwillige vor den Vorhang
Denn solche EU-Jahre dienen hauptsächlich der Bewusstseinsbildung: "Wir wollten sagen: Hallo, es gibt Freiwillige, ohne Freiwillige funktioniert vieles in unserem sozialen Zusammenleben nicht", formuliert Sozialminister Rudolf Hundstorfer Ziel und Zweck dieses Jahres.
Deswegen gab es viele Ehrungen und Aktionstage in diesem Jahr, bei denen Freiwillige vor den Vorhang gebeten wurden. Eine Datenbank wurde eingerichtet, wo man Vereine finden kann, bei denen sich Menschen ehrenamtlich engagieren (können). Und es gibt einen Frewilligenrat, der eine Art Interessensvertretung für Ehrenamtliche sein soll und Möglichkeiten zur Vernetzung bietet.
Bei diesem Schulterklopfen und Danke sagen soll es aber nicht bleiben, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer: "Der nächste Schritt, der auch ein Ziel war und ist, ist das Freiwilligengesetz, das wir jetzt in die Begutachtung geschickt haben. Wenn alles gut geht, wird es im Frühjahr im Nationalrat beschlossen."
Das Freiwilligengesetz
Dieses neue Gesetz soll freiwillige Arbeit in Österreich regeln. Vor allem wird festgeschrieben, wie ehrenamtliche Arbeit auszusehen hat und wie sie definiert ist, auch, um diese von professioneller, bezahlter Arbeit abgrenzen zu können. "Das ist ein Bekenntnis des Staates zu freiwilliger Arbeit, das war uns sehr wichtig und das haben wir auch lange diskutiert, weil man das abgrenzen muss, wo geht es um ein Arbeitsverhältnis und wo geht es um freiwilliges Engagement. Ein neues Prekariat brauchen wir nicht, das gilt es und galt es zu verhindern." Vor allem in der Alten- und der Behindertenbetreuung seien die Grenzen oft schwimmend. Mit den gesetzlichen Regelungen soll Missbrauch verhindert werden.
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Der Freiwilligenrat wird mit dem Gesetz als Gremium und Interessensvertretung festgeschrieben, das den Sozialminister bei Fragen zu freiwilligem Engagement unterstützt. Und auch die Datenbank frewilligenweb.at wird als Austauschplattform und Vernetzungsbörse für ehrenamtliche Arbeit festgeschrieben. Noch ein Bereich des Freiwilligenlebens sollen durch das neue Gesetz erleichtert werden: braucht man für das Ehrenamt einen Strafregisterauszug, soll man in Zukunft von der Bezahlung der dafür anfallenden Gebühren befreit sein.
Verbesserungen beim Freiwilligen sozialen Jahr
Für junge Menschen, die ein freiwilliges Soziales Jahr machen, sieht das neue Gesetz eine entscheidende Verbesserung vor: Sie bekommen jetzt legal Kinderbeihilfe. "Vorher war das über eine Hilfskonstruktion geregelt. Aber eine Hilfskonstruktion ist halt eine Hilfskonstruktion und eine saubere Lösung ist eine saubere Lösung", meint der Sozialminister. Auch einen leichteren Zugang zu Kranken- und Pensionsversicherung soll es für Freiwillige dann geben. Und die erworbenen Fähigkeiten können für spätere Berufsausbildungen angerechnet werden: "Der Erwerb von Fertigkeiten für soziale Berufsfelder soll anerkannt werden. Man kann dann also vorweisen: Das habe ich gemacht und das ist damit dann auch legitimiert."
Derzeit ist das Freiwilligengesetz also in der Begutachtung, wenn alles klappt, soll es schon nächsten Frühling beschlossen werden. Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist das eine erfreuliche Bilanz des Freiwilligenjahres: "Es war ein tolles Jahr für die Freiwilligen, man kann da wirklich nur noch einmal sagen: Danke, dass sie das tun! Gleichzeitig ist es aber für uns ein Arbeitsauftrag, weiterzumachen. Ein paar Punkte müssen noch geregelt werden, das Gesetz selbst muss noch beschlossen werden. Aber auch dann wird es nicht aufhören: Es werden immer neue Ideen und Herausforderungen auf uns zu kommen und die gehören weiter bearbeitet."