Erstellt am: 16. 11. 2011 - 17:54 Uhr
DIY OR DIE
Heute im Radio
Einen Streifzug durch die DIY Label Welt des Punk gibt es heute ab 22 Uhr in der FM4 Basement Show. Nebst bereits erwähnten Labels, werden noch DIY Kaliber wie FAT WRECK CHORDS, AF-RECORDS, ALTERNATIVE TENTACLES oder die noch relativ frischen PAPER AND PLASTICK unter die Lupe genommen.
Die DIY-Ethik, das selbstbestimmte Handeln und Tun, gehört zur Punk- und Hardcore-Szene wie das Paar abgetragene Converse zur (veganen) Lederjacke. Die „Selbstbestimmtheit“ der Punk-Rocker umschließt u.a. den Selbstvertrieb von Tonträgern oder den Aufbau unabhängiger Labels und Veranstaltungs-Kollektive.
Auch mich hat dieses doch Einzigartige am Punk als Vierzehnjähriger nachhaltig beeinflusst. Da war etwas anders als bei den Metal-Bands: Punk-Bands hielten zusammen und organisierten selbst Shows oder brachten Fanzines heraus. Genau das war es, was ich immer machen wollte. So wurde auch ich Teil dieser globalen Szene selbstbestimmter Rock 'n' Roller.
![© Wikicommons Sammlung verschiedenster Punkzines](../../v2static/storyimages/site/fm4/20111146/Punkzines_body.jpg)
Wikicommons
Besser auszudrücken vermag die DIY-Ethik im Punk das folgende Zitat aus einem Punk-Fanzine:
"Do it yourself ist die treibende Kraft hinter fast allen ernstgemeinten Anstrengungen von Punk. Wir brauchen keine reichen Geschäftsleute, die unseren Spaß für ihre Profitinteressen ausschlachten. Wir Punks können selbst Konzerte veranstalten, Demonstrationen organisieren und daran teilnehmen, Platten veröffentlichen, Bücher und Fanzines herausgeben, für unsere Produkte einen Versand aufziehen, Plattenläden eröffnen, Texte verteilen, Boykotts fördern und an politischen Aktivitäten teilnehmen. Wir tun all diese Dinge, und wir tun sie gut. Kann das irgendeine andere jugendliche Gegenkultur der 80er und 90er von sich behaupten?“ (Joel, PE Nr. 11/12, Herbst 1991, 10, in O´Hara, 2002, 149)
DIY-Labels
Besonderen Einfluss auf den Siegeszug des Punk, nahmen die Punkrock-Labels, die zum größten Teil von wichtigen Protagonisten der verschiedenen Szenen und Bands gegründet wurden. Aus dem einfachen Grund heraus, die eigene Musik und die von befreundeten Bands selbstbestimmt herauszubringen und bei den eigenen Konzerten verkaufen zu können.
SST war eigentlich anfangs sein eigener Radio-Zubehör-Mailorder : Solide State Transmitters
Eine der ganz wichtigen Bands in diesen Zusammenhang ist die aus Hermosa Beach stammende Punk-Band Black Flag. Ihr Gitarrist und Songwriter Greg Ginn, begann schon recht früh mit seinem Label SST die eigenen Platten von Black Flag zu veröffentlichen. Bald kamen Klassiker wie Minutemen, Descendents, Bad Brains oder Hüsker Dü zu seinem Roster und ließen SST zu einem der wichtigsten Indie-Labels der 1980er werden.
Das wohl bis dato erfolgreichste Punk-Label ist unumstritten Epitaph Records. Gegründet 1981 von Brett Gurewitz, um Material seiner eigenen Punk Band Bad Religion zu veröffentlichen, avancierte es Mitte der Neunziger zum Indie-Riesen und machte mit Bands wie Offspring, NOFX oder Rancid auch wirtschaftliche Höhenflüge. Mittlerweile ist Epitaph eine bleibende Konstante in der maroden Musikindustrie und bedient mit den Sub Labels Anti Records, Hellcat und Burning Heart auch Musikfans abseits des melodischen Hardcore-Punk.
FM4 Handmade - Mach es selbst
Das Selbermachen wird diese Woche auf FM4 groß geschrieben. Alles zum Nachlesen auch unter fm4.orf.at/handmade
Ein Label, dessen Maxime nicht auf wirtschaftlichem Erfolg beruht, ist das aus Washington DC stammende Label Dischord Records. Dischord wurde 1980 von einem gewissen Ian MacKaye gegründet, der eigentlich nur eine Platte seiner Band Teen Idles veröffentlichen wollte. Wirklich bekannt wurde Dischord dann durch die Nachfolgeband der Teen Idles, den Hardcore Pionieren Minor Threat. Strikt dem DIY verpflichtet veröffentlichte Dischord in den darauffolgenden Jahren Bands wie Government Issue, Rites of Spring, Dag Nasty oder Fugazi und beeinflusste die globale Punk Szene in einem nicht zu unterschätzendem Maße.
Dieser Streifzug durch die Punk-Rock-Labelszene beweist: Gerade in Zeiten wo es für Bands immer schwerer wird gute Labels und Agenturen zu finden ist das Motto "DIY or die" aktueller denn je.