Erstellt am: 15. 11. 2011 - 16:17 Uhr
Fußball-Journal '11-127.
Bundesliga, Meisterschaft und der Cup, der ÖFB und das Nationalteam, das europäische Geschäft, der Nachwuchs und die vielen Irrsinnigkeiten im Umfeld: Das Fußball-Journal '11 begleitet wie 2010 auch das heurige Jahr wieder ungeschönt und ohne Rücksichtnahme auf Skandalisierungen und Stillhalte-Abkommen, die den heimischen Fußball-Journalismus so mutlos daherkommen lassen.
Heute mit der traditionellen Länderspiel-Begleitung beim Debut von Marcel Koller beim Testspiel gegen die Ukraine in Lviv.
Die 23 Akteure vorort sind...
Tor: 1 Pascal Grünwald,
23 Heinz Lindner (Austria), 24 Robert Almer (Düssel-dorf/D).
Abwehr: 17 Florian Klein, 20 Manuel Ortlechner (Austria), 4 Emanuel Pogatetz (Hannover/D),
15 Sebastian Prödl (Werder/ D), 2 Aleksandar Dragovic (Basel/SUI),
3 Franz Schiemer (Salzburg), 5 Christian Fuchs (Schalke/ D), 13 Markus Suttner (Austria).
Mittelfeld: 8 David Alaba (Bayern/D), 22 Manuel Weber (Sturm), 16 Florian Mader, 10 Zlatko Junuzovic (Austria),
14 Julian Baumgartlinger, 6 Andreas Ivanschitz (Mainz/D), 18 Veli Kavlak (Besiktas/TUR),
19 Christopher Drazan (Rapid).
Angriff: 11 Martin Harnik (Stuttgart/D), 7 Marko Arnautovic (Werder/D),
9 Erwin Hoffer (Eintr. Frankfurt/D), 21 Marc Janko (Twente/NED).
Auf Abruf: Jakob Jantscher (Salzburg), Stefan Kulovits (Rapid), Philipp Hosiner (Admira), Roman Kienast (Sturm), Stefan Maierhofer (Salzburg).
Auf Abruf beim U21-Team: Jörg Siebenhandl (Neustadt); Christopher Dibon (Admira), Daniel Royer (Hannover/D), Stefan Schwab (Admira).
Kurzfristig verletzt/krank: Georg Margreitter (Austria), Christopher Trimmel (Rapid).
Verletzt: Jürgen Macho (Panionios/GRE), Christian Gratzei (Sturm), Ekrem Dag (Besiktas/TUR), Thomas Schrammel (Rapid), Paul Scharner (Westbrom/ENG), Jürgen Säumel (Sturm), Roman Wallner (Salzburg).
Noch nicht fit genug: György Garics (Bologna/IT); ohne Spielpraxis: Yasin Pehlivan (Gaziantep/TUR), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/D), Ümit Korkmaz (Frankfurt/D).
Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Juventus/IT), Michael Gspurning (Seattle/US); lieber für Bosnien spielt Amel Hadzic (Ried).
Out: Helge Payer (Rapid), Hans-Peter Berger (Admira), Markus Berger (Academica/POR), Daniel Beichler (Ried), Christoph Leitgeb (Salzburg), Andreas Lasnik (Breda/ NED), Andreas Hölzl (Sturm), Alexander Grünwald, Roland Linz (Austria), Rubin Okotie (St. Truiden/BEL) uvam.
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Die U21-National-mannschaft (Jahrgang 90 und jünger) spielte heute ab 16 Uhr im Rahmen der EM-Qualifikation in Lovech gegen Bulgarien.
Das Hinspiel in Wr. Neustadt bestritten Siebenhandl; Schimpelsberger (46. Elsneg), Dibon, Dilaver, Farkas; Schwab, Holzhauser, Teigl (46. Schöpf), Royer; Alar (58. Tadic),Weimann - und verloren 0:2.
Der Kader -
Tor: Samuel Radlinger (Hannover/D), Jörg Siebenhandl (Neustadt).
Abwehr: Christopher Dibon (Admira), Emir Dilaver (Austria), Patrick Farkas (Mattersburg), Kevin Wimmer LASK), Michael Schimpelsberger (Rapid), Florian Hart (LASK), Stephan Zwierschitz (St. Pölten).
Mittelfeld: Raphael Holzhauser (Stuttgart/D), Thomas Hopfer (Grödig), Stefan Schwab (Admira), Daniel Royer (Hannover/ D), Daniel Schöpf (Altach), Daniel Schütz (Innsbruck), Georg Teigl (Salzburg), Dieter Elsneg (Kapfen-berg).
Angriff: Deni Alar (Rapid), Dario Tadic (Austria), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG).
Auf Abruf: Christoph Riegler (St. Pölten); Marco Meilinger, Robert Zulj, Marcel Ziegl (Ried), Thomas Kral, Thomas Helly(Neustadt), Florian Kainz (Sturm), Christoph Knasmüllner (Ingoldstadt/ D), Alexander Aschauer (Stuttgart/D) und Michael Gregoritsch (Kapfenberg), der mit der U18 in Bulgarien war.
Beim A-Team und so unabkömmlich: Heinz Lindner (Austria), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), David Alaba (Bayern/D), Christopher Drazan (Rapid). Beim A-Team nur auf Abruf, deshalb einsatzfähig: Jörg Siebenhandl, Christopher Dibon, Daniel Royer und Stefan Schwab.
Verletzt sind Martin Hinteregger und Stefan Hierländer (Salzburg), Christian Klem (Sturm), Richard Windbichler (Admira), Günther Arnberger (Austria), Maximilian Karner (Ried), Lukas Kragl (LASK), Christoph Kröpfl (Kapfenberg)...
Out: Marcel Büchel (Gubbio/IT), Robert Gucher (Kapfenberg), Marco Djuricin (Hertha/D), Manuel Sutter (St Gallen/SUI), Andreas Tiffner (Vienna), Pirmin Strasser (Almeria/SPA), Marcel Holzmann (FC Lustenau), Michael Sollbauer (WAC), Michael Popp (St.Pölten), Philip Petermann (Parndorf), Radovan Mitrovic (Utrecht/NED), Lukas Rotpuller (Ried), Daniel Offenbacher (Salzburg), Kevin Stöger (Stuttgart/D)...
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Auch die U18 (Jahrgang 94) spielte am Samstag in Prawez gegen Bulgarien. Nach dem Abgang von Coach Thomas Janeschitz zum A-Team agierte Manfred Zsak als provisorischer Teamchef. Da er das Team nicht kennt, ist anzunehmen, dass Janeschitz oder Assistenz Füzi gecoacht haben. Zsaks Beitrag zu Spiel wird in der offiziellen ÖFB-Aussendung so beschreiben: "In der Pause motivierte Teamchef Zsak seine Spieler indem er sie daran erinnerte, dass man nur dann gewinnen kann, wenn man auch Tore schießt." Sicher deshalb gewann man noch 1:0.
Die Aufstellung: Bachmann; Mwene, Posch, Jäger, Wimmer; Kerschbaum, Wydra (67. Savic), Derflinger, Martschinko (60. Kreuzriegler); Sabitzer, Friesenbichler (89. Frank)
Der Kader:
Tor: Daniel Bachmann (Stoke/ENG), Andreas Leitner (Admira)
Abwehr: Lukas Jäger (Altach), Philipp Mwene (Stuttgart/D), Sebastian Wimmer (LASK), Phlipp Posch (Admira).
Mittelfeld: Christian Derflinger, Alessandro Schöpf (Bayern/D), Christian Gartner (Mattersburg), Daniel Geissler (Heerenveen/ NED), Dominik Wydra (Rapid), Roman Kerschbaum (St. Pölten), Christoph Martschinko, Stefan Savic (Salzburg), Phlipp Rensch (Ried).
Angriff: Kevin Friesenbichler (Bayern/D), Michael Gregoritsch (Kapfenberg), Marcel Sabitzer (Admira), Alexander Frank (Austria).
Auf Abruf: Markus Kuster (Mattersburg); Tarkan Serbest (Austria), Martin Kreuzriegler (LASK), Thomas Murg (GAK), Ylli Sallahi (Bayern/D), Stefan Sonderegger (Hoffen-heim).
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Die U16 (Jahrgang 96, alles noch Akademiespieler, Coach Hermann Stadler) hat gestern Mittwoch in der Schweiz gespielt und 3:1 verloren. Die Formation: Bundschuh; Zaunschirm, Domej, Probst (69. Krizevic), Gottsbachner (69. Lercher); Mörth (57. Flatz), Horvath (62. Ramakic), Lazaro, Mathis (62., Baumgartner), Grbic; Pellegrini (69. Meier).
Anmerkung: David Domej, der von Milan gecastete Rapidler, spielt sonst schon in der U17.
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Die U20 (Jahrgang 91/92) ist nach dem Antreten bei der WM in Kolumbien de facto aufgelöst und in die U21 übergegangen.
Die U19 (Jahrgang 93) unter Trainer Rupert Marko qualifizierte sich im Oktober beim Vorrunden-Turnier im eigenen Land als Gruppen-Zweiter hinter Dänemark (vor Albanien und Malta) für die Elite-Runde, die im nächsten Jahr dann die EM-Teilnehmer ausspielt.
Die U17 (Jahrgang 95, Teamchef Heraf) scheiterte an dieser Hürde - allerdings qualifzierte sich nur der Gruppensieger; und das war Italien.
Dass eine ausgefeilte Taktik und ein spezieller Matchplan nicht nur die wichtigstze Waffe der Kleinen ist, sondern auch den großen Nationen gut zu Gesicht steht und effektiv wirkt, das belegte dieser Tage Fabio Capello, dessen haargenau an den spanischen Gegner angelegte Strategie aufging wie Omas Germteig.
Dass man hierzulande überhaupt von solchen Ansätzen sprechen kann, ist dem in den letzten Wochen und Monaten "passierten" Turnarond (die der Bestellung von Marcel Koller folgte) zu verdanken, der Intelligenz in den Fokus stellt, der altbackenen Dumpfheit eine Absage erteilt hat, fast so etwas wie Euphorie erzeugt hat und auch Mainstream Media zum Fähnchendrehen im Wind veranlasst hatte.
Deswegen ist noch lange nicht alles gut, aber zumindest einiges möglich.
Das Vorspiel: die U21 in Bulgarien
Davor lauert noch die Untiefe U21-Nationalmannschaft.
Da haben die Schotten für uns gespielt, und die Holländer auswärts bezwungen - was bedeutet, dass das ÖFB-Team bei einem Auswärtssieg in Bulgarien punktemäßig wieder ranschnuppern könnte. Andererseits kann Bulgarien bei einem Erfolg als Tabellenführer überwintern.
Das Schicksal hat Andreas Herzog also eine weitere Chance gegeben. Wird er sie wieder, wie im Hinspiel, mit einer altbackenen 4-4-2-Flachvariante vergeigen? Oder wird er sich darin genügen das davor erfolgreiche 4-2-3-1-System hinzustellen, wie so oft ohne konkreten Matchplan? Werden seine Akteure wien im Hinspiel hilflos über das Grün pflügen? Andererseits: woher sollte der Coach innerhalb von ein paar Tagen denn die taktische Reife nehmen? Besäße er sie, hätte er sie doch bereits angewendet.
Es obliegt also wieder den Spielern einen Zufallstreffer zu landen. Ab 16 Uhr ist es im Litex-Stadion in Lovech soweit.
In der Ukraine geht es um 20 Uhr los - Parallel stehen die Barrage-Spiele zum EM am Programm. Bei Kroatien vs Türkei ist nach dem Hinspiel alles klar, der einzige Spannungs-Faktor (Portugal gegen Bosnien) startet erst um 22 Uhr.
Was macht Herzog aus der Zufalls-Chance?
Aufgestellt wurde so: 1 Samuel Radlinger; 5 Michael Schimpelsberger, 17 Christopher Dibon (Kapitän), 3 Emir Dilaver, 12 Florian Hart; 19 Patrick Farkas, 8 Raphael Holzhauser, 18 Georg Teigl, 7 Daniel Royer; 9 Andreas Weimann, 10 Deni Alar. Man spielt in rot-schwarz.
Das könnte ein 4-4-2 sein, aber auch ein 4-3-3. In jedem Fall findet sich nur ein zentraler Mittelfeldspieler in der Aufstellung (Schwab ist draußen), das deutet auf Flügellastigkeit.
Ersatzbank: 21 Jörg Siebenhandl; 16 Stephan Zwierschitz, 6 Thomas Hopfer, 15 Stefan Schwab, 11 Dieter Elsneg, 20 Daniel Schütz, 14 Dario Tadić.
Die Bulgaren spielen (in weiß-grün) mit 12 Stefano Kunchev im Tor, rechts hinten 16 Georgi Pashov, innen 5 Georgi Terziev und 3 Rosen Kolev, links 18 Ilia Milanov; im Mittelfeld von rechts nach links 6 Aleksandar Tsvetkov (der wuchtige Kapitän), 14 Plamen Dimov, 20 Radoslav Vasilev, 9 Borislav Baldzhiski und 10 Alexandar Tonev sowie 11 Radoslav Kirilov vornedrin.
Vom Hinspiel fehlen Mittelfeldspieler Georgi Kostadinov und der gefährliche Stürmer Momchil Tsvetanov.
Coach ist Michail Madanski, er spielt wohl wieder in seinem flachen 4-4-2, dessen Stärke in der kompakten Verschieberei seines Mittelfelds liegt-
Ersatz sind 1 Ivaylo Vasilev; 4 Atanas Drenovichki, 13 Samir Ayas, 15 Aleksandar Dyulgerov, 19 Ivelin Vasilev und 8 Tomi Kostadinov.
Die Schiedsrichter kommen aus der Türkei.
Wieder einmal wenig, man ist spielerisch plan- und ideenlos...
In der 12. Minute geht Bulgarien durch Tonev in Führung, sagt der UEFA-Ticker, Stream finde ich keinen. Gegen Ende der 1. Halbzeit scheint sich das ÖFB-Team ins Spiel zu fighten.
In der 2. Hälfte wechselt Herzog Elsneg für Alar und Schütz für Farkas. Und dank der Forums-Hilfe (und dem Wechsel aus dem allzu firewall-gesicherter Funkhaus auf ein Gerät, das auch schlimme Seiten besuchen darf, kann ich jetzt die letzten 20 Minuten doch noch sehen, absurderweise mit etwa zehnminütigem Delay.
Und ich steige mit einer österreichischen Druckphase ein. Auch wenn Tormann Radlinger nach einer furchtbaren Schnitzerei der unbedrängten Abwehr Kirilov in der 76. Minute den Ball gerade noch vom Fuß nimmt.
Und tatsächlich gibt es den Ausgleichtreffer: langer Holzhauser Freistoß-Cross von rechts hinein in der Strafraum, alle verfehlen, Dibon ist per Kopf da, Tor, 1:1. Danach kommt Tadic für Teigl. Der Tausch war schon vor dem Tor geplant, und bringt jetzt in der Schlußphase eine echte zweite Spitze.
In der 80. fischt Radlinger wieder einen Kirilov-Ball aus dem Kreuzeck. Das Match ist jetzt frei von jedem taktischen Kalkül, bei einem österreichischen Konter laufen sich mindestens fünf Spieler frei.
... und so imitiert Herzogs U21 das alte Constantini-Team
Erstaunlicherweise sehe ich Schimpelsberger als rechten Verteidiger und Dilaver in der Zentrale. Da hat jemand aus dem Innenverteidiger-Debakel des Hinspiels keine Konsequenz gezogen.
Der offizielle UEFA-Ticker meldet den 1:1 Endstand; in meinem Stream gehts noch 5 Minuten.
Die Forum-Beobachter vermelden einen dieser Schlußphase widersprechenden Spielverlauf: bis zur 70. war man triotz besserer Technik und höherer individuellen Klasse ideenmäßig deutlich zweiter. Dass das Tor aus einem Standard fiel: auch kein Zufall. jlh-electro will sogar Dreiecke an den Flanken ausgemacht haben.
Ich sehe in der Schlußphase eigentlich nur überfallsartige Angriffe der Österreicher, also keine Team-Leistung oder gar etwas strategisch herausgespieltes, sondern viel dem Zufall Geschuldetes.
Mit diesem Auswärtspunkt überwintert Österreichs U21 als Tabellen-Vierter. Die Niederlande (4 Punkte vorne) und Schottland (3 Punkte vorne) haben ein Spiel weniger. Bulgarien ist 3 Punkte voran und hat das direkte Duell für sich gewonnen. So ziemlich alles also wie bei Constantinis Truppe: Scheitern auf taktischem Mangel-Niveau.
Nach Lviv, wo ein neues Kapitel aufgeschlagen werden soll
... und zwar mit der folgenden Aufstellung:
Im Tor steht 24 Robert Almer (Düsseldorf/D).
Die Abwehr, von rechts nach links: 3 Franz Schiemer (Salzburg), 15 Sebastian Prödl (Werder/ D), 4 Emanuel Pogatetz (Hannover/D) und 5 Christian Fuchs (Schalke/ D).
Zentral im Mittelfeld: 14 Julian Baumgartlinger (Mainz/D) halbrechts und, in der Schweinsteiger-Rolle halblinks 8 David Alaba (Bayern/D).
Offensiv links 6 Andreas Ivanschitz (Mainz/D), offensiv rechts 11 Martin Harnik (Stuttgart/D), als hängende Spitze 7 Marko Arnautovic (Werder/D) und ganz vorne 21 Marc Janko (Twente/NED). Der soll auch Kapitän bleiben.
Das kann sowohl ein 4-2-3-1 als auch ein 4-4-2 werden, hängt davon ab wie Arnautovic seine Rolle interpretiert. Das kann aber auch als 4-1-4-1 oder 4-1-3-2 enden, wenn Alaba sich als echter Achter begreift.
In jedem Fall ist die erste Koller-Elf eine offensiv denkende. Außerdem spielen 9 Kicker in Deutschland, nur Schiemer in Österreich.
Dass Franz Schiemer als rechter Verteidiger aufgeboten wird, schmeckt mir gar nicht. Schiemer spielt das beim Verein schon lange nicht mehr, ihm fehlen einige Außenverteidiger-Tugenden. Es fehlte nicht viel und Koller hätte Constantinis Vier-Pfosten-Abwehr kopiert, das ist ärmlich.
Dass Robert Almer im Tor spielt ist ein Treppenwitz. Almer verließ die Austria weil er an Lindner nicht vorbeikam, ist die Saison über bei Düsseldorf die Nummer 2 - es muss schlimm aussehen in der heimischen Torhüter-Szene.
Der Gegner debutiert in einem völlig neuen Stadion
Oleg Blochin verzichtet auf seinen alternden Star Shevchenko und spielt mit 31 Dikan; 3 Fedetsky, 5 Kucher, 44 Rakitsky (also die Shakhtar Donetsk-Innenverteidigung), 33 Selin; 11 Yarmolenko, 4 Tymoshchuk (der Kapitän), 14 Rotan, 8 Aliev, 19 Konoplyanka (das Talent aus Dnjepr); 25 Milewski.
Das ist ein 4-5-1.
Bis auf Tymoshchuk von Bayern und den Tormann (Spartak Moskau) ist das ein legionärsloses Team, im Kader stünde noch Andrei Voronin von Dinamo Moskau. Nicht dabei Khacheridi und Gusev von Dinamo Kiev. Dafür stellt der Verein den Großteil der Offensive (Yarmolenko, Aliev, Milewski).
Im Gegensatz zum Deutschland-Match fehlen auch noch Tormann Rybka, Butko, Bezus, Gaj und Devic.
Man experimentiert auf der Suche nach einem EM-Kader.
Das Schiedsrichter-Team (Chef ist Oddvar Moen) kommt aus Norwegen. Es fällt idyllischer, durchaus dichter Schnee. Die Ukraine spielt in gelb, Österreich in Rot-Weiß.
Herbert Prohaska billigt Hans Krankl Ironie zu und hat im Vorfeld erkannt, dass die Ukraine heute wohl nicht wie am Freitag gegen Deutschland auf Konter spielen wird. Natürlich jhat man Österreich eingeladen um ein Match gegen einen unterlegenen Gegner zu simulieren, dem man das eigene Spiel aufzwingen muss.
Interessante Herausforderung. Wie wird man dem entgegnen?
Marcel Koller bestätigt die (geplante) Doppelrolle von Alaba, der letztlich zwei Positionen besetzen soll.
Anpfiff um 20.01, mitten hinein ins Schneegestöber
Die Ukraine legt es auf Kontrolle und Ballbesitz an, wie erwartet. Blochin spielt ein ruhiges 4-5-1 mit zwei defensiven im Mittelfeld und einem echten Zehner (Aliev) hinter der Solo-Spitze Milewski.
Vor allem auf der rechten Seite kommen sie mit guten Dreiecksspiel ganz passabel nach vorne.
Baumgartlinger und Alaba stehen weit auseinander, decken die Breite des Spielfeldes ab. In der 6. Minute gibt es ein erstes offensives Lebenszeichen, über Ivanschitz links.
Arnautovic interpretiert seine Rolle eher als zweite Spitze denn als verkappter Zehner. Das bedeutet, dass Alaba massiv in sdie Zentrale hineinstechen muss um das altbekannte Österreicher-Loch ebendort zu vermeiden. Das wird schwer, weil genau dort sehr viel Verkehr herrscht.
Der Platz wirkt nicht austrainiert, es gibt recht schnell Löcher, der Schneefall erschwert die Bedingungen noch.
Ivanschitz holt in der 9. Minute einen zentralen 20-Meter-Freistoß heraus. Fuchs direkt? Nur Arnautovic in die Mauer.
Almer haut schon den zweiten Ball links ins Out anstatt das Spiel zu bedienen. Harnik ist noch nicht zu sehen gewesen. In der 12. Minute sieht er dann seinen ersten Ball.
Und zwar bei einem dieser Angrffe, die mit einmal-Berühren schnell in die Spitze gespielt werden sollen. Das sieht, angesichts des technischen Selbstbewußtseins, das die Offensive an den Tag legt, gar nicht so schlecht aus. Alaba ist noch zu verhalten.
Die Ukrainer versuchen das Spielfeld eng zu machen und entweder über die Flügel zu kombinieren oder mit einem guten flachen Lochpaß aus der Zentrale Milevski loszuschicken.
Ein durchaus überflüssiges Gegentor nach 17 Minuten
Nach einem dieser Angriffe über rechts (Yarmolenko) zieht der ins Zentrum, setzt mit einem guten Wechselpaß die Kollegen auf der linken Flanke ein, Konoplyanka schickt Aliev los, der sprintet zur Toroutlinie, Stanglpaß in die Mitte und dort spitzelt dann Milewski den Ball rein; unbedrängt, weil Pogatetz auf Offside spielte.
Die ÖFB-Abwehr (samt Harnik) ist nicht im Bilde.
Im Aufbau sieht sie gut aus - die beiden Innenverteidiger weit auseinander, wie das heute nötig ist, keine leichtgsinnigen Verluste - und dann meist der Aufbau über die Seiten.
23. Minute: guter Prödl-Kopfball nach Ivanschitz-Corner. Im Gegenzug kommen die Gelben nach einem Schiemer-Schnitzer massiv in den Strafraum, Milewski will einen Elfer ziehen, das klappt aber nicht - das war die erste Situation, in der echt Feuer am Dach war, in der dem ÖFB-Team seine Unzulänglichkeiten deutlich aufgezeigt wurden.
Jetzt übt Blochin Konterspiel nach Führung - die Ukrainer stehen enorm geduldig gestaffelt. Das wird enorm schwer für die Österreicher in dieses Spiel noch zurückzukommen.
Und schau, ein Außenrist-Kunstschuß von Arnautovic macht noch das Beste aus einem steckengebliebenen Angriff: Mut nämlich. Und schau, gleich danach, in der 30. Minute, ein guter Alaba-Schuß aus 22 Meter, nach intelligenter Ablage von Janko. Und schau, Fedetsky sieht die erste gelbe Karte, nach Foulchen an Arnautovic.
Flügel-Hoheit und ein eventuelles Gegenmittel
Der nächsten ukrainischen Konter fährt Konoplyanka über links - der sorgt wieder für Gefahr und belegt die Flügel-Hoheit des Heimteams. Schiemer-Harnik leisten zu wenig Widerstand, Fuchs-Ivanschitz sind nach gutem Anfang etwas eingebrochen. Die Youngsters Konoplyanka und Yarmolenko (samt Fedetsky) sind die Kings.
Baumgartlinger feuert den nächsten Weit-Schuß an; und wieder fehlt nicht allzu viel (und wieder wäre Dikan dortgewesen).
Im Gegenzug schießt Rotan, auch aus 20 Meter, flach und ganz knapp vorbei (Almer wäre aber...).
Wäre ich Koller würde ich jetzt Ivanschitz und Arnautovic die Positionen tauschen lassen: Arnautovic würde damit die rechte ukrainische Seite etwas mehr beschäftigen; und Ivanschitz könnte im Zentrum etwas mehr machen als nur Bälle prallen lassen.
Was man auf der anderen Seite tun könnte, wo Konoplyanka Schiemer immer wieder nass macht, wüsste ich allerdings nicht.
Ein letzter Nachspielzeit-Freistoß von Fuchs aus 20 Meter - gut, aber Dikan. Und auch Jankos Rebound ist nicht unbedingt gefährlich.
Halbzeit-Fazit: Strategische Überlegenheit und Ikea-Möbel
Das eng zusammengeschobene 4-5-1 von Blochin ist defensiv schwer zu überwinden - deshalb die vielen österreichischen Weitschüsse; offensiv schwärmen die Spieler aus diesem System dann allerdings hornissengleich aus - über die Flügel und die Zentrale, meist doppelt besetzt.
Das ist eine bewußt an ihren Stärken arbeitende Mannschaft, körperlich topfit und strategisch äußerst gewitzt.
Das ÖFB-Team hat neben seiner guten, durchaus überlegenen Technik wenig um zuzusetzen. Kollers Mittelfeld wirkt wie ein Ikea-Möbel: sieht gut aus, ist aber noch nicht zusammengebaut. Also strategisch noch ungebraucht.
Prohaska wirkt ganz zufrieden mit der Spielanlage, koffert nicht herum, nicht einmal über das unnötige Tor. Stimmt schon, so schlecht sah das alles nicht aus; es war aber nix, womit man sich/ich mich zufriedengeben soll/mag.
Anpfiff 2. Halbzeit 21:05. Kein Mut zum Wechsel
Wechsel gibt es schon, aber nur von Oleg Blochin:
6 Garmash für 14 Rotan im zentralen Mittelfeld und 21 Butko für 3 Fedetzky als rechter Abwehspieler.
Und das ärgert mich.
Denn auch Koller hat durchaus Handlungs-Bedarf, folgt aber dieser ungeschriebenen Vorsichts-Regel, die auch schon Hickersberger und Constantini scheinbar mit Blut unterschrieben hatten: wechseln erst spät; meist dann, wenn es zu spät ist.
Rechts etwa muss Koller etwas anderes als Schiemer probieren.
Das ÖFB-Team hat das Spiel scheinbar unter Kontrolle, dann passieren aber zwei Vorstöße, die beide von Almer entschärft werden (den einen durch Rauslaufen, den anderen durch riskantes Ball-in-die-Mitte-Schlagen).
Im Gegenzug dann (in der 51.) bekommt Janko einen Idealball von Arnautovic knapp vorm Strafraum auf den Fuß - Haken, Schuß, gut, aber zu schwach.
Kurze Zeit später bekommt Janko, ebenso wie sein Gegenspieler Kucher nach einer Rangelei die gelbe Karte. Und dann kreischen die Fans: Sheva steht an der Outlinie, der Chef, der Kapitän, die alternde Diva, die Milan-Legende.
Österreich läuft sich fest, Koller lässt es zu
In der 54. wird Konoplyanka links gut eingesetzt, seinen Schuß blockt Almer mit Glück ab, den Nachschuß dann mit Können: die dritte heikle Situation in dieser Halbzeit.
Und dann kommt 7 Andriy Shevchenko für 25 Milewski, also als vordertste Spitze.
Der Schneefall hat sich etwas verharmlost, gut für ein besseres Spiel. Trotzdem reißt Alaba die Freistoß-Flanke komplett ab.
Team Ukraine stellt weiterhin ein sehr präzis gestaffeltes 5er-Mittelfeld auf den Rasen - das wirkt eben nicht wie frisch verschraubt, sondern wie ein gutes Möbel-Erbstück.
In der 59. dann endlich der erste nötige Wechsel: 18 Kavlak für 11 Harnik, der heute nicht so bei sich war. Veli ist bei Besiktas auf dem aufsteigenden Ast, soll jetzt rechts kurbeln.
Arnautovic kann seine Mittelfeld-Aufgaben überhaupt nicht erfüllen, es ist heute eher ein Störfall, ein hemmendes Element.
Nächster Wechsel, in der 64.Minute: 9 Gusev (von Dinamo Kiev) für 11 Yarmolenko, den rechten Teil der bislang spielentscheidenden Flügelzange.
Kombinationsspiel mit Störfällen und Glücksmomenten
Prödl kriegt für ein Notfoul an Aliev die gelbe Karte, die Ukraine einen 20-Meter-Freistoß zentral: Aliev macht es selber, Almer hält, Gegenstoß, taktisches Foul Rakitsky, deshalb gelb; banaler Fußball-Alltag in Lviv, von 33.000 Fans live im Stadion verfolgt.
Und schau, es ist ein schneller Gegenstoß über Fuchs links, der sich die Kugel an der Outlinie holt, es ist sein weiter Wechselpaß auf Janko an der langen Stange, es ist dessen Kopfball gegen den Lauf des Tormanns, und es ist Arnautovic Drängerei als zweite Spitze die Kucher zum Eigentor zwingt. 1:1, 70. Minute.
Alles, was vorher nicht geklappt hatte, ging da.
Und Arnautovic deutet noch unzarter als zuvor an, dass er kein offensiver zentraler Mittelfeldspieler ist.
Zwei Minuten später köpft Janko einen ukrainischen Corner spektakulär fast ins eigene Tor - das wär was gewesen...
Blochin will es jetzt wissen: in der 74. Minute kommt der Stürmer 22 Devic für 8 Aliev, den viordersten Mittelfeldspieler. Das wird jetzt ein 4-4-2, also offensiver. Da will einer gewinnen.
Ein 1:1 in der Ukraine - das würde ungefähr passen...
Seit Butko rechter Verteidiger spielt, geht auf dieser Seite deutlich mehr - da hat sich Blochin in der Hlabzeit selbeere geschwächt. So kommt Ivanschitz jetzt zu einigen Szenen: seine Top-Flanke in der 76. verköpft Pogatetz knapp; sein Schuß landet eine Minute später an des Tormanns Schulter. Daraus entsteht die allererste Powerplay-Phase im ÖFB-Spiel. Sowas gilt es zu nützen, wenn man international weiterkommen will.
Und auch die vielen Abspielfehler und Paß-Ungenauigkeiten gehen auf diesem Level gar nicht - auch keine neue Erkenntnis.
Und dann gibt es eine Rudelbildung in der 80.Minute. Hat Kucher Arnautovic gefoult und gestoßen? Ja, und entsprechend retourgemotzt. Deshalb gelb für beide, das bedeutet gelb/rot für Kucher. Das sorgt dafür dass man von der geplanten Offensive der Ukraine danach nichts mehr sieht. Timoshchuk geht in die Innenverteidigung retour, Devic muss ins Mittelfeld.
In der 84. Minute nimmt Kavlak einen schnell abgespielten Freistoß und verwertet ihn zu einem Paß direkt vors Tor, den Ivanschitz noch gut schnippeln kann - Tormann Dikan hat Mühe.
Jetzt verlegt sich das ÖFB-Team wieder auf sein technisches Spiel, will damit Überlegenheit demonstrieren.
Und dann kommt es wie es nicht unbedingt kommen musste...
Dann noch ein Wechsel: 18 Nazarenko, der Oldie, für den grandiosen linken Flügel Konoplyanka. Devic spielt jetzt links außen.
Und der, der Devic, macht dann den Siegtreffer.
In der Nachspielzeit.
Wieder über den Flügel, wieder mit einem Lauf an die Toroutlinie. Nazarerenko schickt Gusev los, dessen Paß in den Rücken der Abwehr errreicht Devic, der schlenzt den Ball ins lange Eck. Schiemer reagiert zu spät, Prödl gar nicht.
Letztlich ist das dasselbe Tor wie das zum 1:0.
Danach werfen die Österreicher nochmal alles nach vorne, zweimal gibts ein Getümmel, einmal erwischt Janko (schon in der 93.) nur das Außennetz. Und das wars dann.
Einerseits, andererseits... ein realistisches Fazit
Ein Fast-Remis gegen einen recht starken EM-Gastgeber.
Da kann man sich nicht beschweren.
Die Ukraine sah gut aus - man merkt dass diese Mannschaft nicht nur Deutschland auskontern und punktemäßig beschädigen kann, sondern (unter Bewerbsbedingungen) wohl auch Österreuch früher gebeutelt hätte.
Andererseits: da gab es, bei uns, noch deutlich zuwenig strategische Entwicklung. Denn Österreich war keineswegs, wie es Herbert Prohaska, der zunehmend vom Experten zur tragischen Figur wird, gleich nachher anmerkt, die "klar bessere Mannschaft".
Das ÖFB-Team hatte weder eine Überzahl an Torchancen noch die wirkliche Kontrolle über das Match.
Man spielte ganz gut mit, durchaus auf Augenhöhe. Aber das war's auch schon; die entscheidenden Akzente setzten die anderen.
Und das liegt an der schon mehrmals angesprochenen taktischen und strategischen Unreife, den nicht gut verschweißten Korsettstangen der Formationen, dem unrund ein- und auch aufgestellten Mittelfeld; der Fehlerquelle Rechtsverteidiger, dem zu verhaltenen Alaba, dem nicht ideal platzierten Arnautovic.
Klar, das ist das Erbe der Vorgänger-Katatsrophe, aber: wer soviele Mängel hat und dann auch soviele Fehler begeht, kann niemals "die bessere Mannschaft" sein. Und da kann man auch den Wunderwuzzi, der keiner ist, nicht ausnehmen.
Kollers Problem: Zögerlichkeit
Seine Reaktion auf die deutlich sichtbaren Schwachpunkte: schwach und zögerlich.
Eine junge Mannschaft durch ein zur Gänze durchgespieltes Match was lernen lassen - das hören wir seit Jahren, das hat sich als Ausrede erwiesen.
Wenn Koller ein Trainer ist, der die Trainings oft unterbricht und erklärt und umstellt, dann muss er das auch im Ernstfall tun. Sprich: im Spiel. Mit der "lei laafn lossn"-Methode ist der letzte Skilehrer schon gescheitert.
Da es auch keine vernünftige Nachbereitung gibt, weil sich das Team morgen wieder in alle Winde zerstreut, gibt es keinen Lerneffekt. Koller kann nur durch direkte Eingriffe ins Spiel zeigen, was er will, wohin es gehen soll.
Das ist heute nicht passiert.
Das war zuwenig - und es wäre auch im Fall eines Remis zuwenig gewesen.
Koller verwirrt mich: einerseits hält er sein Team für das spielbestimmende und unbelohnte, andererseuits weist er auf die Tatsache ein Short-Handed-Goal bekommen zu haben hin.
Einerseits hat er "gutes Pressing" und viele Chancen gesehen, andererseits lobt er das Konterspiel der Ukraine (nach unnötigen Ballverlusten), und analysiert treffend diese würden meint aus Unsicherheit und wegen mangelndem Selbstbewußtsein passieren.
Und dass beide Tore von den Flügeln (samt klassischen Hinterlaufen) gekommen waren, genau das hatte man genauso im Videostudium als Gefahr erkannt und besprochen. Blöd, was?