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Burstup

Physische Welt, virtuelle Realität. Politik und Kultur.

15. 11. 2011 - 16:04

Spotify Österreich gestartet

Die Musik-Streaming-Plattform ist vermeintlich gratis und schüttet dennoch Gewinne an Musiker aus. Wie kompatibel sind Vision und Realität?

Spotify wurde in Schweden, der Heimat des weltweit größten BitTorrent-Trackers "The Pirate Bay", gegründet. In nur drei Jahren hat die Musikplattform 15 Millionen Songs ins Angebot aufgenommen und es auf 10 Millionen registrierte User gebracht. Ein Gegenmodell zur Piraterie, sagen die Betreiber.

Spotify kann gratis genutzt werden, dann allerdings ist die Dauer des Musikgenusses auf zehn Stunden pro Monat beschränkt und dem User werden Werbeeinschaltungen zugespielt. Axel Bringéus, Regional Director von Spotify Österreich: "Ungefähr alle 15 Minuten kommt ein kurzer Audio-Werbespot. Und wenn sie im Programm aktiv sind, zum Beispiel Playlists zusammenstellen oder ihren Freunden ein Lied schicken, dann sehen sie auch Display-Werbung."

Strichmännchen-Musiker und Spotify Logo

Spotify

Das Limit von zehn Stunden Audiostream pro Monat gilt noch nicht in den ersten sechs Monaten der Mitgliedschaft, sozusagen ein Probe-Abo. Das Upgrade auf "Spotify Unlimited" kostet fünf Euro, blendet die Werbung aus und ermöglicht unbegrenztes Streaming. Der "Premium"- Account für 10 Euro im Monat bietet auch eine Downloadmöglichkeit für €1,59 pro Song, bessere Audioqualität und eher nutzlose Extras wie Gewinnspiele.

Für die Anmeldung bei Spotify ist ein Facebook-Account nötig. Durch die Integration des Sozialen Netwerks können andere User sehen, was man hört und auf den Play-Button der gleichen Songs klicken - ein asynchrones Feature, das als "gemeinsames" Hören vermarktet wird. Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre hat Axel Bringéus nicht: "Es gibt die Möglichkeit den 'Guilty-Pleasures'-Button zu aktivieren - falls man sich für ein Lied schämt. Und wenn man will, kann man das Teilen mit Facebook komplett abstellen." Wie lange Spotify die gespeicherten Daten über angehörte Musik behält, konnte Axel Bringéus nicht beantworten.

Gezeichnetes Facebook Profil

Spotify

Musiker und Textautoren erhalten Tantiemen für Musik, die auf Spotify gehört wird. Spotify hat Verträge mit den Rechteverwertern AKM und Austro Mechana und mit vier großen Plattenfirmen sowie einigen Indielabels geschlossen. Der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft, IFPI Austria, begrüßte heute den Start von Spotify als Bereicherung des heimischen Online-Musikmarkts. Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der IFPI Austria: „Der Launch von Spotify in Österreich ist ein sehr positives Signal für die Musikfans und für unseren Musikmarkt. Künstler und Kreative bekommen für ihre Songs bezahlt, Spotify hat Deals mit Majors und den heimischen Indies. Spotify bringt uns Millionen von Songs - interaktiv, attraktiv, konsumentenfreundlich und mit flexiblen Modellen, von gratis bis zum Premium-Abo. Wer braucht da noch Piraterie?“

Üppig fallen die Ausschüttungen für Musiker im Vergleich mit Radio-Tantiemen oder CD-Lizenzen bei Spotify allerdings nicht aus. Einer Analyse aus dem Jahr 2010 zufolge liegt der Verdienst bei Spotify mit US$ 0.00029 pro angehörtem Song an letzter Stelle, weit abgeschlagen hinter iTunes, Amazon oder LastFM. Damit ein Musiker auf ein monatliches Einkommen von 1000 Euro kommt, müsste ein Song dieses Künstlers viereinhalb Millionen mal pro Monat angehört werden. Axel Bringéus weist trotzdem auf die Ausschüttungen an Musiker hin: "Während man einen Download nur einmal monetarisieren kann, kann man einen Song über Streams beliebig oft monetarisieren. Die größte Konkurrenz von Spotify ist die Piraterie. Wir sind in Schweden gegründet worden, wo die Piraterie 2009 - also im ersten Jahr nach unserem Start - über 90 Prozent runtergegangen ist. Und seit dem Start haben wir Musikern über 150 Millionen Dollar weitergegeben."

Spotify kann nicht nur auf Computern, sondern auch auf dem Smartphone genutzt werden. Für fast alle mobilen Betriebssysteme gibt es Apps: "Für iPhone, für Android, für Blackberry, für Symbian und für Windows Phone 7. Unsere Vision ist es, überall da vorhanden zu sein, wo es Lautsprecher gibt."

Das Konzept von Spotify, durch zwingende Verbindung mit Facebook ein „soziales Musik-Netzwerk“ zu schaffen, hat in bisher 9 Ländern beinahe viral funktioniert. Schwarze Zahlen schreibt Spotify allerdings noch nicht. Zu angestrebten Nutzerzahlen will Axel Bringéus derzeit nichts sagen, wichtig sei Wachstum - kein leichtes Unterfangen, denn mit iTunes, Amazon und dem gerade entstehenden Streaming-Service Google Music hat Spotify viel Konkurrenz.