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Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

18. 11. 2011 - 15:28

All bagged up

Eine D.I.Y. Anleitung zum Taschennähen.

FM4 Handmade - Mach es selbst

Das Selbermachen wird diese Woche auf FM4 groß geschrieben. Alles zum Nachlesen auch unter fm4.orf.at/handmade

Im Zeitalter des perfekt vermarkteten und bestimmt spottbilligen Individualismus von der Stange gibt es nichts Zufriedenstellenderes als die Herstellung von tatsächlich persönlichen Dingen. Sachen, deren Wert sich nicht unbedingt in Geld bemessen lassen. Ein einfaches Accessoire, das jeder benötigt und herstellen kann: die gute alte Handtasche.

Man benötigt nicht viel Material, welches fast schon besorgt ist und die Tasche ist schneller genäht als man zum nächsten skandinavischen Textilunternehmen laufen kann. Quasi im Handumdrehen. Dass so ein Täschchen selbst ausgedacht und eigenhändig angefertigt mehr Spaß macht als ein Gekauftes, ist selbstverständlich.

How to get started

Checkliste: Scheren - eine Papier, eine Schneiderschere - Nähfaden, Maßband, Kopierpapier, Schneiderkreide, Stoff für die Tasche - innen und außen - , Bügeleinlage. All das bekommt man in den zahlreichen kleinen Nähzubehörgeschäften oder auch Stoffgeschäften der Stadt, egal welcher. Vorsicht ist allerdings geboten, bevor man einkaufen geht: Das fertige Produkt ist immer nur so gut wie die Materialien, die man verwendet. Bei der Wahl der Stoffe und des Zubehörs wie Faden oder Einlagen gilt, wie eigentlich immer beim Arbeiten mit textilen Oberflächen: billig ist leider oft teuer. Die paar müden Kreuzer, die man sich beim Kauf spart, bezahlt man bitterst, wenn die Tasche bei den ersten Ausflügen gleich kaputt ist. Am idealsten für eine erste Tasche ist Baumwolle, für sowohl die Innen- als auch Außentasche. Günstig, pflegeleicht und am einfachsten zu verarbeiten.

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Prewash ur fabrics

Egal ob billig oder etwas teurer, bevor man beginnt, ist es in jedem Fall zu empfehlen, die Stoffe auszutesten, quasi auf Herz und Farbe. Was im Geschäft nicht ohne Rausschmiss möglich ist, dort muss man sich auf Tastsinn oder Verkäuferin verlassen, sollte unbedingt zu Hause gemacht werden. Wenn gekauft und waschbar, ab in die Waschmaschine, wo der Stoff dann die Gelegenheit hat, sein wahres Gesicht zu zeigen. Manche werden eingehen, manche werden Farbe verlieren, manche werden Griffigkeit einbüßen. Leider gibt es dafür selten Garantie, aber besser jetzt, als wenn schon daran gearbeitet wurde.
Wenn man das Material für die Tasche nicht waschen kann, dann empfiehlt es sich trotzdem, Testproben zu unternehmen: vom Bügeln über Reißproben bis hin zum Zusammenknödeln und an die Wand knallen ist alles möglich.

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Nun sollte alles zu Hause vor einem liegen und gleich geht's weiter ans Nähen. Davor sollte allerdings überlegt sein, wie die Tasche genau aussehen soll. Fertige Schnittvorlagen sind natürlich ok, wenn man allerdings schon selbst Hand anlegt, dann könnte man sich doch überlegen, welche Größe und Form man selbst bevorzugt. Das bringt man dann zu Papier oder auf Karton und schneidet aus.

schnitte

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Vorder- und Rückseite sind meistens eine Vorlage. Boden mit Seiten könnten zum Beispiel in einem zugeschnitten werden. Bei den Henkeln bleibt zu überlegen, welche Tragegewohnheiten man hat. Schultert man die Tasche gern, trägt man sie am Rücken oder hält man sie am liebsten in der Hand. Je nachdem sollte man mit dem Maßband die gewünschte Länge abmessen. Fertige Henkel gibt es ebenfalls im Zubehörgeschäft, sind leider aber nicht günstig.

Der Zuschnitt, die Bügeleinlage und der Kaffee

Die Stoffe für die Innen- und die Außentasche sollten trocken und gebügelt sein. Stoffe jeweils Rücken an Rücken - also die Seite, die man nicht sehen will - zusammenlegen und die Schnitte drauf mit Stecknadeln befestigen.

stoffe rechts auf rechts

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Mit Kreide die Schnitte nachziehen, rundherum bei allen ca. 1,5 cm als Nahtzugabe dranlassen. Wenn alles ausgeschnitten ist, dann wird die Bügeleinlage in Form der zugeschnittenen Stoffe ausgeschnitten, auf die Innenseite gelegt und draufgebügelt. Nicht vergessen, am besten an einem kleinen Reststück das Aufbügeln ausprobieren, auch hier könnten die Materialien die gewünschte Verbindung verweigern!

Wenn das geschafft ist, Kaffee trinken und sich auf die schon bald mit Tasche behängte Schulter klopfen.

gesteckter und bezeichneter stoff

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Final Finish mit Henkel und Nähmaschine

Vor einem sollte sich Folgendes befinden: zwei ausgeschnittene Taschenseiten, zumindest eine Unter- mit zwei Seiten und Henkel. Den Taschenschnitt auf die ausgeschnittenen Teile legen und mit Kreide nachziehen, am besten auf der nicht sichtbaren Seite. Rundherum sollten zumindest 1,5 cm Nahtzugabe sein. Die Innenseiten mit dem Rundherum-Boden und Seitenteil mit Stecknadeln zusammenstecken und nähen. Als Stichgröße empfehlen sich 2, plus minus je ein halber Zentimeter. Sonst wird's entweder zu fest oder reißt zu leicht. Dasselbe mit dem Außenteil machen. An den Ecken könnte man die Nahtzugabe vorsichtig mit einer Schere einschneiden, sonst liegt sie nicht flach.

Jetzt stehen vor einem eine Innentasche und eine Außentasche. Als zusätzliches Feature - je nach Erfahrung - könnte man eine kleine Innentasche anbringen oder die Außenseite besticken. All das muss passieren, bevor man Innen- und Außenseite zusammenbringt. Die beiden Taschenteile mit den Außenseiten nun aufeinanderlegen. Die Henkel zwischen die beiden Taschenteile legen, mit Stecknadeln positionieren. Dann könnte man in einem durch die obere Kante rundherum nähen. Wichtig ist, dass man zum Umdrehen je nach Taschendicke zumindest einen kleinen Spalt offen lässt! Jetzt kann die Tasche verstürzt werden; die Ecken ineinander drücken, oder auch bügeln. Zum Schluss noch den Spalt mit der Hand zunähen. Sofort in ein passendes Outfit schmeißen, das Haus verlassen und die Tasche ausführen.

fertiges Taschenbeispiel

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