Erstellt am: 12. 11. 2011 - 13:11 Uhr
Dog Culture
Die Stadt Berlin wird ja heiß geliebt, oft gelobt und hat schon viele Auszeichnungen bekommen. Sie darf sich Stadt des Designs nennen, ist die Besucherhauptstadt, gilt als die Stadt mit der weltweit vielfältigsten Clubkultur, will Klimahauptstadt und Modehauptstadt werden.
Aber nun ist ihr eine ganz neue Ehrung zu Teil worden:
Berlin ist zur hundefreundlichsten Stadt Deutschlands gewählt worden!
DOGS, Europas größtes Lifestyle-Magazin für Hundefreunde, hat den Preis ausgelobt, eine Jury aus Fachleuten und Mitgliedern der Chefredaktion des Hundeblattes hat die Hauptstadt als Gewinnerin ausgewählt . Zur Begründung hieß es: „Mit Natur und viel Platz für Auslauf genießen Berliner Schnauzen die angenehmen Seiten der Metropole."
Und wo die Jury recht hat, hat sie recht. In keiner anderen Stadt ist das, was englischsprachige Besucher hier “Dog Culture “ nennen, so verbreitet wie in Berlin. Hier sind Hunde allgegenwärtig, geschätzte 150 000 leben hier.
Es gibt Hundebadesstellen, Auslaufgebiete für Hunde in jedem Bezirk, auf der Bello-Parade, einer Art Love Parade für Hunde wird für ein hundefreundliches Klima demonstriert. Im "Pfötchenhotel", einem Hunde-Resort vor den Toren Berlin,s können Hunde artgerecht residieren.
Christiane Rösinger
Die Hundeliebe geht in Berlin durch alle Schichten, da gibt es die lieben Punkerhunde, die vor den Supermärkten ihre Menschen beim Schnorren begleiten, es gibt die kleinwüchsigen Rentnerhunde, in den reicheren Bezirken im Westen werden Trendhunderassen, Dalmatiner, zottelige Familienhunde und schmale Windhundpärchen ausgeführt. In den “Problembezirken” leben die Kampfhunde, die in Berlin aber zartfühlend “Listenhunde” genannt werden. Die Paris Hiltons aus Pankow und dem Wedding tragen kleine Schoßhündchen spazieren, bei Models und Schauspielerinnen ist der Jack-Russel-Terrier beliebt.
In Berlin hört man an Ampeln oft einseitige Dialoge wie “Ich hab dir det schon so oft gesagt, wat soll dit denn?” Wie oft denn noch Chico?” Ich bin jetzt aber echt sauer!" zwischen Hund und Mensch. Es gibt Hunde, die im dichtesten Stadtverkehr frei neben dem Fahradweg laufen, an roten Ampeln anhalten, und wer Hunde mag, aber nicht unbedingt selbst einen halten will, kann zum dog-watching in die Parks gehen, wo sie in Rudeln miteinander herumjagen und spielen.
Das alles ist den Hundehassern natürlich ein Dorn im Auge. Und es gibt auch für Dogophile ärgerliche Seiten der städtischen Hundeliebe: 55 Tonnen Hundekot täglich und rücksichtslose Halter, die nicht im Traum daran denken die Hinterlassenschaft ihre Viecher wegzuräumen.
In bestimmten Berliner Gegenden läuft man nur mit gesenktem Kopf um den sogenannten “Tretmienen” auf den Trottoirs rechtzeitig ausweichen zu können.
Christiane Rösinger
Dog Award
Trotzdem: Die Berliner lieben ihre Hunde und dass die Hundehaltung sich positiv auf die Lebenserwartung und Gesundheit der Herrchens und Frauchens aller Altersklassen auswirkt, ist längst erwiesen. Wobei ein Hund auch dazu führen kann soziale Kontakte zu vernachlässigen, wenn sich Menschen mittleren Alters einen Hund zulegen und das dann allzu verhätschelte Vieh nicht alleine zu Hause bleiben kann.
In der Kategorie “Persönlichkeit” des Dog Award ist übrigens Hundeliebhaber Vicco von Bülow alias LORIOT, der ein Leben ohne Mops als "möglich, aber sinnlos" bezeichnete, posthum geehrt worden.
Genauere Recherchen haben aber ergeben, dass Heinz Rühmann das Zitat gestiftet hat: “Natürlich kann man auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht” soll er gesagt haben.
Ein sehr schöner Sinnspruch hängt manchmal in Holz graviert oder in Plastik gegossen in den Tierarztpraxen:
Dass mir der Hund mir das Liebste sei, sagst du O Mensch sei Sünde
Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.