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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 11. 2011 - 17:12

Fußball-Journal '11-124.

Das U21-Qualifikations-Match gegen Bulgarien in Echtzeit.

Bundesliga, Meisterschaft und der Cup, der ÖFB und das Nationalteam, das europäische Geschäft, der Nachwuchs und die vielen Irrsinnigkeiten im Umfeld: Das Fußball-Journal '11 begleitet wie 2010 auch das heurige Jahr wieder ungeschönt und ohne Rücksichtnahme auf Skandalisierungen und Stillhalte-Abkommen, die den heimischen Fußball-Journalismus so mutlos daherkommen lassen.

Heute mit dem Spiel der U21-Nationalmannschaft gegen Bulgarien, das im Rahmen der EM-Qualifikation heute ab 18 Uhr in Wiener Neustadt stattfindet.

Der 20er Kader von Andreas Herzog:

Tor: Samuel Radlinger (Hannover/D), Jörg Siebenhandl (Neustadt).

Abwehr: Christopher Dibon (Admira), Emir Dilaver (Austria), Patrick Farkas (Mattersburg), Kevin Wimmer LASK), Michael Schimpelsberger (Rapid), Stephan Zwierschitz (St. Pölten).

Mittelfeld: Raphael Holzhauser (Stuttgart/D), Thomas Hopfer (Grödig), Stefan Schwab (Admira), Daniel Royer (Hannover/ D), Daniel Schöpf (Altach), Daniel Schütz (Innsbruck), Georg Teigl (Salzburg), Dieter Elsneg (Kapfen-berg).

Angriff: Deni Alar (Rapid), Dario Tadic (Austria), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG).

Auf Abruf: Christoph Riegler (St. Pölten); Marco Meilinger, Robert Zulj, Marcel Ziegl (Ried), Thomas Kral, Thomas Helly(Neustadt), Florian Kainz (Sturm), Christoph Knasmüllner (Ingoldstadt/ D), Alexander Aschauer (Stuttgart/D). Michael Gregoritsch (Kapfenberg) spielt mit der U18 in Bulgarien, ist aber auch auf Abruf.

Gesperrt für heute ist Außenverteidiger Florian Hart (LASK).

Beim A-Team und so unabkömmlich: Heinz Lindner (Austria), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), David Alaba (Bayern/D), Christopher Drazan (Rapid).

Beim A-Team nur auf Abruf, deshalb einsatz-fähig: Jörg Siebenhandl, Christopher Dibon, Daniel Royer und Stefan Schwab.

Verletzt sind Martin Hinteregger und Stefan Hierländer (Salzburg), Christian Klem (Sturm), Richard Windbichler (Admira), Günther Arnberger (Austria), Maximilian Karner (Ried), Lukas Kragl (LASK), Christoph Kröpfl (Kapfenberg)...

Out: Marcel Büchel (Gubbio/IT), Robert Gucher (Kapfenberg), Marco Djuricin (Hertha/D), Manuel Sutter (St Gallen/SUI), Andreas Tiffner (Vienna), Pirmin Strasser (Almeria/SPA), Marcel Holzmann (FC Lustenau), Michael Sollbauer (WAC), Michael Popp (St.Pölten), Philip Petermann (Parndorf), Radovan Mitrovic (Utrecht/NED), Lukas Rotpuller (Ried), Daniel Offenbacher (Salzburg), Kevin Stöger (VfB Stuttgart/D)...

Auch die U18 (Jahrgang 94) spielt ein Länder-Match, am Samstag in Prawez in Bulgarien. Wer die Mannschaft dorthinführt (U18-Trainer Thomas Janeschitz ist ja zum Teamassi aufgerückt) hat der ÖFB nicht bekannt-gegeben.

Der Kader:

Tor: Daniel Bachmann (Stoke/ENG), Andreas Leitner (Admira)

Abwehr: Lukas Jäger (Altach), Philipp Mwene (Stuttgart/D), Sebastian Wimmer (LASK), Phlipp Posch (Admira).

Mittelfeld: Christian Derflinger, Alessandro Schöpf (Bayern/D), Christian Gartner (Mattersburg), Daniel Geissler (Heerenveen/ NED), Dominik Wydra (Rapid), Roman Kerschbaum (St. Pölten), Christoph Martschinko, Stefan Savic (Salzburg), Phlipp Rensch (Ried).

Angriff: Kevin Friesenbichler (Bayern/D), Michael Gregoritsch (Kapfenberg), Marcel Sabitzer (Admira), Alexander Frank (Austria).

Auf Abruf: Markus Kuster (Mattersburg); Tarkan Serbest (Austria), Martin Kreuzriegler (LASK), Thomas Murg (GAK), Ylli Sallahi (Bayern/D), Stefan Sonderegger (Hoffen-heim).

Die U16 (Jahrgang 96, Akademiespieler) hat gestern Mittwoch in der Schweiz gespielt und 3:1 verloren. Die Formation: Bundschuh; Zaunschirm, Domej, Probst (69. Krizevic), Gottsbachner (69. Lercher); Mörth (57. Flatz), Horvath (62. Ramakic), Lazaro, Mathis (62., Baumgartner), Grbic; Pellegrini (69. Meier).

Anmerkung: David Domej, der von Milan gecastete Rapidler, spielt sonst schon in der U17.

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Die A-Nationalmannschaft spielt am Dienstag in Lviv gegen die Ukraine:

Tor: Pascal Grünwald, Heinz Lindner (Austria), Robert Almer (Düsseldorf/D).

Abwehr: Florian Klein, Manuel Ortlechner (Austria), Emanuel Pogatetz (Hannover/D), Sebastian Prödl (Werder/D), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), Franz Schiemer (Salzburg), Christian Fuchs (Schalke/D), Markus Suttner (Austria).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern/D), Manuel Weber (Sturm), Florian Mader, Zlatko Junuzovic (Austria), Julian Baumgartlinger, Andreas Ivanschitz (Mainz/D), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Christopher Drazan (Rapid).

Angriff: Martin Harnik (Stuttgart/D), Marko Arnautovic (Werder/D), Erwin Hoffer (E. Frankfurt/D), Marc Janko (Twente/NED).

Auf Abruf: Jakob Jantscher (Salzburg), Stefan Kulovits (Rapid), Philipp Hosiner (Admira), Roman Kienast (Sturm), Stefan Maierhofer (Salzburg).

Auf Abruf beim U21-Team: Tormann Tor: Jörg Siebenhandl (Neustadt), Christopher Dibon (Admira), Daniel Royer (Hannover/D), Stefan Schwab (Admira).

Kurzfristig verletzt/krank: Georg Margreitter (Austria), Christopher Trimmel (Rapid).

Verletzt: Jürgen Macho (Panionios/GRE), Christian Gratzei (Sturm), Ekrem Dag (Besiktas/TUR), Thomas Schrammel (Rapid), Paul Scharner (Westbrom/ENG), Jürgen Säumel (Sturm), Roman Wallner (Salzburg).

Noch nicht fit genug: György Garics (Bologna/IT); ohne Spielpraxis: Yasin Pehlivan (Gaziantep/TUR), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/D), Ümit Korkmaz (Frankfurt/D).

Rücktritt: Martin Stranzl (Gladbach/D), Alexander Manninger (Juventus/IT), Michael Gspurning (Seattle/US); lieber für Bosnien spielt Amel Hadzic (Ried).

Out: Helge Payer (Rapid), Hans-Peter Berger (Admira), Markus Berger (Academica/POR), Daniel Beichler (Ried), Christoph Leitgeb (Salzburg), Andreas Lasnik (Breda/NED), Andreas Hölzl (Sturm), Alexander Grünwald, Roland Linz (Austria), Rubin Okotie (St. Truiden/BEL) uvam.

Es geht definitiv schon um alles. Auch wenn die Gruppe 10 der Qualifikation für die U21-Europameisterschaft 2013 in Israel einen leichten Start-Vorteil (Luxemburg...) hat, was die besten Gruppen-Zweiten betrifft - nur der Sieger ist fix im Play-Off. Und aktuell führen die Niederländer mit 9 Punkten aus drei Spielen vor den noch unbesiegten Schotten. Auf Platz 3 und 4: Österreich und Bulgarien.

Und die beiden Auswahlen spielen heute (in Wiener Neustadt) und am Dienstag (im Lovech Stadion) gegeneinander, bestreiten also quasi ein direktes Ausscheidungs-Match. Unentschieden nützen nichts, nur Siege zählen.

Wie eigentlich immer plagen die U21 personelle Nöte. Andreas Herzog, der in den letzten Monaten immerhin so etwas wie einen Stamm und auch so etwas wie eine strategische Handschrift (die ich gern kritisere, über deren Existenz ich aber durchaus froh bin) entwickelt hat, muss einige Rückschläge hinnehmen.

Nachdem ihm zuletzt von Constantini Dibon und Royer entwendet wurden, bekommt er diese beiden diesmal zurück, muss dafür aber Tormann Lindner und Drazan an den neuen Teamchef abgeben. Alaba (und auch Dragovic) fehlen sowieso seit immer, dazu haben sich jetzt auch Windbichler, Hinteregger, Hierländer und Klem verletzt.

Im eigenen Haus verschuldete Personal-Not

Das ist deutlich mehr als die übliche Fluktuation, die ein Nationalcoach immer in Betracht ziehen muss. Vor allem, weil einiges davon durchaus ohne Not erfolgte.

Dass die beiden wichtigen Bulgarien-Spiele just an den offiziellen Relegations-Terminen zur Euro der Großen stattfinden, ist wohl kein Zufall. Herzog, dessen Interessen vom alten Teamchef mit Füßen getreten wurden, hat diese Daten bewußt geblockt, weil ihm klar was, dass er hier bessere Chancen auf den Einsatz all seiner Kräfte haben würde - weil er wie alle Auskenner wusste, dass sich Österreich nicht ins Play-Off mogeln würde.

Da das aber keine offiziell abgesprochene ÖFB-Politik, sondern klassisch österreichisches 'workaround' war, fällt es schwer den Neuen, Marcel Koller darin einzubinden; auch weil dessen Politik deutlich straighter ist.

Erstaunlicherweise nimmt aber auch Koller, ganz constantinesk, so gut wie keine Rücksicht auf die Nöte der U21. Da wieder zwei bewährte Pfeiler rauszureißen, zeugt nicht gerade von einem gelungenem Gesamtkonzept.

Außerdem hätte Herzog auch die offenen U21-Spieltermine im Februar, Mai und Juni (an denen auch keine A-Team-Bewerbspiele stattfinden) mit mehr als nur einem Spiel belegen können. Die gefinkelte Spielplan-Gestaltung, die man dem ÖFB (meist zurecht) nachsagt, hat da nicht funktioniert.

Reicht ein gutes System allein aus?

In einer solchen Situation hilft ein fixes System.
Zuletzt war Herzog mit einem 4-3-3 unterwegs. gegen die Holländer daheim sah das zwar gut aus, war aber strategisch letztlich zu unbedarft, auswärts gegen Schottland konnte man mithalten, war aber zuwenig aktiv.
Herzogs 4-3-3 ist zu reaktiv, sucht das Konterspiel, will mittels schnellem Umschalten Dominanz erzeugen. Das ist ein guter und richtiger Ansatz; aber zuwenig, wenn es gegen Teams geht, die man spielerisch eigentlich dominieren sollte.

Und gegen Bulgarien wird man wohl definitiv das Spiel machen müssen, vor allem daheim.

Wiener Neustadt, kalt und leicht vernebelt, das Schiedsrichter-Team kommt aus der Ukraine: der Chef heißt Yevhen Aranovskiy; kleine Besonderheit - mit Natalia Rachynska steht eine Frau an der Linie.

Wie sehen die Aufstellungen heute aus?

Die der Österreicher, die diesmal in rot-weiß antreten, so:

Hausherr Jörg Siebenhandl (21) im Tor; rechts 5 Michael Schimpelsberger, zentral 17 Christopher Dibon (der Kapitän) und 3 Emir Dilaver, links (!) 19 Patrick Farkas; zentral im Mittelfeld 8 Raphael Holzhauser und 15 Stefan Schwab, am rechten Flügel 18 Georg Teigl, am linken 7 Daniel Royer, und zentral soll 10 Deni Alar hinter 9 Andreas Weimann spielen.

Das ist ein durchaus neugewürfeltes 4-3-3, mit Alar nominell im Mittelfeld. Hm.

Auf der Bank: 1 Samuel Radlinger; 4 Kevin Wimmer, 6 Thomas Hopfer, 11 Dieter Elsneg, 13 Daniel Schöpf, 20 Daniel Schütz, 14 Dario Tadić.

Die Bulgaren (wie immer in weiß/grün) muss ich erst sortieren: Im Tor 12 Stefano Kunchev (Slavia Sofia); rechts hinten 16 der dunkelhäutige Georgi Pashov, innen 5 Georgi Terziev und 3 Rosen Kolev, links 18 Ilia Milanov; 6 Aleksandar Tsvetkov (der wuchtige Kapitän), 14 Plamen Dimov, 7 Georgi Kostadinov, 9 Borislav Baldzhiski von rechts nach links Mittelfeld und 10 Alexandar Tonev (der bei Posen in Polen spielt) sowie 17 Momchil Tsvetanov vornedrin. Coach ist Michail Madanski, er spielt in einem flachen 4-4-2, also ein destruktives Auswärts-System.

Terziev, Tsvetkov und Tonev spielten auch schon fürs A-Team. Das gilt auch für den fehlenden Mittelfeldspieler Georgi Milanov.

Anpfiff ist um 18:03 exakt...

... und um 18:03:36 zappelt der Ball in Netz: bulagrikscher Linksvorstoß Tonev und in der Mitte rutscht Tsvetanov den ball ins Tor. Das ist der unsortierten Defensove geschuldet, au weia!

Das bedeutet, dass die tendenzielle Konter/Umschalt-Strategie von Herzog gar nicht mehr geht; jetzt kommt der Elchtest, jetzt muss sein Team das Spiel machen, agieren und nicht nur reagieren.
Die Frage ist nicht ob Holzhauser und Schwab im Zentrum das können, die Frage ist ob das System das zulässt.

Kontern werden jetzt die Bulgaren; und in der 3. Minute passiert das schon saugefährlich. Siebenhandl muss vor Baldzhiski retten. Das sieht echt schlimm aus.

Und in der 8. Minute stößt ein Kopfball von Kolev (nach einem Corner) das ÖFB-Team ins Elend. Man hat noch nicht wirklich ins Spiel gefunden und es steht 0:2.

Dass die Abwehr, diesmal nicht nur außen (Farkas links...), sondern auch innen (Dilaver...), mit Spielern besetzt ist, die diese Positionen in ihren Vereinen nicht spielen, ist eh klar - das ist eine ÖFB-Krankheit, vor allem eine von Heraf und Herzog.
Ob es eine Ausrede für diese Start-Performance ist?

Was lässt den Spielaufbau scheitern? Die flache Variante?

Überhaupt: da spielt einmal Schwab in seiner angestammten Rolle in der Mittelfeldzentrale - und schon muss Deni Alar im zentralen Mittelfeld auflaufen. Das ist einfach nur grober Unfug.
Der einzige Vorteil: man kann jetzt, in der Not, sofort auf ein 4-2-4 umstellen.

Immerhin: in der 12. Minute hat Weimann nach einem Solo-Dribbling rechtsaußen so eine Art Chance (Assist:Holzhauser). Der versucht dann einen Freistoß-Cross direkt aufs Eck zu zirkeln, übernimmt also die Verantwortung.

Aus dem nominellen 4-3-3 ist also ein 4-2-4 geworden. Und letztlich ist das eh nichts anderes als ein flaches 4-4-2; und das ist der Tod für vieles, hauptsächlich die Kreativität.
Zwar sind mit Holzhauser und Schwab zwei ideale Sechser am Werk, beides mitdenkende Spielmacher, allerdings sind sie von den vier Offensivkräften abgenabelt, können sich nur mittels Longpaß bemerkbar machen.

Das ist schwach, das ist zuwenig - und vor allem: das ist Sache des Coaches hier einzugreifen und umzustellen, etwa Holzhauser vorzuziehen. Das flache 4-4-2 wird niemandem helfen. Allerdings sitzen auf den Bank hauptsächlich Flügel - die einzige zentrale Kreativ-Waffe wäre Dieter Elsneg.

Schnelles Umschalten allein bringt nur Hast und Ballverlust

Weimann verarbeitet einen brauchbaren Ball in der 23. Minute zu einem guten Schuß, der knapp drübergeht. Viel bekommt er aber nicht. Der lange Ball als einzige Waffe - das durchschauen die Bulgaren mit Leichtigkeit. Und setzen Konterstöße dagegen, die weitaus gefährlicher sind als alle ÖFB-Bemühungen. Die wenigen Bälle holt Tormann Kunchev sicher runter.

Nach einer halben Stunde hat Holzhauser offenbar die Order bekommen sich nach vorne zu orientierten - geht dann aber wieder so stark in die Spitze, dass das österreichische Spiel in eine Art 5-0-5 zerfällt. Da ist wenig geübt worden, für solche Fälle...

Überhaupt scheint die Hast der wichtigste Berater des U21-Teams zu sein. Von Ruhe am Ball ist wenig zu spüren. Man kann die Philosophie des schnellen Umschaltens auch übertreiben - vor allem wenn man sonst keine Idee hat.

Immerhin: das Spiel ist fair: in der 40. Minute die erste gelbe Karte für Kostadinov wegen Foulspiel. Tsvetanov sieht ein paar Minzuten später die nächste.

Dass die größte Ö-Chance der 1.Halbzeit aus einem abgefälschten Kopfball von Teigl entsteht, sagt auch recht viel.

Halbzeit-Pause. Es steht 0:2. Was tun?

Herzog stellt um: 11 Elsneg und 13 Schöpf rein, Schimpelsberger und Teigl raus.
Das heißt: Farkas ist jetzt rechter Verteidiger, Holzhauser ist in die Innenverteidigung gerückt, Dilaver spielt links. Schwab ist alleiniger Sechser, Elsneg spielt zentral im offensiven Mittelfeld, Schöpf am linken, dafür Royer am rechten Flügel.

Damit hätten wir also ein durchaus mutiges 4-1-3-2.
Und eine Abwehr, die zumindest auf drei Positionen darauf Rücksicht nimmt, was die Akteure sonst auch spielen. Dass der Spielmacher Holzhauser jetzt Innenverteidiger spielen muss, klingt ein wenig arg geistesgestört, ich will das aber einmal wertfrei anschauen...

Daniel Schöpf löst Stefan Schwab als Cornerschütze (zumindest von links) ab. Daraus entsteht immerhin Gefahr. Trotzdem: die Gegenstöße der Bulgaren (vor allem über Tsvetanov) sind aber deutlich gefährlicher.

In der 58. Minute nimmt Herzog seine letzte Wechsel-Option: 14 Tadic kommt für Alar, ein Stürmertausch, ein durchaus nötiger.
Danach wird das bulgarische Team nervöser, der Kapitän Tsvetkov zieht in der 60. eine unnötige gelbe Karte, zunehmende Hektik wegen der belagerungsähnlichen Zustände. Schöpf zieht in der 64. Minute nach, Royer eine Minute später. Denn jetzt werden die Österreicher nervös.
Zurecht.
Wenn in dieser Phase, nach der letzten möglichen Umstellung, nicht der Anschluss gelingt, ist das Match nämlich gelaufen. Wenn die bulgarische U21 sich jetzt stabilisiert, spielt sie den Sieg heim.

Die entscheidended Phase - zieht wie nichts vorbei...

In der 67. Minute lobt Erwin Hujecek ein schönes Direktpaß-Spiel als beste Aktion der Österreicher bisher. Er hat recht. Bloss: so eine Kombination setzt eine halbwegs gute Mannschaft alle fünf Minuten hin. Herzogs Team braucht dreizehnmal so lang.

Im Gegenzug (der 69.) rettet Tormann Siebenhandl bei einem formidablen Schuß von Baldzhiski, der direkt im Kreuzeck eingechlagen hätte - die besseren Szenen bleiben weiter den Gästen überlassen. Das ÖFB-Team hat eher Zufallschancen.

Elsneg agiert viel zu stark über die Flügel, die von Schöpf und Royer, aber auch Farkas und Dilaver, oft auch Weimann und Tadic überbesetzt sind.
Hingegen ist das Zentrum offenbar kreatives Sperrgebiet.

Ein Wechsel in der 72.: 8 Tomi Kostadinov kommt für den anstrengenden Momchil Tsvetanov. Und etwa um die Zeit sind sich auch alle am Feld im Klaren: da dreht sich nix mehr.

Das ÖFB-Team hat sich bereits aufgegeben

Das ist echt doof und ein bissl erschütternd.
Noch doofer sind allerdings die, die in der Nachbereitung von den zuletzt ach-so-tollen-Leistungen und der akut-unverständlichen Enttäuschung schwatzen werden.
Die Wahrheit ist: gegen die Niederlande war das U21-Team nicht so gut, wie die rosabebrillten das sehen wollen; und heute wurden sie an ihre strategischen Grenzen gebracht - das ist halt ein Mangelgebiet. Die Wahrheit liegt in der Mitte; etwas auf Höhe der Leistung in Schottland.

In der 83. fängt sich Elsneg eine gelbe Karte ein, danach verstolpert Royer (den der Kicker schon als Fehlgriff abstempelt) einen guten Ball. Dann vergibt Farkas nach gutem Doppelpaß mit Elsneg durch die Mitte (!). In der 89. kommt noch Radoslav Kirilov (11, spielt bei Chievo in Italien) für Tonev, den zweiten Stürmer. In der 91. kommt Radoslav Vasilev (20) für Baldzhiski.

Herzog spricht nach dem Match die schwache Körpersprache an, die früh klarmachte, dass nix mehr geht. Und er nimmt einen Teil der Schuld auf sich: zu offensiv aufgestellt, das eigene Team uber-, das gegnerische unterschätzt. Und er hat verstanden, dass seine Marschroute (schnelles Umschalten) nicht funktionieren konnte. Ob er verstanden hat, dass dieses Prinzip dann, wenn es das alternativlos einzige ist, nicht funktionieren kann, weiß ich nicht.

Am nächsten Dienstag in Lovech ist schon das Spiel der allerletzten Chance, wenn man irgendwie im Bewerb bleiben will.