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Paul Pant

Politik und Wirtschaft

3. 11. 2011 - 18:29

"Epizentrum": Ruhe vor dem Sturm?

In der Lindengasse 60-62 im 7. Wiener Gemeindebezirk ist ein Haus besetzt. Die Besetzer nennen es "Epizentrum". Die Hauseigentümer würden es lieber gestern als heute abreißen.

"Ja, wir sind hier, noch immer da". Eine Aktivistin schaut ein wenig durchgefroren aus, als sie das schmiedeeiserne Tor des "Epizentrum" in der Lindengasse einen Spalt öffnet. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag haben die Aktivisten und Aktivistinnen im Kerzenschein und mit Taschenlampen verbracht. Seit drei Wochen ist das "Epizentrum" besetzt. Der Strom im besetzten Haus wurde am Vortag abgedreht, das Gas für die Heizung bereits vor Tagen abgestellt. Ein notdürftig eingerichteter Stromgenerator liefert jetzt für ein paar Glühbirnen Strom. Für das gesamte Gelände reicht es aber nicht.

Epizentrum Innenhof

Paul Pant

Räumungsaufforderung

Mittwochabend hat sich die Situation im Epizentrum, wie die Besetzer das Haus getauft haben, zugespitzt. Bis 18 Uhr hatte der Eigentümer, die BUWOG, den Aktivisten eine "letzte Frist" gesetzt das Haus zu verlassen. Das Gerücht, eine Zwangsräumung stehe bevor, machte die Runde. Nach dem Ablauf der Frist wandte sich die BUWOG auch tatsächlich an die Polizei, das Haus zu räumen. Die Wiener Polizei bestätigte den Erhalt der Räumungsaufforderung. Allerdings kam es dann doch nicht dazu, da nun erst einmal die Rechtsabteilung prüfen müsse, ob "man überhaupt einschreiten dürfe".

Epizentrum Fassade mit lachendem Totenkopf

Paul Pant

Besetzer mobilisieren

Am Mittwoch zeigte das Ultimatum allerdings seine Wirkung: Nach dem Ablauf der "letzten Frist" wurde mittels Twitter und SMS-Kette mobilisiert. An die 200 Sympathisantinnen und Sympathisanten folgten dem Aufruf, ins Epizentrum zu kommen. In einem großen Plenum wurde das weitere Vorgehen diskutiert. Die Zurückhaltung der Polizei wurde anschließend als kleiner Sieg bis in die Morgenstunden gefeiert.

Transparent "Hier entstehen mietfreie Wohnungen"

Paul Pant

Gespräche am Freitag

Am Freitag soll es zwischen der BUWOG und der Polizei nun ein Gespräch geben, bei der die weitere Vorgangsweise geklärt werden soll. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen sich davon nicht beeindrucken lassen. Für sie komme ein freiwilliger Abzug weiterhin nicht in Frage, ließen sie am Donnerstag via Presseaussendung ausrichten. Sie wollen weiterhin renovieren und das "Epizentrum" zumindest bis Jahresende weiter nutzen. In einer Presseaussendung forderten sie die BUWOG zu weiteren Verhandlungen auf.

Factbox:

Seit drei Wochen ist das "Epizentrum", ein Haus in der Lindengasse 60-62, besetzt. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen dort "ein selbstverwaltendes Kunst- und Kulturzentrum schaffen. Die BUWOG, der das Haus gehört, plant aber das Haus abzureißen und stattdessen neue Wohnungen inklusive Tiefgarage zu errichten. Seit Mittwoch sind die Fronten verhärtet, eine Räumung steht im Raum.