Erstellt am: 31. 10. 2011 - 16:19 Uhr
Es muss nicht alles kompliziert sein
Die Serie Graphic Guide umfasst mittlerweile über 70 Bände.
Seit einem Jahr gibt es die deutschen Übersetzungen in der Serie Infocomics, die Sachcomicreihe. Zehn Bücher sind mittlerweile erschienen.
"Wir fühlen uns irgendwie verarscht, wir fühlen uns irgendwie von der Ökonomie übern Leisten gezogen, wir fühlen uns irgendwie getäuscht und irgendwie kommen wir auch nicht zurecht", ärgert sich Wilfried Stascheit.
Eigentlich könnte er seine Pension genießen, jetzt, nachdem er seinen erfolgreichen Schulbuchverlag verkauft hat. Aber das "irgendwie" stört ihn so, dass er gemeinsam mit seiner Frau Annelie den TibiaPress Verlag gegründet hat und nun die englische Infocomic-Serie "Graphic Guides" übersetzt, die durchaus als Grundlage und Orientierungshilfe gesehen werden können. "Also wenigstens ein klein bisschen Bildung – im alten humanistischen Sinn", erklärt Wilfried Stascheit.
Er wundert sich, dass wir zwar die Dinge lernen, die wir für unsere Arbeit brauchen. Aber "ich kann nicht lernen, warum ich etwas tun sollte oder warum ich etwas nicht tun sollte. Warum ich irgendwie verletzt bin oder mich unterdrückt fühle und warum wir in einer bestimmten Weise politisch handeln sollen". Das sind andere Überlegungen und für diese soll mit der Reihe der Sachcomics Denkanregungen geschaffen werden.
TibiaPress
Sachcomics oder Infocomics nennt sich die Serie, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmet. Ob Logik, Philosophie oder Quantentheorie - ein großes komplexes Thema wird in viele kleine Einheiten bzw. Gedanken zerlegt.
Chronologisch wird aufgezeigt, wie sich die verschiedenen Linien des menschlichen Denkens historisch entwickelt haben. An einigen Fixpunkten wird das beispielhaft erklärt. So kommt man etwa im Band Ökonomie von Pythagoras über Aristoteles zum Merkantilismus weiter zur industriellen Revolution und über den Klassenkampf zum Mangel an Moral.
TibiaPress
Jeder wissenschaftliche Inhalt und Sachtext kann auch so angeboten werden, dass er leicht zu verstehen ist, zeigt sich Wilfried Stascheit überzeugt. Infocomics sind in einer einfachen Sprache geschrieben und haben auf jeder Seite kleine Cartoons, Comics oder Illustrationen, die durchaus auch einen ironischen Kontrapunkt setzen.
Genau die bzw. das Layout sind mitunter der Schwachpunkt dieser Reihe: Collagen und Graphiken, die teilweise unscharf wirken. Das liege an den englischen Originalen, meint Wilfried Stascheit. Denn manche von diesen seien so alt, dass es kaum vernünftige Daten gibt. Deswegen konzipiert er derzeit Originalproduktionen. Bis diese allerdings erhältlich sind, werden weitere Bände aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Wenn Wilfried Stascheit an die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Situation denkt, schlägt er drei Bände vor: Ökonomie, Marxismus und Kapitalismus.
TibiaPress
In Ökonomie wird erklärt, wie sich ökonomische Theorien entwickelt haben - so wie Volkswirtschaft gelehrt wird. "Hochinteressant, weil man merkt, dass die Rezepte, die wir heute versuchen anzuwenden, um die ökonomische Krise zu beherrschen, sehr simple und sehr alte sind. Da ist nichts Neues dabei und wir graben nach wie vor im Dunkeln." Marxismus ist erst mal als alternativer Gegenentwurf zu verstehen, der heute wieder an Attraktivität gewinnt – wenn man auch Occupy Wall Street anschaut. Und "wo man in Einzelheiten von der Theorie her sagen muss, dass da vermutlich einiges doch nicht ganz so falsch ist, wie wir eine ganze Zeit lang gedacht haben." Und letztendlich noch Kapitalismus, als die Beschreibung eines Systems, wie es sich entwickelt hat und auf welchen Grundlagen es steht. Eigentlich ein Spezialgebiet der Ökonomie. "Wo dann auch klar wird, dass der Weg ins 'immer mehr' vielleicht auch ins Nichts führen kann."
Verlosung!
Damit ihr euch ein Bild machen könnt, verlosen wir zwei Mal diese drei Bände. Also je ein Paket mit Ökonomie, Marxismus und Kapitalismus.
Schreibt uns, warum ihr die drei Bücher braucht.
Vielen Dank für eure Einsendungen und Erklärungen. Besonders schön:
"Ich brauche diese Comics weil ich noch immer glaube, dass Marxismus auf Groucho Marx zurückgeht."
Die Gewinner sind per mail benachrichtigt worden.