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Anna Masoner

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Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

27. 10. 2011 - 16:06

3D-Drucker

Was wird eigentlich aus der Fabrik der Zukunft?

In einschlägigen Hackerspaces, auf Unis oder in Technikmuseen stehen sie schon herum: Digitale Fabrikatoren, auch 3D-Drucker genannt, die dreidimensionale Gegenstände aus Computerdateien erzeugen können. Doch die Prophezeiungen aus den 1990er Jahren, dass 3D-Drucker in jedem Haushalt stehen würden, dass man bald nichts mehr im Laden kaufen würde, sondern sich alles zu Hause ausdrucken ließe, haben sich noch nicht erfüllt. Zwar sind 3D-Drucker in den letzten Jahren billiger geworden und kosten heute nur mehr ein paar Tausend Euro, die technischen Möglichkeiten sind allerdings noch beschränkt.

Wie komme ich an ein Datenmodell?

Die Kultserie Serie Star Trek wird gerne herangezogen, wenn es um die zukünftigen Entwicklungen von 3D-Druckern geht. Manche in der Branche träumen von Personal Fabricators, wie sie die Raumschiff Crew bedient: Neben normalen Haushaltsgeräten, wie Waschmaschine oder Personal Computer, sollen sie je nach Bedarf einen Mixer oder gar ein Sandwich ausdrucken. Und die Zeichen zeigen ja wirklich in diese Richtung. Schließlich werden 3D-Drucker immer billiger. Es gibt mittlerweile Hersteller, die Maschinen unter 1.000 Euro anbieten. Die Erzeugnisse dieser Geräte, die man häufig nach dem Ikeaprinzip selber zusammenbauen muss, sind allerdings noch ziemlich plump. Designpreise gewinnt man damit nicht.

Und noch ein weiteres Problem hindert 3D-Drucker derzeit noch am Durchbruch: für Laien das Datenmodell zu gestalten, das man drucken will, meint Irene Posch. Sie ist Mediendesignerin und hat sich für das Linzer Ars Electronica Center mit 3D-Drucktechnologien beschäftigt. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, ein 3D-Modell zu erstellen: Entweder man scannt das entsprechende Objekt ein und bereitet die Daten auf oder man modelliert es direkt mit einer Software am Monitor.

„Das sind meist sehr spezielle Programme, wie sie Architekten oder Industriedesigner verwenden. Als Laie ist man da ziemlich schnell überfordert“, so Posch.“ Es mangelt derzeit noch an Interfaces und Programmen, mit denen man ohne zu viele Vorkenntnisse ein Modell erstellen kann.“

Nicht nur Plastik

Neben neuen Zugängen und Programmen, mit denen sich Laien entwerferisch austoben können, müssen auch neue Materialien her, ist Irene Posch überzeugt. Am weitesten verbreitet ist derzeit Kunststoff. Spannend wird es für die Expertin erst, wenn man in Metallen oder Gummi drucken kann und unterschiedliche Materialien kombinieren kann. „Es gibt zwar bereits 3D-Drucker, die das schaffen, allerdings nur im Industriebereich. Die Geräte sind extrem teuer.“ Der Weg vom unbedarften Verbraucher zum erfinderischen Produzenten, wie ihn 3D-Druck-Anhänger so gerne prophezeien, dürfte also noch ein längerer werden.

3D-Drucker im Praxistest

Wie einfach oder wie schwierig ist es nun wirklich einen 3 D Drucker zu bedienen? Ich habe einen Selbstversuch gemacht und bin dafür ins Happylab in den zweiten Wiener Bezirk aufgebrochen. Im Mekka für DIY Aficionados steht neben Fräsen, Bohrmaschinen, Lasercuttern und anderem Gerät nämlich auch ein professioneller 3D-Drucker.

3D-Drucker

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Ein großer schwarzer Kasten, fast zwei Meter hoch und einen Meter breit. Ein kleines Fenster und ein paar Knöpfe an der Vorderseite. Auf den ersten Blick wirkt das vierschrötige Ding wie ein Getränkeautomat. Im Fenster sieht man allerdings anstatt Dosen oder Petflaschen einen Druckarm, der sich langsam hin und her bewegt und eine hauchdünne Kunststoffmenge hervorpresst.

Das Universum der Dinge

digitales Modell

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Doch der Reihe nach: Bevor mir der 3D-Drucker etwas ausspucken kann, muss ich ihn nämlich mit Daten füttern. Da ich im Erstellen von Dateien eine echte Null bin, besorge ich mir eine fix und fertige Datei im Web. Solche gibt es beispielsweise auf der Webseite thingiverse, einer Art Universum der Dinge. Wo digitale Baupläne getauscht und weiterverbreitet werden. Mit der Erlaubnis des Urhebers kann man sich dort einen fertigen Datensatz einfach herunterladen. Vom kleinen Zahnrad bis zum aufwändigen Modell einer gotischen Kathedrale. Ich entscheide mich für eine derzeit sehr angesagte Occupy-Wall-Street-Pin. Eine babyhandgroße Faust mit einer fetten 99 Prozent Schrift darunter. Ich lade die Datei runter und schicke sie an den Drucker. Nach einem Druck auf den Startknopf heizt sich die Maschine auf und der Druckarm setzt sich in Bewegung.

3D-Drucker in Aktion

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fertige 3D-Teile

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20 Minuten stehe ich wie gebannt vor der Maschine und beobachte, wie der Drucker Schicht für Schicht meine Plastikbrosche aufbaut. Das weiße Ding kommt warm aus dem Drucker. Das Resultat kann sich sehen lassen. Jetzt muss ich es nur mehr anmalen und eine Nadel drankleben. Aber das ist eine andere Geschichte.