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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

26. 10. 2011 - 13:38

Journal 2011. Eintrag 193.

Zehn Jahre Soundpark-Musik, 17 Jahre FM4-Musik.

2011 ist Journal-Jahr - wie schon 2003, 2005, 2007 und 2009. Das heißt: Ein täglicher Eintrag, der als Anregungs- und Denkfutter dienen soll, Fußball-Journal '11 inklusive.

Heute, aus Anlass des Soundpark-Geburtstags, mit einer These zur österreichischen Populär-Musik.

Unlängst hat in enem deutschen Medium ein jugendlicher User dem Techno-Miterfinder Dr. Motto ziemlich schlüssig erklärt, warum elektronische Musik heute kein revolutionäres Potential mehr hat.

Das hatte viel mit einer sinnhaft-realistischen Einschätzung der 90er, dem Jahrzehnt, in dem Techno, House und die anderen Dancefloor-Spielarten groß wurden (erfunden haben sie die Pioniere ja schon davor) zu tun.
Die Neunziger waren, das lässt sich jetzt historisch sagen, so ziemlich die einzige Dekade, in der es sowohl politisch als auch ökonomisch wenig Sorgen gab. Das kalte Krieg war vorbei, die No-Future-Ängste durch die atomare Bedrohung im Gleichgewicht des Schreckens minimiert.
Deshalb, so der Schluss, konnte die Musik, die in dieser Zeit groß wurde, auch auf Wortmächtigkeit verzichten, den Hedonismus betonen und trotzdem, allein durch ihre Form eine Revolution auslösen.
Das wäre heute, mehr als ein Jahrzehnt später, keinesfalls mehr so. Elektronische Musik ist Teil einer Unterhaltungs-Kultur, teilweise industriell vermarktet, teilweise in unabhängigen Nischen.

Die Sache mit dem revolutionären Potential

Der Gag bei dieser nicht neuen, aber viel zu selten ausgesprochenen Betrachtung ist, dass ein junger Konsument das gegenüber einem Musiker ausspricht, dem noch dazu der Pionierstatus anhaftet. Denn oft sind es die Erschaffer selber, die am längsten den längst ausgelaufenen Mythos glauben.

Zu FM4, der sogenannten FM4-Musik und dem Soundpark gibt es da einige Parallelen.

Als FM4 1995 begann, war die hiesige elektonische Szene (Kruder/Dorfmeister, Pulsinger/Tunakan, Mego/XXX, Downtempo/Uptight, Soul Seduction/Black Market...) gerade am vulkanischen Brodeln, ehe sie dann international durchgebrochen ist.
Heute existiert noch jede Menge interessantes Lava-Gestein - und die Protagonisten (wie

Bezugnehmender Bericht von der Soundpark-Live-Session.

Die Qualität der Kunstform Musik, die Qualität der Unterhaltungsform Musik ist davon ohnehin nicht wirklich betroffen. Die speist sich aus sehr individuellen Lebensentwürfen und ihrer authentischen oder artifiziellen Umsetzung, die kann (und muss) über oder unter politischen und ökonomischen Situationen durchtauchen; und tut das die letzten zehn Jahre auf einem hohen Niveau.
Ganz unabhängig von politischer Relevanz und Gründer-Mythen.