Erstellt am: 22. 10. 2011 - 21:42 Uhr
A dress is not a yes
Der Slutwalk Vienna:
Treffpunkt Sa 22.10. um 16:00 vor dem Museumsquartier.
Am Abend Afterparty im Marea Alta
Mehr Infos im Netz und im Social Network.
Toronto – New York – Sao Paulo - Berlin - Neu Delhi, und jetzt gibt es ihn erstmals auch in Wien: einen Slutwalk. Auslöser für den ersten Slutwalk in Toronto waren die Aussagen eines Polizeibeamten, der Frauen den ach so guten Rat gab, sich nicht zu aufreizend anzuziehen, um nicht Opfer von sexueller Gewalt zu werden. Gegen solcherlei Argumentationen protestieren die Schlampenmärsche und weisen unter dem Motto „A dress is not a Yes“ darauf hin, dass aufreizende Kleidung noch lange keine Einladung zum Sex ist.
Update: Bilder vom Slutwalk in Wien
Ich habe mit Olivia und Aurelia vom Organisationsteam des Wiener Slutwalks gesprochen.
Was ist ein Slutwalk genau, wie würdet ihr das jemandem erklären, der oder die noch nie davon gehört hat?
Olivia: Der Slutwalk ist eine Protestform, bei der es darum geht, für verschiedene Ziele zu kämpfen. Es ist recht schwierig, die einzugrenzen. Wichtig ist uns einerseits, gegen Victim-blaming und Slut-shaming aufzutreten, das heißt, Opfer von sexueller oder sexualisierter Gewalt für das zu beschuldigen, was ihnen angetan wurde. Dagegen zu kämpfen, dass Frauen, die irgendwie aus der gesellschaftlichen Norm fallen, öffentlich zur Schau gestellt werden, gleichzeitig diese Normen zu hinterfragen und anzugreifen. Und dann auch für sexuelle Selbstbestimmung generell zu kämpfen. Dabei wird einfach auf die Straße gegangen, es ist keine aggressive, sondern sehr lustige und bunte Demo, auch ein bisschen unter dem Motto „Feminismus kann Spaß machen“.
Man kennt Bilder von den Slutwalks in Toronto, New York etc. wo die Menschen teilweise in Unterwäsche auf die Straße gegangen sind. Ihr habt auf einen Dresscode aber verzichtet.
Aurelia: Ja, denn wir wollen das nicht eingrenzen und keine Leute abschrecken, die für die gleichen Ziele sind und mit unseren Ideen sympathisieren, aber nicht in Unterwäsche auf die Straße gehen wollen. Wir wollen überhaupt nichts vorschreiben und unser Demogemeinschaft nicht verkleinern dadurch.
Wikicommons
Der Begriff Schlampe ist doch sehr negativ besetzt, nicht jede kann oder möchte sich damit identifizieren. Muss man sich als Schlampe definieren, um mitmachen zu können?
Aurelia: Das ist eine ziemlich kontroverse Diskussion: Zum einen sagen manche, wir müssen uns den Begriff nehmen und für uns selber verwenden, denn wenn wir alle Schlampen sind, ist niemand mehr eine Schlampe. Dann gibt’s die anderen, die sagen, das ist eine totale Verschwendung von unserer Energie, diesen total negativen Begriff für uns zu beanspruchen. Wir haben uns da selber in der Organisationsgruppe vom Slutwalk nicht wirklich geeinigt, ob wir den Begriff claimen oder nicht. Weil wir aber zeigen wollen, dass wir ein Teil der internationalen Slutwalk-Bewegung sind, heißt der Slutwalk trotzdem so.
An dieser internationalen Bewegung gab es Kritik, vor allem von schwarzen Frauen, dass das wieder eine weiße Mittelklasse-Bewegung sei. Habt ihr diese Kritik bei der Organisation des Wiener Slutwalks aufgenommen und versucht, dem entgegen zu wirken?
Olivia: Das war auf alle Fälle etwas, das wir probiert haben. Es hat nicht ganz so gut geklappt und wir müssen sagen, dass im Endeffekt wieder sehr viele weiße Mittelklasse-Frauen bei den Treffen gesessen sind. Wir haben es auf alle Fälle aufgenommen und versucht, die Kritik aufzuarbeiten.
Aurelia: Es wurde besprochen und es ist uns auch bewusst, dass es ein Problem ist, dass diese Gruppe jetzt sehr eingegrenzt ist. Es gibt aber gerade in Wien sehr viele Migrantinnen-Organisationen, die sich mit verschiedensten Themen wie Feminismus und Antihomophobie auseinandersetzen. Bloß das Netzwerken hat im Moment nicht so gut geklappt.
Ihr habt gesagt, es soll ein sehr bunter und lustiger Zug werden, wie trägt man denn diese Vielfalt, in Liebes- und Lebensentwürfen, sexueller Orientierung usw. auf einer Demo nach außen? Habt ihr euch da schon Strategien, Slogans o.ä. überlegt?
Olivia: Es gibt auf alle Fälle Musik, das ist ganz wichtig. Und ansonsten kommt viel von dieser Freude an der Demo hoffentlich von den Menschen selber. Wir wissen schon, dass die recht vielfältig sein werden. Es werden Leute kommen mit sehr wenig an, es werden Leute kommen mit Alltagssachen an und es werden Leute kommen mit selbstkreierten Sachen. Es geht darum, wie die sich selber darstellen.
Aurelia: Man kann das Thema ja auch umdrehen und positiv sehen: für Selbstbestimmung und für eine freiere Gesellschaft und ich glaube, dann kommt auch gute Stimmung auf. Anzumerken wäre vielleicht auch noch, dass es keine reine Frauendemo ist, sondern all genders are welcome!