Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Elevate the 21st Century"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

18. 10. 2011 - 03:23

Elevate the 21st Century

Das kritische Grazer Festival schaut dieses Jahr nicht nur auf gegenwärtige Krisen und Probleme, sondern auch in die Zukunft.

Daniel Erlacher ist nicht mehr zu stoppen, wenn er begeistert über die jeweils aktuellen Gäste des Elevate spricht. Der Teamleiter der Diskurs-Schiene des Grazer Festivals erreicht mit seinem Engagement für alternative Lösungen in den Bereichen Umwelt und Ressourcen, soziales Zusammenleben, Wirtschaft und Netzpolitik bemerkenswerte Ergebnisse. Er vernetzt sich on- und offline mit namhaften internationalen Aktivist/innen, NGO-Vertretern, Filmemachern sowie Buchautorinnen und Bloggern. Viele davon holt er erfolgreich nach Graz, andere sind via Voice-over-IP zugeschalten. So gut wie jeder ist begeistert vom ungewöhnlichen Konzept des Festivals.

Was ist das Elevate?
Das Elevate Festival ist seit seiner Gründung im Jahr 2005 bekannt für seine ungewöhnliche Mischung aus avantgardistischer Clubkultur und kritischer Stellungnahme zu politischen, wirtschaftlichen und technologischen Themenfeldern.

Am Grab von George Orwell

Christian Payne etwa, den britischen Social-Media-Aktivist, der auch beim diesjährigen Elevate zu Gast sein wird, hat Erlacher das erste Mal am Flughafen in Graz getroffen - zufällig. Er hatte ein T-Shirt mit einem George-Orwell-Spruch an und wurde prompt angesprochen. Gemeinsam pilgerte man am Tag danach aufs Grab des Überwachungsstaatpropheten und führte ein Interview.

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Die Zukunft kommt

Die Themen des Elevate-Festivals sind sechs Jahre nach seiner Gründung noch viel relevanter als schon beim Start 2005. Nach dem Beginn der Wirtschaftskrise hat man sich 2009 damit näher auseinandergesetzt, und im letzten Jahr ging es vorrangig um Zivilgesellschaft und Engagement. Dieses Mal stehen beispielsweise folgende Inhalte am Programm:

Eine grafisch in 3D-Form dargestellte Auflistung von Themen des Elevate Festival 2011, darunter etwa "Freedombox" oder "Precarity".

Elevate Festival

Diskursfutter für Wutbürger/innen

2011 lautet die zentrale Frage: Wie soll denn unsere Zukunft nun aussehen? Gerade in Zeiten von drohender Ressourcenknappheit, Bankenkrisen, Politskandalen und einer riesigen Atomkatastrofe ist Mutmachen für die kommenden Jahre schwieriger denn je. Doch, so Daniel Erlacher, ist es klar, dass das Elevate nicht zur Resignation sondern zum aktiven Teilnehmen ermuntern möchte. Das passt gut in die Jetztzeit, in der durch mutigen Bürger/innenprotest nun schon seit vielen Monaten politische, wirtschaftliche und technologische Schieflagen und Ungerechtigkeiten aufgebrochen werden. Alleine in den letzten drei Jahren war die Reise von "Uni brennt" über verärgerte Camper gegen hohe Mietpreise und gegen das Schönreden des wackeligen Turbokapitalismus bis hin zum Arabischen Frühling turbulent und intensiv.

Ein breitbeinig sitzender, humanoider Roboter, der halb zerstört aussieht.

Elevate Festival

Wie rosig ist die Zukunft?

Schwertpunkttage

Das Festival unterteilt sich dieses Jahr in vier Thementage. Am kommenden Freitag geht es um Energiepolitik und Ressourcenknappheit, am Samstag widmet sich das Diskursprogramm des Elevate dann gesellschaftlichen Themen - etwa Geschlechteridentität und dem Prekariat. Besonders hervorzuheben sind die vier Dokumentarfilme, die exklusiv am Elevate gezeigt werden, darunter am Sonntag "The Crisis of Civilization" von Dean Puckett und am Tag davor "Article 12" des argentinischen Filmemachers Juan Manuel Biain.

Medien und Kommunikation

Am Montag beschäftigt sich das Elevate dann den ganzen Tag mit Netzkultur und dabei vor allem mit Datenschutz und alternativen Nutzungsmöglichkeiten des Internet. Es wird etwa der Frage nachgegangen werden, welche Alternativen zur Nutzung des Netzes es gibt, bei denen nicht die üblichen Leitungen und Geräte der großen Anbieter verwendet werden müssen. Besonders bemerkenswert: Der kompakte Verschlüsselungsserver Freedombox, der von seinem Macher am Festival vorgestellt werden wird.

FM4 beim Elevate Festival 2011
Wir berichten von Donnerstag bis Sonntag live aus Graz.

Das Logo des Elevate-Festival: ein stilisierter Grazer Uhrturm in schwarz/weiß, daneben der Schriftzug: "Elevate: Music, Arts and Political Discourse".

Elevate Festival

Von 20. bis 25. Oktober in Graz

Das Elevate-Festival beginnt am Donnerstag Abend im Dom im Berg. Um 20 Uhr startet die Eröffnungsshow, die vom selbsternannten britischen Optimisten und Futuristen Mark Stevenson sowie Robert Stachel, ein Drittel des mediensatirischen Unterhaltungstrio maschek, moderiert werden wird. Zu Gast ist unter anderem der norwegische Friedensforscher Johan Galtung. Wer nicht beim Elevate in Graz dabei sein kann, hat die Möglichkeit, sich einen Großteil der Veranstaltungen via Stream anzusehen.