Erstellt am: 15. 10. 2011 - 14:33 Uhr
Lichtverschmutzung
Am Mittwochabend hat in Berlin das "Festival of Lights" begonnen. Zwei Wochen lang werden jetzt prominente Gebäude und Wahrzeichen von Lichtkünstlern illuminiert. Insgesamt soll es 80 Installationen in zwölf Nächten geben. Besonders spektakulär ist die Videoinstallation "Faces of Berlin" am Potsdamer Platz, eine hochhausgroße dreidimensionale Installation einer Maske an der Fassade des Kollhoff-Hauses. Berliner und Berlin-Besucher können über eine Webseite selbst "mit dem eigenen Gesicht" ein Teil dieser Inszenierung werden.
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Am Eröffnungsabend sah man überall in der Stadt Menschen, die Fotostative von Ort zu Ort schleppten, um die Masken- Gesichter an der Hochhausfassade, den romantisch beleuchteten Gendarmenmarkt oder die illuminierten Sitzbänke auf dem Kudamm zu fotografieren. In den nächsten Tagen wird es anlässlich des 125 Geburtstags des Kurfürstendamms noch einen "City Light Run" entlang des Boulevards geben, dort steht auch eine "Light-Gallery", Lichtjongleure und alle möglichen Events und Spektakel rund ums Licht werden geboten.
"Das Festival ist ein großes Gesamtkunstwerk und ein Geschenk an die Menschen", sagte Festivaldirektorin Birgit Zander. Und es ist tatsächlich auch ganz schön, so durch die dunkle Stadt zu fahren, die dann auf einmal ganz bunt wird, wenn das Brandenburger Tor in pink erstrahlt, der Fernsehturm ständig seine Farbe wechselt und der Berliner Dom ein Tigermuster bekommt. Aber nicht in jedem Fall wird Licht als Geschenk und Bereicherung verstanden, weshalb man ja auch von "Lichtverschmutzung" spricht. Damit ist die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird, gemeint.
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Es geht also nicht um eine Verschmutzung des Lichtes an sich, sondern natürliches Licht wird durch künstliches verschmutzt. In Ballungsräumen macht künstliches Licht heute schon den Anblick des Sternenhimmels unmöglich. Die Aufhellung des Nachthimmels, der Lichtsmog, hat auch direkte Konsequenzen für Mensch und Natur, und wird als eine spezielle Art der Umweltverschmutzung angesehen. In Berlin geht man mit Licht zwar sparsamer um, als in anderen Großstädten, aber auch hier werden die ganze Nachtzeit hindurch unzählige Straßen, Wege, Parkanlagen und vor allem Gebäudefassaden oder Bürohochhäuser in voller Intensität innen und außen beleuchtet und in Szene gesetzt.
Die Lichter der Großstadt haben auch etwas Tröstendes, gehören zur Metropole und wirken sich positiv auf das Sicherheitsgefühl der Bewohner aus. Experten aber warnen vor dem Lichtsmog, der den Nachthimmel illuminiert und den Biorhythmus durcheinanderbringt. Strahlende Bürowände und blinkende Reklametafel können die Anwohner um Schlaf und Gesundheit bringen.
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Nun gibt es ein erstes Gerichtsurteil zur Berliner Lichtverschmutzung. Die O2-Arena in Kreuzberg-Friedrichshain, auch liebevoll der Kotzbrocken unter den Hallen genannt, hat nach seiner Erbauung 2008 mit einer riesigen LED –Tafel, der größten in Deutschland, die ganze Umgebung Tag und Nacht mit gleißendem Las Vegas-Licht beleuchtet. Die Leuchtkraft war so stark, dass die ganze Umgebung wegen der bewegten Werbeschriften flackerte.
Das Gericht hatte Verständnis dafür, dass die Anwohner nicht mit den gleißenden Werbebotschaften von Coca Cola und Konsorten leben und zu Bett gehen wollen. Nun darf die LED-Tafel nur noch zu Veranstaltungen betrieben werden, um 24 Uhr muss sie erlöschen. Die tagsüber eingesetzte Lichtstärke muss abends außerdem halbiert werden.
Solche Probleme hat das Festival of Lights nicht - über diese Lichtverschmutzung freuen sich die Berliner noch.