Erstellt am: 12. 10. 2011 - 16:58 Uhr
Elevate 2011
Vom 20. bis zum 26. Oktober findet in Graz das Elevate 2011 statt, der Untertitel lautet "Music, Arts and Political Discourse". Über die Abteilungen "Arts" und "Political Discourse", die beim Elevate glücklicherweise alles andere als schmückendes Beiwerk und Feigenblatt sind, wird an dieser Stelle noch Genaueres zu lesen sein. Zunächst jedoch ein paar Hinweise bezüglich des wie immer dichten, fein kuratierten und, doch, doch, "spannenden", im Sinne von nicht immer im Vorbeigehen als bloße Berieselung oder Dancefloor-Futter zu konsumierenden Musik-Programms.

Planningtorock
Am Donnerstag, dem Eröffnungsabend, sollte man da beispielsweise den Auftritt des Duos RocketNumberNine nicht versäumen, das im Umfeld von Alleskönner Four Tet an Drums und Synthesizern abenteuerliche Musik an der Schnittstelle von experimentellem Geklappere und Tanzboden produziert.
Der Freitag fällt - vergleichsweise - poppig aus: Im Dom im Berg gibt es da beispielsweise Crazy Bitch in A Cave zu sehen, oder den deutschen Produzenten Phon.O (nicht zu verwechseln mit dem Deichkind-DJ Phono). Der hat in der Vergangenheit mit vertrackten Brettern für die Tanz-Fabrik Shitkatapult von sich reden gemacht und gerade jetzt eine großartige 12" bei dem Label 50 Weapons veröffentlicht, die gut Richtung englischem Future Bass und Dub schielt.

Nite Jewel
Als Headliner darf vermutlich die wunderbare Planningtorock gelten, die 2011 mit ihrem Album "W" bei der verlässlichen Geschmacksinstanz DFA Records eine der besseren Platten des Jahres veröffentlicht hat. Große Erweckungserlebnisse, Meditationen über Geschlechter-Rollen und Identitätspolitik, verpackt in vernebelten Goth-Pop und schiefes Saxophon-Geheul.

Holy Other
Dazwischen, darüber und danach muss auch wieder, wie die Jahre zuvor, Neues oder weniger Bekanntes erforscht werden. Der junge Wonderboy Kyle Hall aus Detroit etwa, der das große Erbe der Motorstadt in neues Gewand kleidet oder der finstere Synthie-Pop von Maria Minerva. Man wird noch von ihr hören.
Außerdem: Die großen japanischen psychedelischen Spinner von Acid Mothers Temple, unterkühlte Neo-Disco mit Rumpelkammerflair von Nite Jewel und diverse Bass-Musiken. Was Hype- und Hipness-Faktor (ziemlich sicher aber auch musikalische Qualtität) anbelangt, dürfte der Auftritt von Holy Other ein Höhepunkt des Elevate werden: Der englische, mittlerweile nach Berlin verzogene und um höchste Anonymität bemühte Produzent hat mit seiner dieses Jahr erschienen Debüt-EP das bislang eindringlichste und schlicht beste Statement zum ollen Thema "Witch House" vorgelegt. Auch wenn er es selbst so nicht nennen wird wollen.
Das genaue Programm gibt's hier.
Musik, von der man morgen sagen wird wollen, dass man sie schon damals gehört hat, als sie sanft den Grazer Uhrturm zum Vibrieren gebracht hat.