Erstellt am: 8. 10. 2011 - 13:42 Uhr
Station 17 machen Station in Österreich
Ein Porträt über Station 17 gibt es Sonntag, 9.10., in FM4 Connected zu hören. Und dort verlosen wir auch Tickets für das Konzert in der Wiener Arena am Sonntag, 9. Oktober!
Ich weiß noch, als es mich letztes Jahr nach Hamburg verschlagen hat, um für den hiesigen Sender eine Reportage über die Stadt zu machen.
Mein Ziel: Die Wohngruppe 17, ein Ort wo Menschen mit Behinderung in einer WG zusammen leben. Meine Interviewpartner:
Die Band Station 17, die dort ihren Probe- und Aufnahmeraum hat. Für Menschen, denen Station 17 noch kein Begriff ist: Hier musizieren Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung gemeinsam mit Menschen ohne Handycap. Seit 1988 gibt es das Projekt schon, kurz vor der Wende hat sich die Gruppe formiert. Das "Interview" war sicher einer der interessantesten Momente in meiner bisherigen Geschichte als Reporterin. Ein lustiger, unvorhersehbarer Moment war das. Spontan wurde für mich gesungen und je nach Bandmitglied einfach drauf los erzählt. Weitab von Frage-Antwort-Frage-Antwort-Langweile und vorhersehbaren Aussagen.
Thomas Liehr
Einer der Betreuer der Wohngruppe, Kai Boysen, selber Musiker und Produzent, hatte damals die Idee, dieses Projekt zu gründen. Und zwar nicht aus einem musiktherapeutischen Ansatz heraus oder als eine Form von Beschäftigungstherapie: Hier wird auf Augenhöhe miteinander musiziert, unter professionellen Bedingungen, mit normalen Instrumenten. Das Projekt lebt von den unterschiedlichen Blickwinkeln, die die einzelnen Bandmitglieder auf die Welt haben.
Nichts ist falsch oder richtig und zum Text wird, was das jeweilige Anliegen der Mitglieder ist. Da verwebt sich vertrackter Techno mit Texten über Drogen, die schlecht für Haut sind, dort wird chronologisch und bildlich eine Woche voller Arztbesuche aufgezählt. Und was nicht passt, wird passend gemacht: Die Instrumente werden umgebaut, um den Bedürfnissen der MusikerInnen gerecht zu werden. Was soll man den tun, wenn alle Instrumente immer so langweilig und gleich sind?
Morgen Abend, 9. Oktober, spielen Station 17 in der Wiener Arena. Am 10.10. sind sie im Treibhaus in Innsbruck zu Gast.
Würde man es nicht besser wissen, könnte man auch meinen, eine Truppe Kunststudenten würde hier avantgardistische, vom Dadaismus inspirierte Lieder darbieten. Das ist auch eine der Stärken der Band: Bei Station 17 geht es um den Ausdruck des Moments, der freilich immer ein anderer ist. Nicht die Behinderung steht im Vordergrund, sondern die einzelnen Menschen und Musiker.
Seit der Gründung vor über 20 Jahren ist viel Wasser die Alster hinunter geflossen: In der Zwischenzeit hat die Gruppe acht Alben und unzählige Tracks gemeinsam mit anderen Musikern produziert: Unter anderem mit Fettes Brot, The Robokop Kraus, DJ Koze und Ted Gaier zum Beispiel.
Auch wenn hier Menschen miteinander musizieren, die vielleicht andere Ansprüche haben als der Durchschnitt, lässt es sich die Band nicht nehmen, wie jede andere Band auch auf Tour zu gehen. So wie gerade jetzt. Schauen sie sich das an, sie werden es nicht bereuen!