Erstellt am: 7. 10. 2011 - 16:31 Uhr
Private Dancer
Facettenreich und bunt hat sich der Abend in der ausverkauften Arena gestaltet, wobei man sich lange fragte, wo denn das Publikum bleibt? Die Eröffnungs-Acts Wolfram und Bon Homme von der dänischen Band Who made Who spielen vor fast leerem Saal. Erst bei den hochspezialisierten Analog-Technologen des Brandt Brauer Frick Ensembles füllt sich der Saal.
Bundfalten-Techno
Neue Musik, Neoklassik, Bundfalten-Techno,… egal wie man das hörenswerte Handwerk des elf-köpfigen Brandt Brauer Frick Ensembles subsumiert, es ist fluffy wie Mousse-au-Chocolat und der Orchester-Graben, der Bühne und Floor trennt, ist nicht tief. „Gänsehaut, Oida“ wispern sich die Besucher hinter mir zu und jubeln. Polymetrische Rhythmen, schaumschlagende Synkopen und klassische Techno-Motive fügen Brandt Brauer Frick mühelos zusammen, der Sound erinnert an Moritz von Oswald und Carl Craigs Recomposed Sessions.
Radio FM4 / Dani Derntl
Allerdings wird hier alles analog gespielt, in der laptop-freien Zone sorgen gleich drei Schlagwerker für den richtigen Beat, begleitet von Harfe, Klavier, Moog-Synth, Tuba, Trompete, Geige und Chello. Trotz des üppigen Instrumentariums und der Abwesenheit eines Dirigenten fallen die jazzy Internatsschüler-Improvisationen nicht auseinander. Techno wird älter und klingt dann so!
X-Tatic
Die Crystal Fighters sind die Lieblinge des Abends, der Arena-Boden ein Trampolin und jeder ein Sänger, jede eine Sängerin. Dass die Crystal Fighters eine mitreißende Live-Band sind, haben sie bei ihren zahlreichen Österreich-Konzerten unter Beweis gestellt, wie z.B. im August beim FM4 Frequency Festival. Deshalb ist das Publikum so zahlreich erschienen, die Arena ist ausverkauft und niemand wurde enttäuscht.
Radio FM4 / Dani Derntl
„Solar System“ und „X-Tatic Truth“ markieren Anfang und Ende des baskischen Folklore-Raves, der beim Hit „Plage“ seinen Höhepunkt erreicht. Die Nummer haben sie übrigens am Nachmittag in einer kuscheligen Acoustic-Session in FM4-Studio aufgenommen.
Die Crystal Fighters spielen "Plage" bei einer Acoustic Session im FM4 Studio.
Peep-Show
Peaches veredelt ihr DJ-Set mit Live-Vocals und einem schicken Brüste-wie-Metastasen-Cape. Sie hat sich als performative Unterstützung und Augenweide zwei Tänzerinnen eingeladen, die alle zehn Minuten in der entsprechenden Kostümierung eine neue Sexphantasie durchexerzieren, was schon mal zur Reizüberflutung führen kann. „Talk to me“, fleht Peaches die beiden strengen Gouvernanten an, ihr Verlangen nach „love and sex“ ist überdeutlich, dem Publikum geht es dank des scharfen Bildersturms nicht anders, bei dem Peaches wieder einmal mit Gender-Rollen spielt.
Radio FM4 / Dani Derntl
Bei der Peep-Show wird die Musik zwischen Rave, Pop und Metal zur Nebensache, wobei dann doch alles Gesehene auf den letzten Song hinausläuft: Peaches covert „Private Dancer“ von Tina Turner, auf der Leinwand steht in großen Lettern: L´Amour. Wir dich auch!