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7. 10. 2011 - 15:09

Indignez-vous!

Stephane Hessel im Gespräch mit Michael Kerbler (Ö1) im österreichischen Parlament. Hier gibt’s Tickets!

Dieser Text besteht aus Auszügen von Robert Zikmunds Rezensionen von "Empört Euch!" und "Engagiert Euch!"

Für zwei Dinge ist es ohnehin nie zu spät: Eine glückliche Kindheit zu haben und sich zu empören.

2010 ist „Empört Euch!“ von Stéphane Hessel erschienen. Das Buch hat sich in Frankreich, unter dem noch viel schöneren Titel „Indignez-Vous!“ (da steckt auch die „Würde“ drin), in kürzester Zeit über eine Million Mal verkauft. Es ist eine wenige Seiten starke Streitschrift und wurde, vor allem in Frankreich, auch über Supermärkte und Kioske vertrieben. Mit seinem neuen Buch "Engagiert euch!" ruft er erneut zu einem kraftvollen Aufbruch - adressiert vor allem an die europäische Jugend - auf.

„Gleichgültigkeit ist die schlimmste Haltung“

Stéphane Hessel wurde 1917 in Berlin geboren und wanderte schon im Alter von 7 Jahren mit seiner Familie nach Paris aus, seit 1939 ist Hessel französischer Staatsbürger. 1944 wurde er von der GESTAPO verhaftet und schließlich ins KZ Buchenwald deportiert. Als er nach Bergen-Belsen überstellt werden sollte, gelang ihm kurz vor Kriegsende die Flucht vor dem sicheren Tod. Stéphane Hessel ist außerdem der Einzige noch lebende Mitverfasser der UN-Charta der Menschenrechte, die 1948 in Kraft trat.

Stephane Hessel

AFP

Stéphane Hessel

Hessel beschwört in seinen Schriften den Geist des Widerstandes und das Motiv der Empörung. Gegen die Unterordnung aller sozialen, ökologischen und schließlich menschlichen Bedürfnisse und Interessen, wie Liebe, Kooperation und Zusammenhalt, unter das Diktat von Zahlen. Der Fortschritt der Welt könne sich nicht am Shareholder Value der 500 größten Konzerne messen lassen, so Hessel

"Wir leben unter zu viel Druck von Finanz, von Wirtschaft, von Macht. Und die Jungen haben das nicht mehr gern, sie sind die Opfer davon. Und wenn ein Opfer plötzlich fühlt, dass es nicht richtig ist, dass es noch Opfer sein soll, dann kann es sich schon empören. Wir haben ja auf Französisch einen anderen Ausdruck, für uns haben wir gesagt "Indignez vous", also die Würde, die ist irgendwie verloren gegangen - und das empfinden die Jungen als etwas, das sie nicht mehr annehmen wollen."

Stéphane Hessel ist heute 93. Damit zeigt er uns zweierlei: Erstens, dass der Altersfaschismus von Jahreszahlen auf den gleichen Misthaufen der Geschichte gehört, wo auch schon Rassismus und Sexismus liegen. Und zweitens, dass es höchste Zeit ist, sich in Würde zu empören. Denn lange wird er uns dazu nicht mehr anstiften können.

Hessel im Parlament

Parlamentspräsidentin Barbara Prammer hat den ehemaligen Widerstandskämpfer, Diplomaten und Mitautor der Menschenrechts-Charta und Ö1-Redakteur Michael Kerbler eingeladen, ihr Gespräch über den neuen Aufbruch und die Strategien, Demokratie und Parlamentarismus dort zu führen, wo üblicherweise der Nationalrat tagt: im Plenarsaal, dem Zentrum des Parlaments.

Am Freitag, dem. 14. Oktober, 19.00 Uhr spricht Michael Kerbler im Rahmen der Parlaments-Reihe „Vielfalt Demokratie“ mit Stéphane Hessel über seine Bücher „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“ Einlass ist ab 18 Uhr.

Diejenigen die dabei sein möchten, schreiben uns ein Email an game.fm4@orf.at, 15 x 2 Tickets können wir vergeben, die werden unter allen Einsendungen verlost.

ACHTUNG!!! Weil die Veranstaltung im Parlament stattfindet, brauchen wir von euch den vollen Namen und den vollen Namen eurer Begleitung. Zur Veranstaltung müsst ihr einen amtlichen Lichtbildausweis mitnehmen. Es werden nur Leute eingelassen, die mit vollem Namen auf der Liste stehen und die einen Ausweis bei sich haben!

Einsendeschluss ist Montag, 10. Oktober 2011 um 18 Uhr.