Erstellt am: 3. 10. 2011 - 05:55 Uhr
Gratis glücklich
Die Uni hat gerade erst begonnen, und schon ist deine ganze Kohle für die Miete, Bücher und ein paar Getränke nach der ersten Vorlesung draufgegangen.
Wenn es dir auch so geht, findest du hier ein paar Tipps, wo man gratis bis günstig wohnen, einkaufen, essen, sich weiterbilden und seine Freizeit verbringen kann.
Wohnen
Die schlechte Nachricht zuerst: Ein Dach über dem Kopf, unter dem man sich gratis und gleichzeitig legal aufhalten darf, bietet nur das Hotel Mama. All jenen, die ihre Diplomarbeit nicht im Kinderzimmer schreiben wollen, seien folgende Möglichkeiten ans Herz gelegt:
- ÖH-Wohnbörse - Hier findest du Angebote für Wohnungen, Garconnieren und WG-Zimmer in ganz Österreich, oft auch provisionsfrei. Zusätzlich betreiben die meisten Unis und Fachhochschulen eigene Plattformen und Beratungsstellen.
- Studierendenheime kommen meist günstiger, weil die Kosten für Strom, Heizung, Internet etc. im Mietpreis bereits enthalten sind.
- Wohnen für Hilfe - Das Grazer Projekt vermittelt Wohnraum zwischen Studierenden und meist älteren Menschen, die im Haushalt Hilfe brauchen. Das Prinzip ist einfach: 1m2 Wohnen = 1 Stunde Hilfe im Monat. Gegenleistung für 30 Quadratmeter sind also 30 Stunden Gartenarbeit, Haustierpflege, Einkäufe und Behördenwege erledigen, oft auch einfach nur Gesellschaftleisten. Hin und wieder suchen Familien auf diesem Weg eine Betreuungsperson für ihre Kinder. Fallweise wird ein Beitrag zu den Betriebskosten verlangt.
ARD
- Wiener Wohnen für Studierende - In Wien können Studierende um eine Ein-Zimmer-Wohnung im Gemeindebau ansuchen. Das gilt auch für Nicht-WienerInnen. Der/die AntragstellerIn muss unter 26 Jahre alt, und seit mindestens einem Jahr in einem Wiener Studierendenheim gemeldet sein. Aber aufgepasst: Wer die vorgeschlagene Wohnung ablehnt, darf keinen zweiten Antrag stellen.
- Wiener Wohnen für JungwienerInnen - Dieses Service bietet Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen. Das Angebot gilt für unter 30-Jährige, die seit mindestens zwei Jahren durchgehend an einer Adresse in Wien hauptgemeldet sind. Es werden zwei Wohnungen zur Besichtigung vorgeschlagen. Lehnt man beide ab, wird der Antrag zurückgereiht. Generell ist mit Wartezeiten von mehreren Monaten zu rechnen.
- Das Wohnservice Wien vermittelt geförderte Miet- und Genossenschaftswohnungen, die im Vergleich zum freien Markt sehr günstig sind. Wo findet man schon zentral gelegene 60 Quadratmeter um knappe 300 Euro warm? Aber Vorsicht: Die Online-Wohnungsangebote werden per Zufallsgenerator nur für kurze Zeit freigeschalten. Ab dann dürfen sich maximal zehn Leute für eine Besichtigung anmelden, die Wohnungen werden nach Reihung vergeben. Realistische Chancen hat man also nur auf den ersten zwei bis drei Plätzen. Eine praktische Anleitung fürs Wohnservice findest du hier.
- Wagenplatz - Ein Leben im Wohnwagen ist eine gute Möglichkeit seinen Nestbautrieb im mobilen Eigenheim auszuleben, und trotzdem immer "auf Achse" zu sein. Allerdings sind die Stellplätze am Wiener Stadtrand bis heute nicht legalisiert worden, es ist daher jederzeit mit Räumung durch die Behörden zu rechnen. Erst vor kurzem hat die "Wagentruppe Treibstoff" ihren Platz bei der Messe verloren. Die letzte aktuell bewohnte Wohnwagensiedlung liegt in der Wiener Lobau.
- Wer noch näher an der Natur wohnen will, baut sich einfach ein Nomadenzelt.
Waren und Dienstleistungen
Wer hat eigentlich gesagt, dass man für Möbel, Kleidung oder Reiseberatung Geld zahlen soll? Eben. Zum Glück gibt es jede Menge Initiativen, die Gebrauchsgegenstände und Dienstleistungen gratis oder im Tauschhandel anbieten.
In Kostnix- bzw. Umsonstläden kann man Dinge, die man braucht, aber nicht extra kaufen will, einfach mitnehmen, egal ob Blumenvase, Messerblock oder Schreibtischsessel. Wer will, kann als Gegenleistung etwas Nützliches aus dem eigenen Haushalt abgeben - in dem Fall sollten die Sachen natürlich sauber und funktionstüchtig sein - ein Muss ist das aber nicht. In einigen Läden ist der "Einkauf" auf drei Dinge beschränkt.
Wien:
- Kost-nix-Laden, Zentagasse 26
- Die Schenke, Pfeilgasse 33
- Gratis-Bazar, Am Schöpfwerk 29, hinter der Stiege 14
- Das Werk - Givebox, Neulerchenfelderstraße 6-8
Oberösterreich:
- KostNixFlohmarkt OÖ, mobil in verschiedenen Städten
Steiermark:
- Kostnix-Facebook-Gruppe Graz, nur online
Tirol:
- Kostnix Innsbruck, Höttingergasse 11
Österreichweit:
- Nurgeschenkt.at, nur online
"Geben und nehmen" ist auch das Motto vieler Tauschbörsen, die oft nicht nur Geschirr, Kleider und Autoersatzteile vermitteln, sondern auch Dienstleistungen: Übersiedlungskartons schleppen gegen Hunde ausführen, Babysitten gegen Waschmaschine reparieren, Steuerausgleich gegen Computer neu aufsetzen. Online-Communities kommen ohne Geld und kommerzielle Dienstleister aus.
- Gerngeschehen.at - Österreichweite Tauschbörse, deren Website momentan noch in der Betaversion ist. Sehr zu empfehlen ist aber ihre Dependance auf Facebook.
- Talente Tauschkreise in Österreich - Regionale Initiativen, die ihre Tauschhandel mit Zeitwert-Gutscheinen abrechnen
- Kaesch.at - Wiener Tauschbörse, auch auf Türkisch und Arabisch
- Share & Care - Wiener Tauschgruppe auf Facebook
- Mitfahrbörse und Mitfahrgelegenheit - auch nicht unpraktisch
Bildung und Internet
Studiengebühren - ja, nein, weiß nicht, hab’ Angst! Bitte sparen wir uns die ganze Debatte, und beschreiten auch außeruniversitäre Pfade.
Ein freier Internetzugang kann dabei in keinem Fall schaden:
- www.freewlan.at - Gratis-WLAN-Hotspots in Österreich
- www.wlanmap.com - Gratis-WLAN-Hotspots weltweit
Vorlesungen:
- Academic Earth stellt Videos von Vorlesungen an US-Elite-Universitäten wie Harvard, Princeton oder Yale online.
Wie wär’s zum Beispiel mit einem Kurs über Finanzmärkte:
Watch it on Academic Earth
Sprachen:
- Die Sprachenlernbörse der Uni Wien verbindet Native Speaker mit Native Speakern. Eine gute Möglichkeit auch außerhalb der Semesterkurse etwas zu lernen.
- Sprachtandems zwischen "Einheimischen und Zugewanderten" vermittelt auch die Station Wien.
Bücher:
- Bookcrossing organisiert einen kostenlosen Austausch von Büchern weltweit. Ein Buch, das du gerne weitergeben möchtest, markierst du und lässt es im Park oder im Zug liegen, damit es jemand anderer finden und lesen kann. Online kannst du die Reise des Buches mitverfolgen.
- Die Österreichische Nationalbibliothek archiviert alle je in Österreich verlegten Druckwerke. Ein Tagesticket kostet 1,50 Euro, eine Jahreskarte 10 Euro. Die Unibibliotheken und städtischen Büchereien sind natürlich auch nicht zu verachten.
- Die offenen Bücherschränke in Wien (Westbahnstraße, Brunnenmarkt, Heinz Heger Park) funktionieren ohne Leihschein und Geld. Wer braucht, der nimmt, wer hat, der gibt. Um zu verhindern, dass die Bücher weiterverkauft werden, werden neu eingestellte Bücher abgestempelt oder mit Aufklebern versehen.
Museen:
- Die österreichischen Bundesmuseen kann man nur bis zur Vollendung des 19. Lebensjahres gratis besuchen. Viele Museen bieten aber zumindest einmal pro Monat freien Eintritt für alle BesucherInnen.
Essen und Trinken
Das ewige Gutscheinesammeln und Schnäppchenjagen im Diskontsupermarkt kann einem ganz schön den Appetit verderben. Vielleicht läuft euch ja bei folgenden Empfehlungen wieder das Wasser im Mund zusammen:
- Volxküchen, die warme Mahlzeiten gratis oder zum Selbstkostenpreis ausgeben, gibt es in Österreich öfter als man vermuten würde. Wann und wo VoKüs aufkochen, verbreitet sich meist - wie passend - über Mundpropaganda. Satt wird man z.B. immer wieder in der Bikekitchen Wien (Do 20h), in der KAPU in Linz oder im Spektral in Graz.
- "Essen für alle - und zwar umsonst!" ist auch das Motto von Food not Bombs, einem offenen Kochkollektiv, das Eintöpfe, Suppen und Strudel auf der Straße verteilt. Gekocht wird mit Lebensmitteln, die Großhandel und Supermärkte entsorgen würden, weil sie aus rein optischen Gründen, wie Druckstellen auf Obst und Gemüse, nicht mehr zum Verkauf taugen. Am Speiseplan stehen ausschließlich vegane Speisen, stets gewürzt mit einer Prise Anarchismus. Wer einmal gekostet hat, bemitleidet die Ahnungslosen, die in der nächsten Sushi-Bar 12 Euro für ihre Fischplatte hinblättern, und nach der Hälfte sowieso aufgeben. Die Wiener Food-not-Bombs-Fraktion bittet jeden dritten Freitag im Monat zu Tisch.
Barbara Köppel
- Freeganismus oder Dumpster Diving funktioniert nach demselben Prinzip. Man isst, was andere wegwerfen. Der konsumkritische Zugang weist in erster Linie auf die Verschwendung von Nahrung hin.
- In Gemeinschaftsgärten kann man sich seine Erdäpfel, Karotten und Gurken selbst anbauen.
- Mundraub kartiert Obstbäume im öffentlichen Raum zum Selberpflücken. Die Deutschlandkarte ist schon ziemlich voll, die Österreichkarte könnte noch ein paar Einträge vertragen.
- All-you-can-eat-Menüs zahlen sich nur bei wirklich großem Hunger aus. Pay-as-you-wish ist da schon fairer. Möglich ist das z.B. beim Wiener Deewan.
Freizeit und Kultur
Linksammlungen
Wer sich den Eintritt für Nightlife, Kino und Konzerte sparen will, braucht ein geschultes Veranstaltungskalender-Auge oder die Nummer ins FM4-Studio auf der Kurzwahltaste. Denn Kinder, Kinder, die Tickets, die bei uns jeden Tag in Gewinnspielen und Verlosungen verschenkt werden, sind mit Gold gar nicht aufzuwiegen. Außerdem laden wir auch immer wieder zu Eigenveranstaltungen - highly exclusive aber low-budget-freundlich:
- FM4 Überraschungskonzert - Ein Konzert irgendwo in Österreich, ohne jegliche Vorankündigung und bei freiem Eintritt. Wer spielt, verrät dir dein Radio, wann und wo der Gig stattfindet, eine SMS.
- Der Eintritt zu den exklusiven FM4 Radiosessions (zuletzt mit Chilly Gonzales, Scott Matthew, Portugal. The Man) kostet nur ein wenig Kreativität. Tickets gibt's gegen Basteleien und Fotos.
- FM4 Kinopremiere und FM4 Kino unter Freunden präsentieren die neuesten Filme.
- FM4 Kultur unter Freunden / FM4-Klup ermöglicht freien Eintritt zu ausgewählten Kulturveranstaltungen. Einfach eine gelbe (FM4-)Kluppe anstecken und du bist Mitglied im FM4-Klup.
Außerdem zu empfehlen:
- Die Jugendinfos in den Bundesländern führen vollständige Veranstaltungskalender und bieten oft Ermäßigungen oder freie Eintritte.
- Wien : Null | vienna4free - Montag ins Konzert, Dienstag Yoga im Park, Mittwoch ins Museum... Die Facebook-Plattform postet jeden Tag gratis Kultur- und Freizeitangebote in Wien.
- Die ARGE Kultur Salzburg veranstaltet Gratis-Workshops zu Poetry Slam, Audio Produktion, Breakdance, Streetdance, Radio, HipHop, Rap und DJ Culture.
- Im Treibhaus in Innsbruck gibt es ab Mitte Oktober wieder jeden Freitag Gratis-Konzerte. "Eintritt FREI, weil FREItag ist."
Eure Tipps?
Wie heißt es so schön? Die vorgelegte Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Leider ist sie regional auch völlig unausgeglichen mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Bundeshauptstadt. Man möge mir das nachsehen. Wenn ihr weitere Empfehlungen habt, postet sie doch unten im Forum.