Erstellt am: 1. 10. 2011 - 18:42 Uhr
What goes around, comes around
Waves Vienna
Waves Festival
Alles rund um Wiens Clubfestival auch auf wavesvienna.com und fm4.orf.at/wavesvienna
"What goes around will come around and come back and get ya". Die geschmeidige Hymne "Around" von Noir & Haze bringt die Gäste der Music Train auf die geölten Feier-Schienen, während die Strassenbahn ihre Runden zwischen Schottenring und Prater Hauptallee dreht. Der Freitagabend ist jung, genauso wie die Passagiere, die Stadt zieht an uns vorüber, die Susi-Klub-DJs spielen Tech-House mit Herz und vergessen auch nicht, Schaffner Herbert einen Wunsch zu erfüllen: "The Pusher" von Steppenwolf. So beseelt kann der Abend beginnen, weiter zu Zola Jesus ins Flex.
Daniela Derntl
Mathias Hombauer
Zola Jesus
Christina Aguilera? Lady Gaga? Das sind die ersten Assoziationen, die mir und meiner Begleitung in den Sinn kommen, als wir Zola Jesus im vollen Flex hören. Auf Platte fällt das Rockröhren-Timbre von Nika Roza Danilova nicht in dieser Form auf, Studiotechnik macht es möglich. Begleitet von zwei Keyboardern und einem Drummer flattert Zola Jesus weißgewandet auf der Bühne von links nach rechts. Wie ein Geist ist sie nicht zu fassen, sie hinterlässt keine Spuren. Beim neuen Album Conatus wollte sie laut Interviewaussagen ihre eigene Natur überwinden. Das ist ihr in Anbetracht des Schwebezustands ihrer physischen Präsenz auch gelungen, bei dem ihre Stimme den einzigen Anker bildet. Doch diese Distanz macht es schwer, emotional berührt zu werden. Ihr elektronischer Goth-Pop klingt glatt, Drones, die schmerzen wie Wattebäusche, Seelenpein par Perfektion. Sie ist eine Erscheinung und für viele Wunderkind-Rufer auch eine Erleuchtung. Doch sie hinterlässt keinen so großen Eindruck, wie es z.B. bei EMA und Soap&Skin am Mittwoch der Fall war.
Mathias Hombauer
Niko Ostermann
Is Tropical
Ratty Rat Rat, der alte Bandname von Is Tropical, ist bezeichnend für den scheppernden Electro-Indie der drei Londoner. Is Tropical gilt dann für das Publikum. Sie sind nicht nur auf der Bühne der Fluc-Wanne Rock-Rabauken, sondern auch später in der Pratersauna, wo sie nach dem Konzert den Geburtstag des Sängers Gary Barber gefeiert haben. Weniger poppig als erwartet, treiben Is Tropical ihre Songs zackig vor sich her: Gitarre, Bass, Drums und Synths rotieren und schnalzen. "I feel the love", rufen sie dem Publikum entgegen, das von den vermummten Hektikern ebenfalls angetan ist. Mit "The Greeks" und "Seasick Mutiny" beenden sie ihr Konzert und danach ist man kurz ratlos, weil man nicht weiß, was man sich als nächstes anschauen soll. Festival-Dilemma!
Dableiben? Weiterziehen?
Niko Ostermann
Reptile & Retard
Nachdem die Opel Corsa Stage wegen Lärmproblemen schon um 22 Uhr schließen musste, wurden die dortigen Konzerte kurzerhand in die Fluc-Wanne verlegt. Was sich als günstige Fügung erwiesen hat, sonst wäre dem Fluc-Publikum eine exaltierte Band aus Dänemark namens Reptile & Retard entgangen. Dank exzessivem Stagediving, Wahnwitz, nackter Oberkörper und Aussagen wie "I want to be Jesus" und "We are the dreams that teenagers have" haben sie den größten Teil der Besucher auf ihrer Seite.
Daniela Derntl
Reptile & Retard, klingen wie Justice und Digitalism in einer dreckigen Moshpit-Version, oder wie "The Rapture und Black Sabbath mit dem Schlüssel zum Höllentor", wie es Kollegin Alex Augustin treffend formuliert hat.
Next Destination Pratersauna
Claudio Farkas
DJ Phono spielt schon und auch er hat wie die Susi-Klubber "Around" von Noir & Haze im Gepäck. Die Stimmung ist ausgelassen, die Besucher des Praterstern-Oktoberfests infiltrieren die Sauna, eine Hipster-Dirndl und Prepster-Lederhosen-Mischung ist die amüsante Folge. Im Bunkerfloor macht Flo von dem VJ-Duo Luma.Launisch seiner Berufsbezeichnung als AV-Artist alle Ehre, als er beim Set von Ken Hayakawa nicht nur Gebirgszüge und urbane Kulissen an die Wand wirft, sondern auch zum Mikro greift und singt. Das sollte er ruhig öfters machen!
Claudio Farkasch
"Haben sie Wien schon bei Nacht gesehen" ist die letzte Nummer von Ken Hayakawa und danach übernimmt Ada, die Technofee aus Köln die Regler. Ihr großartiges Debüt Blondie aus dem Jahr 2004 wurde von ebensolchen Remixen begleitet und verdient eine einen Logenplatz auf Lebenszeit im Platten- und digitalen MP3-Regal. Das Funkeln ihres neuen, heuer erschienen Albums Meine sanfte Pfoten, gefertigt in DJ Kozes Schmuckschatulle Pampa Records, ziert den Dancefloor. Der Album-Titel ist perfekt gewählt, auch live tastet sie sich behutsam vor, lockt mit dem Bass das Publikum, um mit ihr in die nächste Sphäre zu tauchen. Die Crowd schnurrt zu den Honig-in-Milch-Melodien und jault, wenn Ada endlich wieder die elektronische Rumpelkammer aufmacht. Bei dem Überhit "Eve" werden kollektiv Glückshormone ausgeschüttet. "Close your eyes and wet your lips". Schmus Ma!
Claudio Farkasch