Erstellt am: 3. 10. 2011 - 12:15 Uhr
Das WUK wird erwachsen
Wenn ich genug von Wien habe aber kein Geld zum Wegfahren, dann hilft ein Abend im WUK-Hof zumindest kurzfristig für eine Linderung des Fernwehs. Es spürt sich dort ein bisschen nach Kopenhagen und Amsterdam an, mit den vom wilden Wein bewachsenen Backsteinwänden. Der alte Industriebau erinnert auch an Berlin oder Hamburg. Nur Wien mit seinen zuckrigen Barock- und Stuckfassaden muss draußen bleiben.
WUK presse
Ich habe im WUK schon Frauenfeste besuchst, bei der Fußball-WM mitgefiebert, Lesungen gehört, Ausstellungen gesehen und versucht, mein Fahrrad zu reparieren. So viele und vielfältige Projekte finden im Vierkanthof der ehemaligen Lokomotivfabrik in der Währingerstraße Platz. "Und es wächst", so das Motto der selbstverwalteten Kulturstätten zum 30. Geburtstag.
Kultur in Selbstverwaltung
Seit 1978 hatte eine Gruppe bestehend aus SozialarbeiterInnen, KünstlerInnen, LehrerInnen, ArchitektInnen, Frauengruppen, Studierenden und PensionistInnen einen alternativen Kulturraum gefordert. 1981 wurde das leerstehende und dem Verfall preisgegebene Gelände der ehemaligen Lokomotivfabrik in der Währingerstraße besetzt.
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Dass es das WUK tatsächlich gibt, ist ein historischer Glücksfall, meint Vinzent Abbrederis, heute Geschäftsleiter für Kultur und Verwaltung: "Erstens wurden ja die Schlachthofgründe geschliffen, das ist meines Erachtens mit ein Grund, dass die Stadt da ein schlechtes Gewissen hatte- zweitens gab es international gerade eine Auflehnung gegen die Hochkultur, von Zürich ausgehend mit der 'Zürich brennt'-Bewegung. Und drittens war der Verein recht gut aufgestellt, die haben sich schon zwei, drei Jahre im Amerlingbeisl getroffen und diese Idee eines offenen Werkstätten- und Kulturhauses schon als Konzept relativ gut vorbereitet gehabt."
Der damalige Bügermeister Leopold Gratz verspricht dem Verein das Gebäude in der Währingerstraße zur provisorischen Nutzung. Am 3. Oktober 1981 wird offiziell Eröffnung gefeiert. Wenig später erhält der Kulturverein eine erst Subvention.
WUK Presse
Seitdem existiert das WUK mehr oder minder in derselben Form. "Früher hat es Großplena gegeben, mit bis zu 60 Leuten, die gemeinsam über weitere Schritte entschieden haben", sagt Abbrederis "Heute läuft das schon professionalisierter, es gibt Arbeitsteilung: Angestellte verwalten das Gebäude und organisieren Theater, Konzerte und Ausstellungen." Und: Fast doppelt so viele Angestellte wie in der Kulturarbeit arbeiten heute in der Beratung (zum Beispiel für arbeitslose Jugendliche).
Das ist die größte Veränderung, die in den letzten Jahren passiert ist. Derzeit wird der Hof barrierefrei gemacht, ein Wunsch für die nächsten Jahre ist, das für das gesamte Haus zu erreichen. Überhaupt müsste das Gebäude – ähnlich wie auch die Arena vor kurzem – generalsaniert werden. Wie das ökonomisch und nachhaltig passieren kann, wird derzeit noch überlegt und mit der Stadt ausgehandelt.
30 Jahre Musik im WUK
Zum 30-Jahrs-Jubiläum hat sich die WUK Musik eine Ausstellung geschenkt, die 30 Jahre Konzertgeschichte im WUK nachzeichnet.
David Murobi
Dafür hat man Konzertfotografen gebeten, ihre Lieblingsbilder von Konzerten im WUK herauszusuchen. Ab Montag hängen dann zwölf Bilder aus den letzten drei Jahrzehnten im Foyer der WUK Halle. Weil es Liebligsschnappschüsse sind, sind es nicht unbedingt die größten Namen, die jemals im WUK waren (die White Stripes z.B. fehlen) die ausgestellt sind. Sondern eben Bilder, die der oder die FotografIn selbst für am Bedeutuungsvollsten hält. Bands wie die Melvins, Bonnie Prince Billy, Ted Milton oder Fuckhead sind da zu sehen.
Die Bilder stammen von bekannten Zeitungs-FotografInnen wie Robert Newald (Der Standard), Christian Fischer (Der Standard) oder Niko Ostermann (FM4/The Gap). Aber auch weniger bekannten Namen, wie David Murobi, Mona Hermann, Thomas Reitmayer, Matthias Hombauer und Daniel Eberharter. Ab Montag, 19 Uhr ist die Ausstellung im Foyer der WUK-Halle zu sehen.
Christian Fischer
Das Festprogramm (ausgewählte Highlights)
Die Ausstellung ist aber nur ein ganz kleiner Teil des Programms der WUK Geburtstagswoche, die von heute (Montag) bis Sonntag dauert. Jeder Tag ist einem der WUK-Schwerpunkte zugeordnet: Das reicht von Bildung morgen, über Kunst, TheaterTanzPerfomance, Musik, Gesellschaftspolitik bis zum Kindertag am Sonntag.
Morgen, am Bildungstag, gibt es zum Beispiel Vorträge zum Thema „Wertvolle Arbeit“, und am Abend spielen die Hörspielcrew und Christoph & Lollo. Mittwoch und Donnerstag locken Kunst und Performance, mit Ausstellungen, Aufführungen und Workshops von zeitgenössischem Tanz bis Improtheater. Zu Musik am Freitag gibt es, nona, Konzerte zum Beispiel von Son oft he Velvet Rat oder Laura & The Comrats und danach eine Party mit DJ-Line. Am Samstag stellen sich die interkulturellen und gesellschaftspolitischen Initiativen vor, mit Vorträgen, Diskussionen und Fotoausstellungen. Am Abend wird wieder gefeiert, diesmal ein afro-lateinamerikanisches Fest. Am Sonntag schließlich stehen Kinder im Mittelpunkt, mit Malworkshop bis Jugendtheaterstück!