Erstellt am: 28. 9. 2011 - 15:10 Uhr
Die biber-Akademie
Artikel aus dem Biber gibts auch auf diesen Seiten immer wieder zu lesen.
Seit fünf Jahren erscheint die Zeitschrift "biber mit scharf". Das "Magazin für neue Österreicher" berichtet nicht nur über Migrantinnen und Migranten, sondern vor allem aus deren Perspektive. Denn ein überwiegender Teil der MagazingestalterInnen und JournalistInnen kommt selbst aus Zuwandererfamilien. Im Sommer hat die biber-Redaktion ein neues Projekt ins Leben gerufen: Die biber-Akademie. In zwei Monate langen Kursen werden Interessierte zu JournalistInnen ausgebildet.
Biber
Die biber-Akademie befindet sich in einem Gassenlokal im 15. Wiener Gemeindebezirk. Früher war dort ein Bettwäsche-Geschäft. Die Schaufenster der Akademie sind groß und einladend - die Menschen im 15. - dem Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil Österreichs - sollen hineinsehen und auch hineingehen können. Filis Türkmen ist auf die biber-Akademie neugierig geworden und hat sie im Sommer absolviert: "Bisher war es immer so, dass andere Leute unsere Geschichten erzählt haben. Jetzt haben wir mit biber die Möglichkeit, unsere eigenen Geschichten zu erzählen - so wie wir sie wirklich erlebt haben, aus erster Hand. Das finde ich toll. Die zwei Monate waren stressig, wir hatten immer viel zu tun. Aber eine tolle Erfahrung. Wir haben recherchiert, geschrieben, waren auf der Straße, haben mit sehr vielen Leuten geredet. Wir haben das, was wir beobachtet haben, verschriftlicht und es wurde sogar publiziert."
Ivana Martinovic ist schon länger dabei, nämlich seit der Gründung von biber. Nach fünfjähriger redakationeller Arbeit hat sie jetzt die Leitung der biber-Akademie übernommen: "Weil ich den Leuten die gleiche Chance geben will, die man auch mir geboten hat. Das heißt, ich will meine Berufserfahrung an junge Leute weitergeben." Als ehemalige Online-Chefin betreut Ivana auch in der biber-Akademie die Web-Ausbildung: "Jeder kann Texte online stellen oder auf Facebook Statusmeldungen schreiben. Aber hinter Webjournalismus steckt mehr. Die Administration einer Website, der Umgang mit Usern oder der Umgang mit Missbrauch."
Zusammenarbeit mit Leitmedien
Partnermedien der biber-Akademie sind der ORF und mehrere Tageszeitungen. Für biber-Chefredakteur Simon Kravagna ist die Zusammenarbeit mit Leitmedien wichtig. "Medien schreiben gerne über Integration, könnten aber oft schon auch mehr dafür in den eigenen Reihen tun."
das biber
Die Absolvierung der biber-Akademie kostet nichts, die TeilnehmerInnen erhalten 600 Euro pro Monat – sowohl während des zweimonatigen Lehrgangs, als auch in einem darauffolgenden Praktikum. Die Finanzierung des Projekts erfolgt zu 60% durch Sponsoren, 40% übernimmt das im April neugegründete Staatsekretariat für Integration. Die Unterstützung der biber-Akademie ist für Staatssekretär Sebastian Kurz eine Win-Win-Situation: "Einerseits freut sich die biber-Akademie über Unterstützung. Andererseits ist es aber so: Wir haben in unserem Maßnahmenkatalog 20 konkrete Vorschläge, wie die Integration in Österreich besser werden könnte. Einer dieser Vorschläge ist: Mehr Vielfalt in die österreichische Medienlandschaft zu bekommen."
Das Interesse an der biber-Akademie war von Anfang an groß. Fast 100 Interessierte hatten sich für den ersten Lehrgang im Sommer gemeldet. Insgesamt gibt es 20 Plätze pro Lehrgang, die Auswahl ist hart. Gefordert sind Deutschkenntnisse, ein absolviertes oder kurz vor Abschluss stehendes Studium, und der Wunsch mitzubestimmen, wie über Migranten berichtet wird. Eine neue Runde der biber-Akademie hat gerade begonnen, für den nächsten Lehrgang kann man sich dann auf der Website dasbiber.at bewerben.