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Phekt

Geschichten aus dem Hip Hop-Universum und benachbarten Galaxien.

28. 9. 2011 - 17:02

Cause we got style

Anfang der 80er Jahre erreicht die Hip Hop-Kultur erstmals Europa. Der unterhaltsame Bildband "Cause we got style" widmet sich der Mode und den Protagonisten dieser frühen Tage.

Cover von "Cause we got style"

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"Cause we got style" erscheint beim schwedischen
Dokument-Verlag.

"Posing is part of the Hip Hop Culture! You present yourself to the world. This special Hip Hop-Tradition was adapted by european teenagers, when the so-called Breakdance Wave hit Europe in the early 80s" ZEB.ROC.SKI

Akim Walta aka Zeb.Roc.Ski aka Zebster zählt zu den Pionieren der deutschen Hip Hop-Szene. In den frühen 80er Jahren beginnt er mit Graffiti und Breakdance. Inspiriert von amerikanischen Vorbildern, entwickeln sich parallel in fast allen europäischen Ländern eigenständige Szenen, die durch so genannte Jams anfangen, sich zu vernetzen.

Das Internet ist noch in weiter Ferne. Die wenigen Informationen, die zur Verfügung stehen, kommen entweder aus dem Fernsehen, dem Radio, aus Artikeln in Zeitungen oder von Reisen nach New York.

Breakdance erlebt in Europa in den 80er Jahren einen wahren Hype - sogar die BRAVO veranstaltet einen großen Wettbewerb und veröffentlicht Compilations, die mir heute noch regelmäßig auf Flohmärkten in die Hände fallen.

CAN2

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CAN 2, heute einer der bekanntesten Graffiti-Sprayer Europas. Das Bild wurde in Helsinki aufgenommen. Man beachte die gekonnte Pose.

Europe got style too

Die Jugendlichen, die sich für Hip Hop begeistern, übernehmen die Ästhetik der NewYorker B-Boys und B-Girls, die sie aus Filmen wie "Wild Style", "Beat Street" oder "Style Wars" kennen.

Deren Look orientiert sich häufig an den gesprühten Graffiti-Charactern (Figuren), die durch übertriebene Posen, riesige Schuhe, Goldketten und Ski-Brillen der Inbegriff für cooles Posing werden. Sozusagen die gezeichneten Maskottchen der Hip Hop-Subkultur.

Posing Foto der englischen Turntable Gladiators

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Die englischen Turntable Gladiators auf einem Foto von 1984.

Um mit dem Style der amerikanischen Künstler mithalten zu können, müssen die Europäer innovativ sein: Denn fette Schnürsenkel, Marken-Kleidung und Schmuck mit dem eigenen Namen gibt es nicht überall. Und so improvisieren sie. In der DDR lassen sich Tänzer von ihren Müttern drei Stoffstreifen auf die Jogging-Anzüge nähen. Um die Turnschuhe dicker aussehen zu lassen, werden Socken hineingestopft. Alte Brillen, Hüte und Lederjacken der Großeltern werden aus dem Kasten geholt und neu kombiniert. Denn es geht in der Hip Hop-Welt nicht nur um Skills (Talent), sondern auch darum, wie man dabei aussieht.

Skandinavische Sprayer

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Graffiti-Sprüher aus Skandinavien in den frühen 80er Jahren. Mit bemalten Rucksäcken und dem obligatorischen Kangol-Hut.

Das Buch "Cause we got style" widmet sich dieser Thematik. Rare Fotos aus den Alben diverser europäischer Wegbereiter bilden die Grundlage für diesen Bildband, der verdeutlicht, wie einflussreich der Hip Hop-Style für die internationale Modebranche war und ist. Zu sehen gibt es Aufnahmen von jungen Künstlern wie Goldie, Torch, dem Sprüher Can2 und vielen mehr. Richtig unterhaltsam sind die Fotos, bei denen Künstler wie Afrika Bambaataa, Kurtis Blow oder Flavour Flav auf ihren europäischen Nachwuchs treffen.

DMC von "Run DMC" mit deutschen B-Boys

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DMC von "Run DMC" mit der deutschen Wheels of Steel-Crew, aufgenommen 1987.
Schweizer Hip Hop Künstler

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Auch in der Schweiz gab es 1986 bereits eine aktive Graffiti-Szene.
Graffiti in England

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1988 in England - Wild Style lässt grüßen.

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Kyne, Flasher & Cruze - Breakdance anno 1986 in der Schweiz.
Phane

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Der Schweizer Graffiti-Writer PHANE.

"Cause we got style" ist eine wunderschöne Sammlung alter Bilder. Interviews mit diversen Protagonisten, die ihre Fotos zur Verfügung gestellt haben, runden das Buch ab und gewähren einen Einblick in die Anfangstage einer damals noch sehr naiven aber kreativen europäischen Hip Hop-Szene. Das Buch erscheint beim schwedischen Dokument-Verlag.