Erstellt am: 24. 9. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 24. September 2011
- Die FM4 Charts vom 24.9.2011
- Brand New – Die Neuvorstellungen der Woche: Portugal The Man – „So American“, Crystal Fighters – „Champion Sound“ (Rmx), The Do – „Too Insistent“ und Maur Due & Lichter – „Another Day“
Während die beiden großen politischen Richtungen - also einerseits die bewahrende Seite, die auf „Eigentum und Leistung“ setzt und dabei auf möglichst wenig Staat und möglichst viel Eigenverantwortung und die Prämisse „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“, und andererseits die klassisch sozialdemokratische Seite, die auf Umverteilung und das Korrektiv der Gesellschaft (des Staates) setzt, noch immer mit Konzepten aus der Nachkriegszeit um die Zukunft streiten, spielt sich im Kleinen viel mehr Neues ab.
Da muss man jetzt nicht mal die Facebook-Revolution von Ägypten oder die Selbstversorger der Placa de Catalunya strapazieren – auch hierzulande versuchen Menschen mit mehr oder weniger skurrilen Aktionen zu zeigen, dass das „Babylon-System“ aus bürgerlicher Fassade bei gleichzeitiger Zahlungsmittelvermehrung und erkauftem Status, alles mit und durch Geld gemessen und bewertet, möglicherweise ein Auslaufmodell ist.
Spirituell, intellektuell und vor allem auch ökonomisch.
Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der fünfjährige Österreicher mit fünfjährigen Südkoreanern bereits im Wettbewerb stehen und statt Sternderln Wandelanleihen für gute Noten verschenkt werden?
Ist die reine Akkumulation materieller Güter tatsächlich ein taugliches Mittel tatsächliches Wachstum – abseits einer Messbarkeit in zählbaren Einheiten – zu induzieren?
Macht es Sinn, bereits kleinen Kindern ihren Altruismus und Spaß am Helfen und Lösen von Aufgaben (ohne Belohnung!) zu haben, mittels (monetärer) Belohnung behavioristisch abzutrainieren?
Um den Wettbewerb und den Kampf um Medaillenspiegel zum Selbstzweck zu erheben?
Nein, sagt etwa der Tiroler Tom Tipu Pono, der sich lieber auf die Straße setzt und bedruckte Scheine sowie gestanzte Metallstücke verschenkt. Nein, sagen aber auch jene Aktivisten, die aktuell die Wallstreet besetzen. Was genau Zach Condon, der Mann hinter der Band Beirut, dazu sagt, ist leider nicht überliefert – jedenfalls macht er Musik, die ganz gut zu Zeiten emotionaler Schwere passt.
Für sein drittes Album The Tip Ride hat Condon seine Weltreise einen Moment lang unterbrochen. Zeichneten sich seine ersten beiden Alben vor allem durch monströses Fernweh aus, beeinflusst durch die Balkan-Bilder Kusturicas oder durch mexikanische Trauermärsche, bildet diese Platte so ein bisschen das Filtrat dessen, was von Beiruts Musik überbleibt, denkt man die restliche Welt mit.
Mir hat es zwar mit Welt ein bisschen besser gefallen, dennoch dürfte auch das sehr ähnlich und eingängig klingende Filtrat großen Gefallen bei der Indie-Gemeinde mit Hang zum Vor-sich-hin-Leiden finden. Immerhin ist „Santa Fe“, der erste Track, bei dem sich Condon nicht auf die Ferne, sondern auf seine Heimat bezieht, schon diese Woche, also im zweiten Anlauf, in die Top 10 gehüpft und landet heute auf Platz 8.
Der Rest der dies wöchigen Charts?
Nun, Totally Enormous Extinct Dinosaurs landen mit „Trouble“ auf dem 3. Platz. Die entzückende Frau Feist schafft es leider nicht die Spitze zu verteidigen – heute kommt „HowComeYouNeverGoThere“ nur mehr auf Platz 2. Und deshalb gibt es aber auch eine neue Nummer 1: Rapture stellen sie mit dem Song „How Deep Is Your Love“.
The Rapture
Ein angenehmes Wochenende!