Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Show me the way to the next ... Location"

Susi Ondrušová

Preview / Review

20. 9. 2011 - 13:30

Show me the way to the next ... Location

Bands und andere Sehenswürdigkeiten auf dem Waves Festival in Wien.

Waves Vienna

Waves Festival

Waves Festival

Alles rund um Wiens Clubfestival auch auf wavesvienna.com und fm4.orf.at/wavesvienna

Wien bekommt endlich das was es verdient: ein Showcase-Festival. Ab nächsten Mittwoch zeigt die geographisch günstig gelegene Bundeshauptstadt ihre potentiellen Pfauenfedern: Wien du herrlicher Standort, du Verbindungsachse von Ost und West, du Haltestelle, du Taschenmesser, du wunder Punkt auf dem Tourplan meiner Lieblingsbands.

Ein Showcase-Festival will Brancheninsider genauso ansprechen wie Musikfans. Brancheninsider sind MusikarbeiterInnen, jene, die in der Musikindustrie einen Arbeits- oder Beobachtungsplatz gefunden haben. Solche, die sich über "Cross Border Promotion" aus erster Hand informieren wollen oder über die Zukunft der "Music Awards" nachdenken wollen. Sprich auch alle, die hinter die Kulissen blicken wollen. Hinter den Kulissen geht‘s ein bisschen zu wie bei MTV Cribs oder Pimp My Ride: es wird maßgeschneidert, so viel ist mir nicht erst nach sechs Jahren Popkomm klar.

Soap & Skin, EMA, Gang of Four

Evelyn Plaschg, Souterrain Transmission, Tom Sheehan,

Waves Festival: u. a. mit Soap&Skin, EMA, Gang of Four

Auch Musikfans haben ihre Schubladen, die mittlerweile wissenschaftlich wie folgt aufgeteilt werden: in die der "savants" der "enthusiasts" der "casuals" und der "indifferents". Das sind alles fancy Wörter für alle Musikfans, die sich zwischen B-Seiten-Knowhow und "Ich höre alles, ausser XY"-Aussagen bewegen. Das gute an einem Showcase-Festival ist: Es ist für alle diese Gruppen etwas dabei. Sei es für die Setlisten-SammlerInnen oder für die zufällig in den Club Reingestolperten: Es kriegen alle was zum Hören, im besten Falle wollen alle mehr und im wahrsten Fall heißt das: keiner muss campen. Es gibt sogar eine Straßenbahn, die allen das Herumwandern zwischen den Locations erleichtert. Und falls gar nichts mehr geht, ich werde mich jeden Tag nach der "verpassten" letzten U-Bahn Richtung Rudolfsheim bewegen, kann also jemanden am Westbahnhof absetzen.

Dry the River, Bilderbuch, Sin Fang

dry the river, bilderbuch, sin fang

Dry the River, Bilderbuch, Sin Fang

Worauf man besonders gespannt sein könnte während dem Waves Festival? Auf die neue Konzertfluktuation. Wenn also eine Stadt kollektiv an einem Ausgehstrang zieht; und FestivalbesucherInnen mit Lageplan bewaffnet entweder etablierte Venues wie die Pratersauna, das Flex, Fluc oder das Badeschiff aufsuchen; oder Bühnen, die ich aus Gründen der einfachen Diskretion das "Feenzelt" oder "das Zelt neben der Lilliputh Bahn" nennen möchten. Ganz zu schweigen von Venues, die auf dem Livegig-Terrain noch unerforscht sind wie das Clubschiff aka DDS Johann Strauss Schiff auf dem Donaukanal oder das Cafe Dogenhof. (Näheres zur Venue Aufschlüsselung bitte hier lang)

Aber die Bands, jetzt zu den Bands...

Der Eröffnungstag mit Soap&Skin und Ensemble im Stadttheater ist ausverkauft, einige Restkarten werden allerdings noch an der Abendkassa zum Verkauf angeboten. Wem das zu riskant ist, sollte sich gleich zu Erika M Anderson aka EMA ins Clubschiff begeben. Musikalisch ist das natürlich nicht dasselbe wie Soap&Skin, emotional allerdings schon. Zwischen Gänsehaut und Stahlrohr bewegt sich auch Zola Jesus, die am 30.September quasi zum "Conatus"-Release Tag ihr Wien-Debüt geben wird. Sie spielt im Flex, dort ist es gerne eng, also kann man auch gleich zu Sin Fang kommen, die spielen nämlich davor.

Zola Jesus, Little Scream, British Sea Power

Angel Ceballos, Little Scream, British Sea Power

Zola Jesus, Little Scream, British Sea Power

Am 29. September, das ist ein Donnerstag, werden zur besten Abendessen-Zeit die Engländer mit dem wundersamen Namen Dry The River auftreten. Das ist die Band, die von ihren Plattenvertretungsmenschen in einem Atemzug mit den Moll-Weichspülern Mumford&Sons genannt wird, nur lehnen sich Dry The River lieber am Lautstärke Regler ihrer Verstärker an, während sie ihre (Attention: Klischee) Haare wild durcheinander fliegen lassen. Da geht alles ausser Flüsterton. Nichts gegen Flüsterton bitte: Die Balance aus expressiven Popsongs und flüsterndem Unterton kann Little Scream aus Canada ziemlich gut halten. Sie spielt auf besagter Bühne "neben der Lilliputh Bahn". Mit Rubik aus Finnland gibt’s Zuckerwatte in musikalischer Form. Ist zum Tanzen übrigens ganz gut. Genauso wie Retro Stefson, der Genregemischtwaren-Band aus Island. Zum sich Verlieren, sei endlich wieder mal British Sea Power im Liverahmen empfohlen - auch im Zelt bei der Lilliputh Bahn zu sehen. Ob sie mit Pferdeköpfen-Verkleidung kommen, find ich noch raus. Ihre lebensgroßen Tiermasken anno dazumal sind das, was heute den Hipstern ihre Strickpullover mit Kitsch-Muster sind: crazy.

Das ist jetzt mal nur ein kleines Namedropping an Acts, die ich mir länger als drei Songs lang anschauen werde. Die "1 bis 2 Song Portionen"-Bands, die mich vor Ort fesseln werden müssen, heißen Gang Of Four (Heldenverehrung ja/nein/vielleicht?), Figurines, Haight Ashbury (Retro ja/nein/vielleicht), Sheila She Loves You oder Ewert & The Two Dragons. Diese Band aus Estland spielt während ich auf Bilderbuch warten werde. Das geht als Stärkung vor dem Festivalbühnenhopping immer, meint auch die Shuffle Taste. Und der I-Topf hat im 21. Jahrhundert wohl immer recht.

Und was noch gesagt werden muss: Wenn ihr beim Warten, Plaudern, Genießen, sich Wundern oder sich Freuen einen oder vier Menschen beobachtet, wie sie sich mit großen Objektiven im Arm zielgerade Richtung Bühne durchschlängeln: Bitte lasst sie durch, das sind die Festivalfotografen, die unter anderem dafür sorgen, dass diese Seiten hier nicht an unterentwickeltem Fotomaterial leiden werden. Danke.

Waves Vienna