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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

13. 9. 2011 - 17:46

Wenn einem das Licht aufgeht

Energiesparlampen, Glühbirnen und warum man auch NGOs nicht uneingeschränkt vertrauen kann: Der Regisseur von "Bulb Fiction" im Interview.

Es werden immer weniger: Seit heuer ist EU-weit das Produzieren von Glühlampen verboten, verkauft werden dürfen ausschließlich alte Lagerbestände. Die EU, europäische Regierungen und auch NGOs wie Greenpeace feiern die flächendeckende Umstellung auf sogenannte "Energiesparlampen" als Erfolg beim Energiesparen. Tatsächlich liegt die Stromersparnis durch diese Maßnahme im Promillebereich des jährlichen Energieverbrauchs in Europa.

Christoph Mayer

apomat

Aber auch sonst haben Energiesparlampen einige Nachteile, wie die diese Woche anlaufende österreichische Doku „Bulb Fiction" recherchiert hat. Die größte Gefahr geht dabei vom Quecksilber aus, es ist überall sonst verboten, wird aber in Leuchtstoffröhren und eben Energiesparlampen in bedenklichen Mengen verwendet. Denn bricht eine Energiesparlampe, besteht die akute Gefahr einer Quecksilbervergiftung. Vor allem im brennenden Zustand, wie der Film zeigt - anhand einer bayrischen Familie, deren 4-jähriger Sohn nach dem Bruch einer brennenden Sparlampe schwere Gesundheitsschäden erlitt.

Aber auch sonst halten diese Lampen nicht, was die Propaganda verspricht - sie flimmern und haben kein natürliches Farbspektrum das bis Infrarot reicht, wie etwa die Sonne aber auch gewöhnliche Glühlampen.

Die Doku „Bulb Fiction" von Christoph Mayer und Moritz Gieselmann zeigt außerdem, wie die Entscheidung zum Glühlampenverbot auf europäischer Ebene ohne demokratische Abstimmung und durch massiven Druck der Herstellerlobby zustande kam.

Warum wird der Gebrauch dieser quecksilberhaltigen Lampen, während derartige Thermometer etwa zurecht verboten sind, EU-weit verordnet, wer profitiert davon und was sind die Argumente wert, mit denen diese Entscheidung vertreten wird? Die Antworten gibt „Bulb Fiction" in 90 kurzweiligen und teils verstörenden Minuten, unglaublich, wie spannend eineinhalb Stunden über Licht sein können. Heute war Regisseur Christoph Mayer bei mir in Connected zu Gast.

Glühbirnenfabrikation

thimfilm

Wie kommt man auf die Idee, einen Film über Glüh- und Energiesparlampen zu drehen? Bevor ich den Film gesehen habe, habe ich das Thema als sehr eng und trocken empfunden, die Idee des Films geht aber auf. Hattest du auch Bedenken?

Ehrlich gesagt: ja. Es war so, dass ich nicht selber die Idee hatte, sondern die Idee auf mich zukam. Und zwar in Gestalt von Moritz Gieselmann, dem nunmehrigen Kameramann des Films. Ich hielt das Ganze auch für ein sperriges Thema. Wen sollte das interessieren? Der emotionale Bezug ist dann folgendermaßen gekommen: Ich war mit meiner Familie in einem Möbelhaus und höre plötzlich meine Frau aufschreien, und sehe meinen kleinen Sohn in einem Mistkübel stecken - gemeinsam mit zerbrochenen Energiesparlampen. Und man weiß ja, dass die Lampen Quecksilber enthalten, das das giftigste, nicht radioaktive Element ist. Es wird eigentlich schon sehr fahrlässig damit umgegangen.

apomat

Welche Erfahrungen hast du mit österreichischen Entscheidungsträgern gemacht, warum wird so fahrlässig mit diesen Gefahrenquellen umgegangen?

Ich glaube, dass Konzerne einen sehr großen Einfluss auf die Industrie haben. Und - die Idee stammt nicht von mir - Prof. Max Otte sagt, wir leben in einer Gesellschaft, die von den Konzernen kontrolliert wird.

apomat

"Bulb Fiction" startet am 16. September 2011 in den österreichischen Kinos

Das Glühlampen-Verbot hat das Europäische Parlament passiert, ohne dass es eine Abstimmung gegeben hätte. Nach den Erfahrungen, die du mit deinem Film gemacht hast, kannst du "der Politik" überhaupt noch vertrauen?

Die traurige Sache ist, dass man den Politikern nicht vertrauen kann. Die Frage, die sich aber auch stellen muss, ist: Kann man den Umwelt-NGOs vertrauen? Dass man Werbebotschaften der Industrie nicht vertraut, das ist, glaube ich, inzwischen Allgemeingut. Aber dass Greenpeace z.B. da - meiner Meinung nach - eine falsche Richtung eingeschlagen hat und auch nicht immer mit ganz redlichen Argumenten argumentiert, ist eigentlich das Erschreckende. Greenpeace war in dem Fall ein "Ermöglicher" und kann jetzt sagen, dass sie einen zählbaren Erfolg haben. Schon seit den 1980er Jahren hat Greenpeace die Energiesparlampe - die Stromsparlampe, wie sie damals noch hieß - als Symbol für aktiven Umweltschutz, den jeder Bürger bei sich zuhause betreiben genommen. Und ein Symbol, das so schwer wiegt und das man so viele Jahre mitzieht, zu zerstören, ist sehr schwierig.

apomat

Hast du vor, dich noch so richtig mit Glühlampen einzudecken, so dass du noch Vorräte für die nächsten zwanzig Jahre hast, bzw. glaubst du, dass das nach deinem Film mehr Menschen machen werden?

Ich hab natürlich Glühlampen gehortet, denn ich glaube, dass es gibt noch keine bessere Alternative gibt. Auch LEDs nicht, aus technische Gründen, das hängt auch mit dem Spektrum zusammen, das LEDs abgeben. Ich glaube auch, dass viele Leute horten, das heißt die Bestände werden relativ bald aus sein. Es ist gar nicht mehr soviel Zeit, Glühbirnen zu horten.

Danke für das Interview.