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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

11. 9. 2011 - 19:36

Beginner und Fortgeschrittene

Pantha du Prince, Boyz Noise und Beirut am Berlin Festival.

Das Wichtigste zuerst. Ja, ich habe Public Enemy gesehen. Ja, es macht 2011 immer noch Sinn, vielleicht mehr den je, wenn sie in Hallen spielen würden, die nicht alles in ein indifferentes Wummen verwandeln. Mein Festival-Hauptproblem: die Akustik. Nach zwei Tagen und ich weiß nicht wie vielen Konzerten sind meine Ohren derart strapaziert, dass gar nichts mehr geht.

berlin festival

Flavor Flav hat seine Memoiren geschrieben, "The Icon Memoir" und ihr DJ legte eine gescratchte Verbeugung vor Nirvana hin. Viel Party wenig Politik.

Der Nachmittag ging beschaulich los. Die Black Angels sind eine Psychedelic Rock Band aus Texas. Ich schätze sie sehr wegen ihrer Zusammenarbeit mit James Lavelle auf dem letzten Uncle-Album. Sie sind eine gute Schnittmenge aus Velvet Underground Dessert Rock und West Coast Psychedelic. Als mir später jemand verrät, dass sie ihren Name auch von einem Velvet Underground Song, dem "The Black Angel's Death Song" abgeleitet haben, freue ich mich, wie schlüssig doch manchmal alles sein kann.

natalie brunner

Erster Futterstop beim veganen Hot Dog Stand. Ich amüsiere mich sehr über den betrunkene Dude, der davor abhängt und jede Kunden überreden will, doch Fleisch zu essen und wenn er es nicht schafft, zu Beschimpfungen übergeht. Seine Freundin ist den Verzweiflungstränen nahe. Das Toastbild das ich schon gestern fotographiert habe ist auch fertig. Wie schön, ein Amy Winehouse Tribut. Hatte die Gute irgendeine kolporitierte Affinität zu Toast?

natalie brunner

Es ist sonnig, gefühlte zwanzig Grad wärmer als am Vortag. Rechzeitig zu Beirut geht auf der einen Seite des weiten Berliner Himmels die Sonne unter und auf der anderen der Mond auf. Die unverortbare Melancholie von Beirut läßt mein steinernes Herz wieder zu Fleisch und Blut werden.

Pantha du Prince und seinen Side Kick im schwarzen Ku Klux Klan Outfit sehe ich gerade noch von der Bühne. Sehr fasziniert bin ich von dem für mich undefinierbaren offensichtlich Klang erzuegenden Doomsday Device, das er auf der Bühne stehen hat.

natalie brunner

Boys Noize übernahm die Hauptbühne. Großes Ramba Zamba, Trockeneis-Fontänen und Hände in der Luft. Irgendwann fiel der Sound aus und Boys Noize spielte weiter mit seinem Monitorsound. Geschätzte zehntausend Leute standen, schauten, tippten Statusmeldungen und Boys Noize spielte und hüpfte auf der kurzzeitig zur Silent Disco gewordenen Hauptbühne weiter auf und ab. Ein schön surrealer Festivalmoment.

natalie brunner

Caspar läßt sich für den guten Zweck auf der Bühne mit leeren Pfandbechern bewerfen. Er bringt sie nach der Show zurück und spendet den Erlös für ein Projekt das Brunnen in Afrika baut.

Die Beginner standen zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne. Alle Hits waren im Programm, ihre Opus-Vorliebe verstehe ich nicht so ganz, aber trotzdem eine souverän professionelle Vorbereitung für die Neuigkeiten, die wohl bald aus dem Hause Beginner ertönen werden.