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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

10. 9. 2011 - 19:00

Die FM4 Charts vom 10. September 2011

"Emergency Exit"

Die Themen, vor allem die wirtschaftlichen, sprießen einem derzeit ja entgegen wie die Eierschwammerl demnächst am Wechsel. Da wollen die einen Vermögen besteuern und argumentieren damit, dass das reichste Prozent der Bevölkerung aktuell knapp die Hälfte des Gesamtvermögens besitzt und demnach auch proportional zur Kassa gebeten werden sollte. Währenddessen fürchten die anderen, dass dies auch den oft strapazierten „Häuslbauer“ treffen würde und lehnen solche Konzepte, wie auch etwa eine Gesamtschule, ab.

Schuldenbremse, Eurokrise und Rezession sind andere Begriffe, die noch vor 5 Jahren das große Gähnen ausgelöst hätten und mittlerweile einen Großteil auch der FM4 News ausmachen.

Dennoch möchte ich heute, nach meinen zweieinhalb Wochen Urlaub für heuer, noch ein bisschen kleinteiliger bleiben und einen kleinen Ferienaufsatz zu einem anderen Thema schreiben: Zum Umstand, dass wirtschaftlicher Erfolg heute einzig und ausschließlich an der Rendite der Kapitalgeber, also der Eigentümer, gemessen wird – man spricht von den sogenannten „Shareholdern“, deren größtmögliche Befriedigung höchste Priorität gegenüber den Bedürfnissen aller anderen Mitspieler, wie Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern (=Stakeholdern) hat.
Auch in modernen betriebswirtschaftlichen Konzepten und Methoden ist dieses Ziel noch immer allen anderen massiv übergeordnet.

So richtige bewusst wird einem das meist anhand konkreter Erlebnisse, etwa wenn Glühlampen, die früher jahrelang hielten, mittlerweile nach kurzer Zeit kaputtgehen – um die Umsatzfrequenz zu steigern.

Oder wenn man im Urlaub oder geschäftlich auf die Idee kommt mit Austrian Airlines zu fliegen.
Durch massiven Kostendruck, der natürlich auch mit der erwarteten Rendite der Eigenkapitalgeber sowie der geforderten Verzinsung der Fremdkapitalgeber zusammenhängt, hat sich die AUA ja unlängst entschlossen, noch mehr Sitzplätze pro Maschine zu verkaufen.

Ab einer Körpergröße von 1m90cm ist man somit jetzt erst recht gezwungen auf Langstreckenflügen entweder großflächig Schlafmittel einzuwerfen, eine Thrombose zu riskieren, auf die beinahe unerschwingliche Business-Class aufzuzahlen oder eben zu versuchen einen der wenigen Notausgangsplätze zu ergattern.

Bis jetzt habe ich das zumindest jedes zweite Mal geschafft. Doch jetzt ist alles anders: Ein solcher Sitzplatz kostet in der AUA ab sofort 70 Euro extra zum normalen Ticketpreis.
Was dazu führt, dass auf meinem Flug ein Teil dieser Plätze von Menschen deren Körpergröße jene von Frodo Beutlin nicht übersteigt, eingenommen wurde. Weil sie 70 Euro hinblätterten.

Den Flugbegleiterinnen war dieser Umstand sichtlich unangenehm und sie versicherten mir, dass sie mit dieser Lösung auch nicht einverstanden sind – mit der nachdrücklichen Bitte, mich doch bitte bei der Geschäftsleitung zu beschweren.

Und auch wenn ein 10 Stunden Urlaubsflug eines FM4-Schreiberlings natürlich alles andere als ein Grund zum Raunzen ist, also quasi Jammern auf höchstem Niveau, zeigt sich auch daran wie alle verlieren während einer gewinnt. Ob deutsche Bahn, Fluglinie oder Wohnbau – das Konzept des privaten Gewinnstreben ist meist das gleiche: Unzufriedene Mitarbeiter, genervte Kunden und Lieferanten die auf ihr Geld warten. Hauptsache Gewinne und Renditen stimmen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese paar hundert Euro pro Flug für eine Fluglinie in Relation zum entstandenen Imageschaden stehen. Dem fliegenden Personal ist das bereits klar.

Wie lange es dauert, bis das auch der Vorstand einsieht wird sich noch zeigen.

Nun, wie immer, noch ein schneller Blick auf die Charts:

The Drums

The Drums

The Drums

Da landen M83 mit ihrem Meisterstück „Midnight City“ in der vierten Wertungswoche auf Platz 3.
Kasabian, die alten Brit-Rotzer, schaffen es mit „Days Are Forgotten“ nur mehr auf den zweiten Platz.
Und die neue Nummer 1 kommt von den Drums, heißt „Money“, passt schön zu dieser kleinen und belanglosen Geschichte und löst diese Woche Kasabian von der Spitze ab.