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Katharina Seidler

Raschelnde Buchseiten und ratternde Beats, von Glitzerkugeln und Laserlichtern: Geschichten aus der Discommunity.

14. 9. 2011 - 19:25

Keep her in mind

Mühelos flattert die Kölner Produzentin Ada zwischen Wolken aus Pop und ambientösem Techno hin und her. Am 30. September flattert sie zum Waves Festival nach Wien.

Hada heißt auf Spanisch Elfe oder Fee. Geschrieben wird das zwar anders als der Künstlername von Michaela Dippel, aber die Bedeutung passt dennoch ganz gut zu ihr. Aus dem kunterbunten Technozirkel rund um die deutschen Plattenlabels Areal und Kompakt ist die Kölnerin immer hervorgestochen, auch wenn sie seit knapp zehn Jahren ein wichtiger Teil davon ist. Ihre Beats durften durchaus pumpen, aber ihnen haftete immer eine bestimmte Leichtfüßigkeit an, die man eher vom Pop und Indie kennt. Die Ada-Tracks sind eher Songs, sie sind grazil, humorvoll und verspielt, auch wenn sie auf dem Dancefloor ebenso funktionieren.

"Close your eyes and wet your lips..." - Dieses Lied begleitete mein 18-jähriges Selbst durch viele Monate und Jahre.

Nach ihrem Debütalbum "Blondie" aus dem Jahr 2004 brachte Ada noch vereinzelt Singles heraus, um sich dann im letzten Jahr ihrem Umzug nach Hamburg und ihrem Bandprojekt Cologne Tape zu widmen. Cologne Tape, diesem Kollektiv großartiger Kölner Musiker, zu dessen Mitgliedern The Field und Popnoname ebenso zählen wie Jörg Burger, John Stanier von den Battles und eben Ada selbst. Vom Minimal-Techno weit entfernt, bewegen sich Cologne Tape in post- oder krautrockigen Traumwelten.

Ada ist angekommen

Michaela Dippel alias Ada

Tobias Vollmer

Ada hat auch schöne Haare.

Neben einem sehr feinen Mix aus eigenen und fremden Remixen (prädestinierter Titel: "Adaptions") hat Ada nun im Juni diesen Jahres ihr zweites Album veröffentlicht: "Meine zarten Pfoten". Wie vielsagend, wie viel augenzwinkernder können Albentitel überhaupt sein? Als Frau im großen Technozirkus wird man sowieso schnell in die süße Technopop-Ecke gestellt und eine Platte als "Sommeralbum" ausgerufen.

Das rosarote Cover setzt zum Titel noch eins drauf, die kleinen Monster der früheren Plattencover sind einem Wasserfarbenbild mit einem lieben Esel gewichen. Ada befreit sich endgültig von sämtlichen Erwartungen oder Nicht-Erwartungen, Zuschreibungen, Klischees und Rollenbildern und Produzentenpflichten und entzieht sich auch dem Diktat des Dancefloors.

Waves Vienna

Waves Festival

Waves Festival

Ada spielt am 30. September im Rahmen des Waves Vienna Festivals in der Pratersauna.

Alles rund um Wiens Clubfestival auch auf wavesvienna.com und fm4.orf.at/wavesvienna

"Meine zarten Pfoten" ist ein Popalbum, erschienen auf dem fantastischen Label des ebenso fantastischen Elektronik-Grenzgängers DJ Koze, Pampa Records. Die Musik schwebt völlig frei zwischen Wolken aus Pop und ambientösem Techno abseits klassischer Songstrukturen. Adas eigene Stimme kommt verstärkt zum Einsatz; Gitarren, Blockflöten, Akkordeon und Vogelgezwitscher gesellen sich dazu wie alte Freunde.

Für musikalische Verbeugungen vor anderen Musikern hatte Ada schon immer ein Herz. Auf ihrem ersten Album kamen so die Yeah Yeah Yeahs zu einer Technopop-Coverversion von "Maps", diesmal sind Luscious Jackson mit "Faith" dran und, als einer der funkelndsten Momente des Albums, Little Joy mit "Keep me in mind" (als Hidden Track am Ende der Platte versteckt).

Ein zweites "Blondie" ist es nicht geworden. Aber Ada wurde von der Produzentin zur selbstbewussten Musikerin, und "Meine zarten Pfoten" ist eine Platte wie ein bester Freund, kann zuhören und trösten, zum Geburtstag gratulieren oder glücklich machen, wenn man sie lässt. Das klingt kitschig? Na und?