Erstellt am: 6. 9. 2011 - 18:03 Uhr
Da lacht der Lochgott
rudi klein
czernin verlag
"Life is funny - but not ha-ha funny", zitiert Rudi Klein am Beginn von seinem neuen Buch Mark Oliver Everett. Nur um diese Songzeile von den Eels unterzubringen, sei das Buch überhaupt entstanden, erzählt Rudi Klein.
"Alles Gute", so heißt es, ist eine Auswahl seiner Arbeiten, ergänzt mit Skizzen und Entwürfen, Fotos, Collagen, Briefe und verschiedensten Objekten von seinem Zeichentisch.
Funny
Es gibt in Österreich eine Handvoll Menschen, die uns in diversen Zeitungen immer wieder mit ihren Zeichnungen zum Lachen bringen.
Einer von diesen ist der Cartoonisten Rudi Klein.
Kein Strich zu viel, kein Wort zu viel, keine Zeichnung ohne Wirkung.
didi sattmann/wien museum
So kennen wir Rudi Klein, auch bekannt als Ivan, Ruud, Rudi oder Rudolf - und bei FM4 auch als Hr. Klein mit seinem Adventkalender "Geschenke für Feinde".
"Ich war immer ein Mensch mit einem Snoopy-Charakter, der eigentlich gar nichts machen und nur im Bett liegen wollte," erzählt Rudi Klein, Auftraggeber hätten ihn zur Arbeit gezwungen.
"Ich bin ein ganz schlechter Stressempfänger. Jetzt zeichne ich nur auf Befehl." Hin und wieder habe er kleine Einfälle, die er sich notiert. "Aber das meiste passiert auf Zuruf."
Die Zurufe kommen von diversen Tages- und Wochenzeitungen aus Österreich und Deutschland.
rudi klein
rudi klein
Ob politische oder gesellschaftliche Anlässe, ob für Autofahrer- oder Satirezeitungen, ob Popkultur oder prekäre Arbeitssituationen. Rudi Klein bringt mit seinem klugen Wortwitz und den einfachen Zeichnungen den heißen Brei auf den Punkt, um den andere ewig herumreden.
Kurzer Lacher - lange Nachwirkung.
rudi klein
Die Themen habe er früher in diversen Boulevardzeitung in "feindlichen Medien" gefunden, erzählt Rudi Klein. "Inzwischen bin ich zu schwach, um das zu lesen." Ähnlich geht es ihm mit politischen Diskussionen im TV. "Das hat einen Langweiligkeitsfaktor erreicht, wo ich nicht mehr kann. Man kriegt das eh relativ leicht mit: ein paar Schlagzeilen und man kennt die Personen und ihre Verhaltensweisen. Ich muss das nicht mehr anschauen, um darüber zu zeichnen."
rudi klein
Die österreichische Politik ist also längst kein Fundus mehr für ihn. "Ich vermeide Tagespolitik, wo ich nur kann. Mich interessieren die Grundprinzipien, die dahinter stecken, aber die einzelnen Aussagen von irgendwelchen Spindeleggers und Konsorten interessieren mich null."
rudi klein
Er sei aufgrund seines Alters das, was böse Menschen "sozialromantisch" nennen. "Also ich glaub noch, dass sich irgendwie noch einiges zum Guten wenden könnte. Dass zumindest die Möglichkeit besteht."
Notfalls kann man ja zum Lochgott beten, einer der bekanntesten Figuren von Rudi Klein.
rudi klein
Rudi Klein hat seine Gegner immer eindeutig definiert. "Da ging es um die Mächtigen und um die, die sich eh wehren können. Das ist so ein kindlicher Trotz auch. Ich will einfach nicht akzeptieren, dass dieser Scheißmarkt alles in unserem Leben bestimmt. Es gibt noch andere Dinge. Und wir alle leiden ja drunter."
Und so entwirft er Cover zu Ratgebern, auf die wir noch gewartet haben:
rudi klein
Oder zeichnet für die Titanic zeitgemäße Superhelden wie
Burnout Boy, Border Girl, Depri Woman oder Captain Ego.
Ha-Ha
Das Leben ist also meist alles andere als "ha-ha funny". Lachen kann Rudi Klein dennoch. Etwa: "Wenn in einer deutschen Talkshow bei Markus Lanz Howard Carpendale und sein Sohn sitzen und eine pseudoernsthafte Diskussion führen und man sieht in Großeinstellung diese beiden und dazwischen sitzt, genau im Zentrum des Bildes, ein Zuschauer, der ein T-Shirt anhat, wo draufsteht 'Der Gürtel muss immer zu den Schuhen passen.'"
"Life is funny - but not ha-ha funny." Aber solange Leute wie Rudi Klein das Leben aufzeigen, gibt es was zu lachen.
In diesem Sinne - Alles Gute, Rudi Klein!
Ausstellung
Ab Donnerstag, 8. September wird auch im Wien Museum Rudi Klein gratuliert.
Alles Gute
Rudi Klein
Eine kleine Reise um den Zeichentisch
8. September 2011 bis 13. November 2011
1040 Wien, Karlsplatz