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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

4. 9. 2011 - 10:48

Was sind wir wieder aufgeräumt!

Zehn Tage nach Ende des FM4 Frequency-Festivals: Endlich ist das Campinggelände wieder sauber.

Auf dem Campinggelände entlang der Traisen schwimmen jetzt, zehn Tage nach Festivalende, wieder Enten statt Bierdosen im Wasser und der Weg gehört den RadfahrerInnen anstatt der Festivalparade. Zuvor war allerding einiges an Aufräumarbeit nötig, um diese Idylle wiederherzustellen: 85 Reinigungskräfte und 15 StraßenreinigerInnen der Stadt waren im Einsatz. 250 Tonnen Müll wurde von ihnen eingesammelt und abtransportiert, darunter 200.000 Dosen.

Festivalgelände

Irmi Wutscher

Vorher und nachher

Im Gegensatz zu manch anderen Festivalgeländen muss in St- Pölten das meiste händisch gereinigt werden: Die AufräumerInnen fischen Dosen aus der Traisen, klauben Scherben aus der Wiese und Müll aus Büschen und Böschungen. Auch kuriose Dinge fördern sie zutage: Heuer waren das zum Beispiel eine Zimmerpalme und einige Wohnzimmer-Sitzgarnituren. „Man glaubt gar nicht, was die Leute alles mitbringen und dann hierlassen“, erklärt FM4 Frequency-Veranstalter Harry Jenner. Fast liegt die Vermutung nahe, dass so teils der heimische Keller von Sperrmüll gesäubert wird. Und die dieses Jahr gefundenen Fliesenreste und ein Kopierer lassen die Vermutung zu, dass das auch unter AnrainerInnen eine beliebte Strategie ist.

Müllvermeidung

Dabei gab es auch heuer wieder Müllvermeidungsmaßnahmen, wie die Dosenrückgabe oder den Green Camping Bereich, wo 1000 Menschen (von 40.000) zelteten. Dort ist man angehalten aufzuräumen, den Müll unverzüglich zu entsorgen und in der Nacht leise zu sein. Das hat heuer bestens funktioniert, daher will Harry Jenner diesen Bereich nächstes Jahr auch auf 5.000 Green CamperInnen aufstocken. „Dabei muss ich aber auf die Freiwilligkeit der Besucher hoffen.“, sagt er.

Außer dem Ausbau des Green Camping Bereichs wird es nächstes Jahr keine neuen Maßnahmen zur Müllvermeidung geben, sagt der Veranstalter. Denn man mache ohnehin schon alles, was man könne: Die Dosenrückgabe, das Pfandbechersystem auf dem Gelände, der Müllsack, der an alle ausgeteilt wird und das Aufstellen von mehr Mistkübeln als je zuvor. „Man kann auch zu viel machen. Irgendwann kennst du dich nicht mehr aus und lässt den Müll dann erst recht liegen“, so Harry Jenner.

Festivalgelände

Irmi Wutscher

Hohe Kosten

Die Kosten, die für Müll vermeiden, aufräumen und abtransportieren anfallen, sind extrem hoch. Wieviel Prozent seines Budgets sie ausmachen, ist Jenner nicht zu entlocken, auch keine genauen Zahlen , aber im „hohen dreistelligen Bereich“ würden die sich schon bewegen. Der größte Posten seien dabei die Trupps, die die Traisen und die Campingplätze begehen und säubern.

Festivalgelände

Irmi Wutscher

Wenn es weiterhin soviel Müll gibt, sagt Harry Jenner, dann gibt es für ihn als Veranstalter nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Tickets werden teurer oder die BesucherInnen vernünftiger. „Am Campingplatz muss niemand vom Boden essen können", sagt er, „Party muss sein, das ist mir schon klar. Aber wenn sich das Publikum ein bisschen zurückbesinnt auf einen vernünftigeren Umgang mit Müll, dann ist allen geholfen und dann wird man auch die Preise auf dem jetzigen Niveau halten können.“

Naja, teurere Tickets, das wollen wir doch alle nicht. Aber ist Vernunft überhaupt möglich? Auf einem Festival, das sich mit dem Lebensgefühl „drei Tage Vollgas“ verkauft? Vielleicht eine etwas widersprüchliche Message.