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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

1. 9. 2011 - 14:21

Bist du vorangemeldet?

Wer ein neues Studium oder einen Master-Studiengang beginnen will, musste sich an den Universitäten bis Ende August elektronisch voranmelden. Wer das nicht gemacht hat, kann im kommenden Wintersemester nicht inskribieren.

Letzte Chance: vorbei. Nur wer sich online eingetragen hat, kann im Herbst ein Studium an einer österreichischen Universität beginnen (das gilt für StudienanfängerInnen genauso wie für Masterstudierende).

Genaue Zahlen, wie viele Studierende sich wofür angemeldet haben, liegen bis jetzt noch nicht vor. Die ungefähren Zahlen lassen aber auf den ersten Blick einen regelrechten Ansturm auf die Unis vermuten. An der Universität Innsbruck haben sich zum Beispiel drei Mal so viele potenzielle Studierende vorangemeldet als vor einem Jahr tatsächlich begonnen haben. Ähnlich sieht es auf der Universität Wien aus, bei der es ca. 30.000 vorangemeldete InteressentInnen für ein Studium gibt, im Jahr 2010 hatten an der Universität Wien etwa 12.500 ein Studium begonnen.

Aufnahmeprüfung an der Medizinuni Wien

APA/HELMUT FOHRINGER

Aufnahmeprüfung an der Medizinuni Wien

Diese Zahlen sind allerdings nur sehr schlecht geeignet, eine tatsächliche Voraussage zu machen, wie viele StudienanfängerInnen es geben wird. Denn die Voranmeldung ist sehr unverbindlich, viele Studierende meldeten sich für mehrere Studien oder für Studien an mehreren Standorten an. Wer erst den Ausgang einer Zulassungsprüfung abwarten muss, meldet sich zur Sicherheit noch bei einem Ersatzstudium an. Und: man muss sich auch für aufbauendes Masterstudien verbindlich voranmelden, auch diese Zahlen sind in den Voranmeldungen enthalten, nicht nur Erstsemestrige.

Geringe Planbarkeit

Bereits jetzt gibt es viel Kritik an der neuen Regelung: Denn die Universitäten können mit diesen Voranmeldungen genauso wenig planen, wie viele StudienanfängerInnen sie haben werden, wie ohne. Allerdings, sagt Christa Schnabl, Vizerektorin für Lehre an der Universität Wien, habe man nun immerhin eine absolute Obergrenze, die nicht überschritten werden könne. Sie hält die Voranmeldungen für eine gute Idee, die aber in der Praxis nicht funktioniert. Sie würde sich eine frühere, verbindliche Zulassungsfrist wünschen.

Auch für die ÖH ist der größte Kritikpunkt, dass die verpflichtenden Voranmeldungen die erwartete Planbarkeit nicht gebracht haben. "Für uns ist das ein weiteres Zeichen der Inkompetenz der Hochschulpolitik", sagt Angelika Gruber vom ÖH-Vorsitzteam im FM4-Interview. "Die wirklichen Probleme werden nicht angegangen. Anstatt dass sich Minister Töchterle um eine bessere Unifinanzierung kümmert, kümmert er sich darum, mit ein paar Schreckenszahlen rauszugehen und dann sagt er, es braucht Zugangsbeschränkungen."

Der angesprochene Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle räumt auch ein, dass die optimale Planbarkeit noch nicht gegeben ist. Er hofft aber auf Verbesserung im nächsten Jahr: "Indem wir jetzt gerade die Verordnung für die Studienwahlberatung in der Begutachtung haben, die ab nächstem Wintersemester in Kraft sein wird. Die Kombination aus verpflichtender Beratung und Anmeldung wird die Sache dann sicher präziser machen."

Höhere Kosten?

Wissenschaftsminister Töchterle bei der Präsentation des "Expertenberichts zum Hochschulplan"

APA/HBF/REGINA AIGNER

Wissenschaftsminister Töchterle bei der Präsentation des "Experten-berichts zum Hochschulplan"

Die ÖH kritisiert, dass die verpflichtende Voranmeldung außer wenigen Informationen vor allem neue Kosten gebracht habe, durch erhöhten Verwaltungsaufwand und die technische Implementierung der Anmeldesystems.

Christa Schnabl, Vizerektorin der Universität Wien, relativiert das, da ja viele Universitäten bereits in der einen oder anderen Form ein elektronisches Anmeldesystem hätten. "Wir hatten so ein System schon, das nur geringfügig umgearbeitet werden musste, daher sind der Universität Wien nicht wirklich neue Kosten entstanden." Das sei allerdings nicht bei allen Universitäten so gewesen.

Frist vorbei – und Tschüss?

Angelika Gruber vom ÖH Vorsitzteam apellierte im Interview an die RektorInnen, bei versäumten Fristen Kulanz walten zu lassen. Denn vielleicht hätten nicht alle potenziell an einem Studium Interessierten von der Voranmeldung erfahren.
Christa Schnabl wiederum glaubt, dass alle Interessierten das mitbekommen haben, das würde alleine die hohen Zahlen der Vorangemeldeten zeigen. Kulant wird die Universität Wien deshalb nur in Ausnahmefällen sein: "Wenn nachgewiesen wird, das es einem Student, einer Studentin absolut unmöglich war, diese Frist wahrzunehmen. Grundsätzlich ist es so, dass das eine Fallfrist ist, so sieht das Gesetz das vor, und das jetzt - schon alleine wegen der Gleichbehandlung aller Studierenden - keine Voranmeldungen mehr möglich sind. "

Für alle die die Frist jetzt wirklich verschlafen haben gibt's noch eine Möglichkeit: Ein Studium an der Technsischen Universität Wien zu beginnen. Die pfeifen nämlich auf die Voranmeldung und man kann sich regulär bis zum 30. November 2011 (Ende der Nachfrist) inskribieren.