Erstellt am: 31. 8. 2011 - 11:57 Uhr
Von Geigern und anderen Unannehmlichkeiten
Er gilt als einer der bedeutendsten Geiger der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit vier Jahren erkrankte er an Kinderlähmung. Er konnte geheilt werden, ist jedoch in Folge der Krankheit auf Krücken angewiesen und spielt deswegen im Sitzen.
Ich liebe seine Musik, aber ich würde ihn nie als Mitbewohner wollen. Ich glaube, dass er – wie der berühmte spanische Geiger Pablo de Sarasate – den Mythos seiner Genialität mit einem täglichen zehnstündigen Üben über 20 Jahren hinweg erklären würde.
Rhona Wise/Festival Of The Arts Boca Handout
Ich habe mal mit drei Geigern für einen Monat in einer Wohnung gelebt - das reicht für mein ganzes Leben.
Drei Geiger auf 20 Quadratmetern
Damals wohnte ich in einer schlecht beleuchteten, verrauchten Souterrainwohnung. Zu Zeiten der Monarchie hat dort sicherlich der Portier gewohnt. Meine Wohnung, der Hinterraum einer Pizzeria, war bestimmt auch seit Monarchiezeiten nicht gestrichen worden. Wenn man einmal drin war, glaubte man die ganze Zeit, dass alle Ausgänge verriegelt waren.
Mein Mitbewohner studierte Violine am Konservatorium. Als ob sie es vorher besprochen hätten, kamen zu dieser Zeit seine Schwester und meine damalige Freundin, um sich auch am Konservatorium für Violine zu bewerben. Drei Geiger auf 20 Quadratmetern, die zehn Stunden am Tag üben, um den Ruhm Itzhak Perlmans zu erreichen, sind eindeutig zu viel. Zu dieser Zeit arbeitete ich bei der Fußballeuropameisterschaft in Österreich. Ich verkaufte die ganze Nacht Bier an Fußballfans. Nach einer schlaflosen Nacht ging ich zurück in das Loch, das ich meine Wohnung nennen durfte. Und dort haben immer drei muntere Geiger auf mich gewartet, bereit, den ganzen Tag zu üben.
Kunst und Bierrülpser
Ich hätte nie gedacht, dass mir das Geschrei der Fußballfans viel lieber sein würde, als der Klang einer Geige. Aber es war so! Ich habe mit großer Ungeduld gewartet, dass meine „Zeit zum Ausruhen“ endet, dass ich die Welt von Paganini verlasse, und ich das wunderbare Meer von Flüchen und Bierrülpsern der Fußballfans wieder betrete. Es ist vielleicht unfair der Kunst gegenüber, aber unser Leben ist immer komplizierter als unsere Vorstellungen davon. Ich versuchte, so viel Zeit wie möglich außerhalb meiner Wohnung zu verbringen. Das hatte sicherlich Folgen, denn wenig später trennte ich mich von meiner Freundin. Sie wurde leider nicht aufgenommen. Ich frage mich, ob Perlman durch sein Geigenspiel auch Probleme mit den Frauen hatte.