Erstellt am: 27. 8. 2011 - 19:10 Uhr
Irene and the City
Better Safe Than Sorry
Kurz danach werden wir alle Experten sein. Instant-Meteorologen, Notfallsspezialisten, Krisenmanager in Sachen Evakuierung wassernaher Spitäler und Altersheime. Und dann, wenn der letzte Kühlschrank wieder ans Netz angeschlossen ist, die massiven Lacken an den Boardwalks versickert sind und die Alten zurück in ihre nursing homes verbracht wurden, werden wir alles wieder vergessen haben. Das nächste Twitter-Gewitter kommt bestimmt.
villagevoice.com
Freitag
I
Nur einfältige Menschen meinen, übers Wetter reden wäre banal – schließlich betrifft es alle. Manche mehr, manche weniger. Mich im Fall von Hurricane Irene eher weniger. Zumindest laut Evakuierungs-Mappe der City Of New York. Unsere Neihborhood Clinton Hill in Brooklyn liegt in sicherer Distanz zum East River und dem Atlantik. Aber man weiß ja nie. Und das wissen auch die Reporter der lokalen Fernsehstationen. Das ist ihr Geschäft. Der Wettertyp von NY1 wettert, als wäre der Blitz in ihn gefahren. War da nicht ein Haifischzahn in seinem Lächeln? Er warnt, er zeigt Betroffenheit, er versucht eine ernste Miene aufzusetzen. Doch wir Zuseher wissen, der Wetterexperte ist Irene verfallen. Er ist verknallt in die Furie. Er begeistert sich an ihren Rundungen, der fürchterlichen Eleganz ihrer Bewegungen, die er mit den Pirouetten einer Eisläuferin vergleicht. Mann ist erregt. This guy has a boner!
Gestern habe ich eine E-Mail von meiner Vermieterin bekommen, die sich sonst nur selten meldet, vor allem wenn man etwas braucht. „Please close your windows“, ist da zu lesen. Aha. Schon hilfreicher die Aufforderung, die mobilen Klimaanlagen aus den Fenstern zu hieven. Die Dinger können unangenehm werden, wenn sie einem um die Ohren fliegen.
II
Im Supermarkt ist die Situation diszipliniert chaotisch - schließlich sind wir in den USA. Da wird höflich angestellt und sich angeregt miteinander unterhalten. In Wien würde wohl Krieg im Billa herrschen. Das Regal mit der "Soy Free!-Unsweetened-All Natural-Lactose Free!-Only 40 Calories Per Serving-Vanilla-Almond-Milk" befindet sich im hintersten Winkel des Ladens. Dort stelle ich mich an. So lange ist die Schlange. Wasser habe ich keines mehr bekommen. Das ist wenig ermutigend, denn es wird mit Stromausfällen gerechnet. Das bedeutet, dass es nicht nur finster wird, sondern auch viele Wasserpumpen stillstehen werden. Klarer Fall von Trockendusche. Immerhin gibt es im Supermarkt Stiegl Bier in Retro-Flaschen. Warum, weiß keiner. Ich hab mal gefragt. „Schtiiiigal“?, what the heck is that? Na das Bier in deinem Regal. Auch egal.
gothamist.com
Im Deli neben dem Supermarkt bohrt der Inder an der Kasse in der Nase und schaut NY1. Die Wassercontainer stapeln sich bis an die Decke. Das Deli ist – mit Ausnahme des Nasenmannes und meinereiner - leer. Modern Life Is Rubbish, haben Blur einmal ein Album genannt. Gutes Stichwort für den anschließenden Gang zur Laundry. Waschen muss sein. Ich kann Irene doch nicht in schmutziger Unterwäsche empfangen!
III
Der Kühlschrank ist gut gefüllt: Hartwurst, Mandelmilch und das Salzburger Six Pack. Alles stromausfallsicher. Batterien für die Taschenlampe sind gebongt. Auch mit dem Abschmieren von Internet und Mobilfunknetz ist zu rechnen. Leider steckt mein Transistorradio in einer Schachtel im Keller meiner alten Wohnung im East Village. Zumindest auch das keine, durch eventuelle Sturmfluten gefährdete low-level area. Man denkt an die hundertausenden Menschen, die ihre Wohnungen verlassen müssen - in Coney Island, Far Rockaway, Teilen von Staten Island und dem Battey Park in Manhattan. "That long lost cousin", scherzte Bürgermeister Bloomberg noch am Donnerstag: "now it's time for a visit". Gestern warnte er allerdings mit wesentlich ernsterer Miene vor der "life threatening" Dimension von Irene.
IV
Gestern Abend in der Alibi-Bar hat ein Spaßvogel Hurricane von Dylan gekapert und als Loop in die Jukebox gedrückt. Der Song läuft auch im Radio in heavy rotation. Andere Popverbrämungen: „Come On Irene“ als Überschrift in der Huffpo in Abwandlung des Dexy Midnight Runners Hit Come on Eilleen. Ich trällere eine Adaption von Dolly Partons Jolene.
V
Eine leicht psychedelische E-Mail terminisiert mein Interview mit Chris Taylor von Grizzly Bear auf Sonntagnachmittag (Chris veröffentlicht demnächst mit Twin Shadow als CANT das großartige Album „Dreams Come True“.). Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Die MTA stellt ab Samstag 2pm den Öffentlichen Verkehr ein. Keine U-Bahn, keine Busse, keine Züge nach Long Island, Upstate oder New Jersey. Der gelernte New Yorker in mir wüde sagen, dass das auch schon egal ist, weil diese ...... ohnehin jedes Wochenende die Hälfte aller Linien stilllegen. Sage ich aber nicht, weil ich ja ein höflicher Mensch bin. Natürlich fällt auch das geplante CANT Konzert am Sonntag ins - ähm - Wasser, so wie so ziemlich alle Gigs und Veranstaltungen an diesem Wochenende.
Warum diese Zeilen nicht schon gestern online gegangen sind, hat übrigens damit zu tun, dass ich neben dem Hamsterkaufen und Vernageln meiner Fenster (just kidding) den Großteil des Freitags damit verbrachte, mit meiner Frau zu skypen. Sie sitzt in Berlin fest. Alle Flughäfen im Großraum New York wurden heute Mittag geschlossen. Flight cancelled. Getrennt durch eine Furie! Passive Untreue! I’m weaping like a dog.
UPDATES:
Jetzt ist es Samstagnachmittag 1pm. Es hat gerade zu regnen begonnen. Es geht also los. Irene, das Luder, hat sich, wie es sich gehört für eine Dame ihres Gewerbes, für heute Nacht angekündigt und soll bis Sonntagnachmittag wüten. „I-rain“ tippe ich als Statusmeldung ins FB und lösche es gleich wieder. Unpassend, denke ich und schreibe dann "a quick look in my shopping bag: swimming goggles and a six pack. i guess i'm ready." Stimmt ja gar nicht. Ich merke gerade, dass ich die Klimaanlage noch immer nicht abmontiert habe. Also dann.
8 PM Der Regen wird intensiver. NY1 meldet, dass die Gefängnisinsel Rikers Island, die im East River zwischen Queens und Bronx liegt, nicht evakuiert worden ist. Scheinbar hat man aus der Katastrophe von Katrina, wo viele inmates in ihren Zellen ertrunken sind, nicht sehr viel gelernt. Zahlreiche Touristen sind in der Stadt gestrandet und müssen morgen aus den Hotels raus und möglicherweise in den hurricane shelters der Stadt unterkommen. Ich koche zwei Kilo Pasta und habe die Badwanne mit Wasser gefüllt. Stranges Gefühl. Ein Penner schiebt eine shopping cart auf der Straße. Er flucht und reagiert nicht auf meine Zurufe. Sonst nur Sirenen in der Ferne.
8:30 PM Die Evakuierungszeiten für die low-level-areas sind längst verstrichen. Doch vor allem viele senior citizens haben sich geweigert, ihre Wohnungen zu verlassen. Das befürchtete Verkehrschaos (Öffis gesperrt), ist ausgeblieben. Con Edison Sprecher Chris Olert macht sich wegen der Überland-Stromleitungen Sorgen. Aber so richtig Kopfzerbrechen bereitet ihm das Salzwasser, das über den erhöhten Wasserpegel in die Stadt fließen könnte und eine Abschaltung von Teilen des Stromnetzes notwendig machen könnte.
09:00 PM Hat es sich Irene etwa anders überlegt? Seit gut zwei Stunden erzählen uns ABC, CNN, NY1 und FoxNews, dass die Furie noch ca. 300 Meilen südlich von New York herumludert. Sicher ist nur, dass Irene Verspätung hat. Ursprünglich für 8 pm angekündig, soll es jetzt Sonntagmorgen in NYC werden. Das National Weather Service hat vorsichtshalber eine Tornado-Watch über New York verhängt. Mittlerweile sind 1 Million Menschen an der Osküste ohne Strom. Die Nudeln kochen. Der Regen hat wieder nachgelassen.
09:30 PM Ein Bekannter meinte heute zum obrigen Blogeintrag, dass er im Unterton etwas zynisch ausgefallen wäre. Ich sage dazu: die Erinnerung ist ein Hund! Zb: Der mediale Kanon lautet in Im- und Ausland, dass New York schon seit Ewigkeiten keinen so großen Sturm mehr erlebt hätte. Pssst, hier ist der Gegenbeweis und das ist nicht mal so lange her. In the meantime: Irene hat etwas an Fahrt verloren. Schon spekulieren die Kommentatoren auf CNN, ob Bürgermeister Bloomberg vielleicht nicht doch etwas überreagiert hätte mit seinem Evakuierungsplan. Am Ende ist man sich aber pflichtschuldig und erwartbar einig: "Better Safe Than Sorry". Der Satz des Tages.
Christian Lehner
10:00 PM Die leise Enttäuschung ist dem NY1-Wettermann direkt anzusehen. Der Hurricane wurde soeben downgegraded und fällt jetzt "nur mehr" unter die Kategorie Tropical Storm. Dennoch hat Con Edison angekündigt, um 2 Uhr morgens in einigen Gebieten von Downtown Manhattan den Strom abzuschalten. Der Regen nimmt wieder zu. Ein erstes Grollen ist draußen zu hören. Die Pasta schmeckt trotzdem.
10:30 PM Frau Irene lässt sich den Broadway anscheinend doch nicht entgehen. Der Impact wird nicht Long Island nordwestlich von NYC sein, Irene wird nach aktuellen Erkenntnissen direkt durch den Big Apple stöckeln. Begleitend rechnen die Meteorologen mit heftigsten Niederschlägen. Das Wasser von oben ist nicht weniger gefährlich als das vom Meer. Die MTA hat die Subway hauptsächlich wegen der Niederschläge geschlossen, da bereits in den vergangenen Wochen Schächte und Stationen durch Regengüsse geflutet wurden. Noch kann niemand sagen, ob die Züge zur rush hour am Montag wieder fahren können. Es dauert ganze acht Stunden, bis das System betriebsfähig ist. Der Regen nimmt stetig zu. Der Höhpunkt wird zum Zeitpunkt der natürlichen Flut um 8 Uhr morgens erwartet. Bloomberg wirkt bei der abschließenden Pressekonferenz um Jahre gealtert. Rikers Island sei durch die erhöhte Lage des Gefängnisses nicht gefährdet. Jetzt liege vieles an der Eigenverantwortung der Bürger. "No matter how the situation will be tomorrow morning: don't leave your home!" Das muss er den Gefangenen nicht zwei Mal sagen ...
Christian Lehner
11:30 PM / 05:30 MEZ Wellenförmig streicht der Wind über das Mosquito-Netz im Außenfenster. Ein kleines thermisches Spektakel als Vorgeschmack auf das Kommende. Ich beschließe, mich früher als geplant niederzulegen. Irene soll erst gegen Sonntag früh so richtig lostanzen und für 6am ist ein Telefoneinstieg bei FM4 geplant. Dennoch rücke ich die Couch in den mittleren Bereich der Wohnung weg von den Fenstern im Wohn- und Schlafzimmer. Sowohl vor dem Haus als auch im backyard stehen große Bäume. Die Erinnerung an den Tornado 2010 ist noch zu lebendig, um ein unnötiges Risiko einzugehen. Damals hat es im Garten des Nachbarn einen Baum entwurzelt. Aus Staten Island werden die ersten Überschwemmungen gemeldet, aus Queens großräumige Stromausfälle. Die Böen werden stärker.
00:30 AM / 06:30 MEZ Woo-ha! Die ersten Sturmböen sausen durch die Straße und lassen die Zweige und Blätter tanzen. Ich schließe alle Fenster und lasse die Rollos runter (Glasbruchschutz). Bin allein in einem Drei-Parteien-Brownstone. But I feel fine. Twitter is over capacity. Keine Menschen mehr auf der Straße.
01:30 AM / 07:30 MEZ No major news. Twitter zwitschert wieder. Zeit für ein Sprint-Nickerchen, bevor es um 6 morgens Eastern Time weiter geht. Kurze Zusammenfassung: Irene hat etwas an Fahrt verloren, hält aber mit gut 80 MPH direkt auf New York City zu. Außerdem hat der National Weather Service sicherheitshalber eine Tornado-Warnung gepostet, die voraussichtlich bis 5 am gilt. Irene soll dann zwischen 6 und 9 Uhr morgens durch NYC wüten. Alle five boroughs melden bereits jetzt Überflutungen und Stromausfälle. Konstanter Regen und mal heftige, mal weniger heftige Böen hier in Brooklyn. Till then.
Sonntag
06:00 AM / 12:00 MEZ Schön, wenn man aufsteht und das Kippen des Lichtschalters lässt den Draht der Glühbirne tatsächlich glühen. Was sonst als Ärgernis empfunden wird, fühlt sich heute ein bisschen an wie Weihnachten mit sieben. Strom, Strom, Strom ist also da! Der erste Scan der Medien ergibt: Irene verliert an Kraft, bleibt aber auch weiterhin ein Problemfall. Weiterhin fällt massig Regen aus dem schwarzen Himmel. Einzelne Sturmböen haben mich schon die letzten Stunden immer wieder aus den Schlaf gerissen. Irenes Hardcore wird in der City jetzt erst für Mittag erwartet. CNN-Rampensau Anderson Cooper berichtet live aus Greenwhich Village, Manhattan, das sich nahe zum Hudson River befindet. Einige Taxis sind unterwegs und auch ein Deli hat schon wieder aufgesperrt. Da die Fenster zu sind, ist es sehr schwül in der Wohnung. Schwitzen zum Frühstück. Es gibt Schlimmeres.
07:00 AM / 13:00 MEZ Plötzlich ist es taghell. Die nächste Herausforderung für die Stadt wird die natürliche Flut des Atlantik sein, die gegen 08:00 Uhr einsetzen wird. Man rechnet mit Überschwemmungen in Teilen von Staten Island, Far Rockaway, Coney Island, der Lower East Side und im Battery Park an der Südspitze Manhattans. Das ist dort, wo ihr beim letzten NYC-Besuch mit den Eltern die Fähre zur Freiheitsstatue bestiegen habt. Die schlechte/ für manche gute Nachricht: schon jetzt steht fest, dass die U-Bahn mindestens bis Montagnachmittag stillstehen wird. Wo man jetzt nicht sein möchte. Montauk am westlichen Ende von Long Island.
Christian Lehner
07:15 AM / 13:15 MEZ Im Ohr 'Like A Hurricane' von Ja-Panik! Telefoneinstieg ins FM4-Festivalradio. Ein Euphemismus! Die Tornadowarnung wurde bis 11 am verlängert.
08:15 AM / 14:15 MEZ New York state of mind! NY1-Anchor Errol Louis kann es kaum fassen. Ersten Schätzungen zu Folge haben über 50% der Bewohner die Gefahrenzone A trotz angeordneter Evakuierung nicht verlassen. CNN berichtet, dass der East River in Lower Manhattan soeben über die Ufer getreten ist. Kann gut sein, dass der Monopolversorger Con Edison dort bald aus Sicherheitsgründenden den Strom abdrehen wird. Insgesamt sind mittlerweile 3 Millionen Menschen an der Ostküste ohne Elektrizität. Chatte mit meiner Frau, die in Berlin hängengeblieben ist. Ob ihr umgebuchter Flug morgen Montag planmäßig abheben und vor allem in JFK landen wird können, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ungewiss. Home alone. *snief*
09:00 AM / 15:00 MEZ Irene ist in Teilen von Long Island, New Jersey und East New York eingetroffen und wurde soeben vom National Hurricane Center erneut um eine Stufe auf "Tropical Storm" downgegraded. Still sounds scary to me. Mit 30 MPH sind die Winde nicht so stark wie befürchtet. Für Nachmittag meldet der NY1-Wettermann sogar Sonne in the city! Der Wasserstand in Downtown Manhattan bleibt dennoch kritisch. Die natürliche Flut sollte sich aber bald zurückziehen. Gawker.com verlinkt zu einer Live-Cam. Noch nie war Reality-TV grauer. Interessante Beobachtung in FB und Twitter: je näher der Sturm kommt, desto mehr scheinen sich alle zu langweilen.
09:45 AM / 15:45 MEZ Ein Fenster ist undicht, halb so schlimm. Der Regen hat erstmals seit Stunden aufgehört. Ruht sich Irene aus? Auch die Böen werden weniger. Trotz eindringlicher Warnungen der Berhörden verlassen die ersten Menschen ihre Häuser und Wohnungen. Der von New Jersey in die Stadt führende track des Holland Tunnel ist gesperrt, auch Teile des FDR-Drives im Osten von Manhattan sind down.
11:00 AM / 17:00 MEZ Wo ist Irene? Zumindest bei mir in Clinton Hill hat sich die Dame bisher nicht blicken lassen. Dabei sollte sie laut Prognosen gerade jetzt ihre bösen Medusa-Augen auf die city richten. Crazy: die Sonne scheint für einen kurzen Augenblick. CNN zeigt Bilder umgestürzter Bäume in Park Slope. NY1 meldet, dass das Wasser am South Seaport in Downtown Manhattan wieder zurückgeht. Das Schlimmste, das in NYC direkt gar nicht soooo schlimm war, scheint überstanden. Die ersten Hundebesitzer und doggies tauchen auf den Straßen auf ...
11:30 AM / 17:30 MEZ Irene is gone! Die big city ist relativ glimpflich davongekommen, der Sturm hat sich nicht lange in NYC aufgehalten und zieht momentan deutlich geschwächt in Richtung Norden. Boston wird Irene vermutlich kaum noch spüren.
Der Nachbar beginnt seinen Garten von herabgestürzten Zweigen und Blättern zu reinigen. Sein Sohn wartet schon mit dem Basketball auf den ersten Korb. Einen Zaun weiter liegt ein riesen Ast quer über das ganze Grundstück. Der dazugehörige Stamm einen Garten weiter wirkt erschöpft und zersaust.
Christian Lehner
Zurück bleibt eine über weite Landstriche verwüstete Ostküste, massive Überflutungen, mehrere Tote (bisher sind noch keine Zahlen über casulties in NYC bekannt), Millionen Menschen ohne Strom, ein sehr müder Bürgermeister, eine nach wie vor geschlossene U-Bahn, erleichterte, aber auch grumpy citizens und ein Blogger, der jetzt drei Tage Kaumschlaf ausgleichen wird. Danke vor allem an die über FB Dabeigewesenen.
Finally
Montag 10:00 AM / 16:00 MEZ
Im ersten Absatz dieses Blogeintrages habe ich geschrieben, dass wir am Ende alle temporäre Experten sein würden. Als die Behörden und die Verantwortlichen der MTA gestern Nachmittag verlautbart haben, dass die U-Bahn und Flughäfen wohl mindestens bis Montagmittag, wahrscheinlich aber Montagabend geschlossen bleiben, habe ich meiner Frau geskyped, dass sie wahrscheinlich trotzdem morgen früh aus Berlin anfliegen wird können. "Das ist nur Vorsichts-Rethorik", so meinte ich. Die Weltzentrale des Kapitalismus lässt keine Montagmorgen rush hour aus, wenn es nicht absolut notwendig ist. Ich sollte recht behalten. In gut drei Stunden kann ich meine Frau wieder in die Arme schließen. Die ersten Subway-Züge nahmen um 6 am den Betrieb auf, MTA-Busse sind bereits seit gestern Nachmittag unterwegs.
Der erste Besucher nach Irene war heute morgen der Exterminator, der vorschriftsmäßig ein Mal pro Monat anklopft, um sich nach unerwünschten Mitbewohnern zu erkundigen. "Any problems, sir?", wollte er wissen. "No´, tx. She went all by herself."