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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

23. 8. 2011 - 18:33

"Dieses Kinderbuch hat mein Leben verändert"

"Unter Palmen" als kollektiv erzählte Geschichte, so sieht der Idealfall aus. So wie am Dienstag: Patrick Pulsinger gibt die Parole aus. "Dieses Kinderbuch hat mein Leben verändert!" Und schon glüht das Telefon.

Während mir zum Thema "Muminvaters wildbewegte Jugend" oder jenes rosa Alterno-Aufklärungsbuch aus der Bücherei einfällt, das so informativ war, dass es meine Mutter vor mir versteckte, denkt Patrick Pulsinger eher an die Geschichten aus der DDR, wo er aufgewachsen ist. "Der Underdog war immer King in meinen Märchen. Keine elitären Vampire oder Prinzessinnen, sondern eher das Bauernmädchen, das es zur Vorarbeiterin in der Kolchose Rote Rübe bringt." Okay, das mit der roten Rübe habe ich jetzt erfunden.

Dann spielen wir "All is love" von Karen O aus dem Soundtrack zum Film "Wo die wilden Kerle wohnen", von dem ich weiß, dass Natalie Brunner Spike Jonze die Verfilmung ihrer kindlichen Lieblingslektüre noch immer nicht verziehen hat.

Und dann kommen:

Hatschi Bratschi Luftballon

Trans-World Musikverlag

Alix - "Hatschi Bratschis Luftballon", von Rolf Rettich und Franz Ginzkey

Während der politisch schwer unkorrekte Bratschi mit dem Fernglas potentielle kindliche Entführungsopfer ausspät, erinnert sich Alix zum Glück nur mehr an den Heißluftballon, von dem aus zur Untat geschritten wird.

Wolf - "Im Fliederbusch das Krokodil singt wunderschöne Weisen", von Hans Domengo und Hilde Leitner

Besonders in Erinnerung aus dieser Sammlung verquerer Geschichten ist Wolf das Bild eines Tellers Suppe geblieben, der mit den Worten "Kindern soll man vor Eintritt in die Volksschule keine Buchstabensuppe zu essen geben, sonst werden sie altklug" beschriftet war. "Das versteht man als Kind noch nicht, aber es fließt sicher unbewusst ein. So wie Spongebob heutzutage!" (Komisch, ich kann mich erinnern, dasselbe Bild damals mit Wut betrachtet zu haben - "Geht mir nicht auf die Nerven mit eurem blöden Erwachsenenhumor! Glaubt ihr etwa, ich verstehe das noch nicht?" Anm. d. Verf.) (Da hat wohl jemand zu viel Buchstabensuppe abbekommen! Anm. d. Red.)

Magdalena - "Die Prinzessin auf dem Kürbis", von Heinz Janisch

Magdalena, von klein auf nicht so recht überzeugt von althergebrachten "weiblichen Tugenden", freute sich sehr, als ihre Eltern ihr dieses Buch schenkten. "Die Prinzessin schläft auf dem Kürbis, aber das macht ihr gar nichts aus. Und auch der Prinz sucht genau so eine nicht-wehleidige Prinzessin."

Kinderbuch: Irma hat so größe Füße

Sauerländer

Ina - "Irma hat so große Füße", von Ingrid und Dieter Schubert

Wegen körperlicher Allzu-länglichkeiten gemobbt, flieht Hexe Irma in den Zahnputzbecher eines kleinen Mädchens mit abstehenden Ohren. Prompt folgt Verbündung und Selbstermächtigung. Und während Ina als Kind dieses Buch gar nicht oft genug lesen konnte, hat sie als Inzwischen-Selber-Mutter noch ein Lieblingskinderbuch: "Lügen, die man kleinen Kindern erzählen kann", Autoren und Buch derzeit nicht auffindbar. "Ist man beispielsweise mit seinem Kind am Meer, erklärt man die springenden Fliegenden Fische einfach mit: Einer von zehn Fischen hat Angst vor Wasser."

Florian - Bilderbücher von Richard Scarry

Vermenschlichte Tiere, die auf großen Doppelseiten wimmeln und Schabernack treiben. Der Blitz der entzückten Erinnerung trifft mich, als Florian von seiner Lieblingsfigur aus den Büchern erzählt. "Bananen-Bobby! Der Pavian fährt in einem Auto, das aussieht wie eine große Banane, und trägt mindestens vier Uhren an jedem Handgelenk."

Bananenbobby

Richard Scarry

Sabine - "Der Zauberer von Oz", von Frank L. Baum

Sabines Haushalt zählt drei Ausgaben dieses Fantasieklassikers. Sabines eigene Bücher, und auch ihr Sohn hat ganz von selbst das Buch vom feigen Löwen, der rotbeschuhten Dorothy, dem Blechmann und der smaragdgrünen Stadt gefunden und lieben gelernt. "Mein Sohn und ich haben die Figuren nachgebaut und die Geschichte nachgespielt. Wir hatten eine große Wohnung damals und keinen Fernseher!"

Außer Konkurrenz: Max

Max - meldet sich außer Konkurrenz mit einem Kinderbuch, an dem er selbst gerade arbeitet: "Das Monsterkind". Zusammen mit Anthony, auch Künstler, der lange Jahre auf meinem Waldviertler Hof als Nanny für meine Tochter gearbeitet hat und sich sonst mit Transgender-Issues befasst."

Kinderbuch. Die kleine Raupe Nimmersatt

Gerstenberg

Alex - "Die Raupe Nimmersatt", "Das kleine Ich bin Ich"

("Der Kinder-Selsbtfindungsklassiker!", sagt Patrick gleich), und "Die rote Zora".

"Ich habe das Raupenbuch inzwischen meiner Tochter geschenkt, als sie zwei Jahre alt war, und seither sieht sie die Tierwelt mit anderen Augen. Früher war sie klassisch das Kind, das auf eine Ameise tritt, und jetzt gibt sie viel mehr Acht auf die Mikroorganismen. Und bei all dem, was einem die Werbung so vorgaukelt, was man haben muss, wie man aussehen muss, ist das Ich Bin Ich gut ... das kleine Ich Bin Ich schaut ins Wasser und checkt, dass es einzigartig ist."

Melanie - "Die Geschichte vom Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat", von Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch

"Der Maulwurf trägt das ganze Buch über eine große braune Kackwurst auf dem Kopf. Und das Buch ist auch lehrreich, denn er besucht alle Tiere und dabei sieht man Kuhfladen, Pferdeäpfel und so weiter." Patrick ist sehr glücklich, von Melanie zu hören, dass sie für ihr späteres Leben kein prinzipielles Problem mit Kopfbedeckungen davongetragen hat. "Womöglich eine Metapher, sich von den "Höheren" nicht alles gefallen zu lassen."

Philipp - "Der Struwwelpeter", von Heinrich Hoffmann

"Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 bis 6 Jahren", dieser Untertitel liegt voll daneben, fand Philipp als Kind. "Ich habe bis zur Volksschule am Daumen gelutscht. Als ich drei war, schenkten mir meine wohlmeinenden Großeltern das Buch." In dem der Schneider mit der Riesenschere dem Daumenlutscher die Daumen abschneidet, dass das Blut nur so spritzt. Philipp erschaudert hörbar, als Patrick das Wort "Schere" ausspricht. "Zum Glück stammt meine Mutter nicht mehr aus der Zeit der schwarzen Pädagogik. Sie hat dann die betreffenden Seiten im Buch kurzerhand zusammengeklebt."

Kinderbuch: Reise nach Tripiti

Diogenes

Martin - "Prinz Eisenherz", alle Bände. "Die Reise nach Tripiti", von H.U. Steger

Im Gegensatz zu den heroischen Taten des Drachentöters Prinz Eisenherz steht die Geschichte der tapferen kleinen Tierchen, die nach Tripiti wollen. "Geile Geschichte! Ein Teddybär landet auf der Müllkippe, weil er am Bein beschädigt ist. Dort trifft er auf ein Nachzieh-Pferd, dem ein Rad fehlt. Zusammen beschliesst man, die Reise nach Tripiti anzutreten. Denn dort wohnen Kinder, die gar kein Spielzeug haben. Auf dem Weg treffen sie einen invaliden Hampelmann, eine amputierte Kuh und eine bresthafte Puppe. Schließlich werden sie in der Türkei repariert und setzen auf dem Schiff über nach Tripiti. Die Kinder dort freuen sich extrem, und auf dem letzten Bild sieht man alle Kinder von Tripiti schlafen, und jedes hat eins der Spielzeuge im Arm."

FM4 Unter Palmen

Gibt es auch am Mittwoch. Dann wieder mit Patrick Pulsinger und zum Thema: "Ich bin der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein. Bemerkenswerte Vorfahren". Auf Sendung von 13 bis 14 Uhr. Wir sind gespannt auf eure Ahnen!